Appell
PETA kritisiert Nutzung von Karusselltieren - was Wien dazu sagt
Die Tierschutzorganisation PETA wünscht sich das Aus von Karusselltieren. Die Schausteller-Familie Riedl aus dem Böhmischen Prater sieht das als "große Unverschämtheit", die Stadt plant weiterhin mit dem mit Tieren bestückten Karussell beim Wiener Christkindlmarkt.
WIEN. Eine Meldung aus den USA sorgte für reichlich Gesprächsstoff in den sozialen Netzwerken. Denn die Tierschutzorganisation PETA kritisierte das Verwenden von Tieren in Karussellen, und zwar auch, wenn es sich gar nicht um echte Tiere handelt. In den Niederlanden wurde ein Freizeitpark seitens der Tierschützerinnen und -schützer aufgefordert, auf Karussells mit Tieren zu verzichten.
Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA Deutschland, erklärte gegenüber MeinBezirk.at die Kritik: "Es wird kein Verbot gefordert, sondern unsere Partnerorganisationen haben sich mit einem Brief an Hersteller gewandt. Auf den ersten Blick mag dieser Appell überzogen klingen, jedoch erhalten wir jedes Jahr sehr viele Beschwerden über das Kamelreiten in Ägypten, das Elefantenreiten in Thailand und wegen Pferde, die für Ponykarussells auf Jahrmärkten, für Kutschen auf Mallorca oder für Rosenmontagsumzüge in Deutschland missbraucht werden".
Diese Tiernutzung nehmen laut der Organisation noch immer zu viele Menschen als "selbstverständlich" hin und beteiligen sich durch eine Buchung sogar dran. "Wenn Kinder von klein auf durch das Reiten auf solchen Karussellfiguren unbewusst lernen, dass diese Tiere zu unserem Vergnügen da sind, verhalten sich vermutlich viele von ihnen auch als Erwachsene nicht anders. Daher kann der Ersatz von Karusselltieren ein Beitrag dazu darstellen, dass künftig weniger Tiere für solche Unterhaltungsangebote genutzt werden", so Höffken.
Riedl: "Verfrühter Aprilscherz?"
Hierzulande gibt es keine Mitglieder sowie kein Büro von PETA. Deshalb war man auch nicht in Kontakt mit Betreibern oder Herstellern in Österreich. Dennoch stellt sich die Frage, wie jeweilige Betreiber und Veranstalter zu diesem Appell stehen.
Karusselltiere gibt es in Wien einige, etwa im Böhmischen Prater. Claudia Riedl von der Schausteller-Familie Riedl dachte zuerst, dass es sich bei dieser Nachricht um "einen verfrühten Aprilscherz" handeln würde, denn so eine Forderung kann "nur ein Scherz sein". Im Gespräch mit MeinBezirk.at ist sie der Meinung, dass "der Umgang mit Tieren nicht anhand eines Karussellpferdes gemessen werden kann, sondern es geht darum, wie die Eltern ihre Kinder im Umgang mit Tieren erzielen und ihnen auch beibringen, dass es Lebewesen mit Herz und Seele sind".
Karusselltiere wecken Kinder-Phantasie
"Sehr wohl" können Kinder selbst unterscheiden, ob es sich um ein Karussellpferd oder um ein echtes Pferd handelt, meint Riedl. Die Karusselle wurden erfunden, um Freude und Spaß ins Leben der Menschen zu bringen und auch die Fantasie der Kinder zu wecken. "Wir werden einer derartigen Forderung der PETA in keinster Weise nachkommen und unsere Karusselle in gewohnter Form beibehalten", fügte sie hinzu und bezeichnete die Forderung als "große Unverschämtheit".
Einen Etagenkarussell kann man auch am Wiener Christkindlmarkt seit zwei Jahren finden. Veranstalter Stadt Wien Marketing GmbH meinte, dass es ihrerseits keine Überlegungen gibt, den Betrieb des Karussells einzustellen.
Auch vom Wiener Praterverband gibt es eine Absage. "Wir können PETA versichern: Die Kunststoff-Tierfiguren auf den historischen Kinderkarussellen haben beste Rahmenbedingungen und werden liebevoll gepflegt, schließlich sollen noch viele Kinder-Generationen Spaß damit haben", so eine Sprecher. Aus diesem Grund lädt der Verband "gerne" PETA zum Prater ein, um sich persönlich davon zu überzeugen.
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