Nach Waldhäusl-Sager
Rechtsextreme hängen Banner vor Laaerberg Gymnasium auf
Die Causa Waldhäusl zieht weiter Kreise – nun auch in Wien. Vor dem Laaerberg Gymnasium in Favoriten hängten Rechtsextreme am Freitag in der Früh ein rassistisches Banner auf. Sie unterstützen damit die Aussage des FPÖ-Politikers gegenüber Schülern des Gymnasiums.
WIEN. Für viel Gesprächsstoff sorgt derzeit der niederösterreichische Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) seit seinem Aufritt in der "Puls 24"-Sendung "Pro & Contra", nachdem er sich zu einer heftig umstrittenen Aussage verleiten ließ.
Eine Schülerin des Wiener Gymnasiums am Laaerberg (Klasse 6a) hatte auf den Migrationshintergrund von sich und ihrer Schulkollegen verwiesen und betonte in der TV-Diskussion mit dem FPÖ-Politiker, dass sie nicht in Wien wären, wenn Waldhäusl Vorstellungen zum Thema Asyl umgesetzt worden wären. Sein anschließender "Dann wäre Wien noch Wien"-Sager sorgte für landesweite Empörung, die Waldhäusl auch eine Anzeige wegen des Verdachts auf Verhetzung einbrachte (die BezirksZeitung berichtete).
Rechtsextreme hängten Banner vor Gymnasium auf
Am Freitag, 3. Februar, wurde die Waldhäusl-Causa um ein trauriges Kapitel reicher. Wie mehrere Medien berichteten, hatten Rechtsextreme frühmorgens ein rassistisches Banner mit der Aufschrift "Waldhäusl hat Recht! Das ist nicht mehr Wien" vor dem Laaerberg Gymnasium in Favoriten aufgehängt und auch Flyer mit diskriminierenden Botschaften verstreut. Das bestätigte Bezirksrat Konstatin Böck (SPÖ) in einem Bericht des "Kuriers".
Die Flyer und das Banner wurden gegen 6 Uhr in der Früh vom Schulwart noch vor Eintreffen der Schüler und Schülerinnen entfernt. Aufgrund der Schrift und der Slogans vermutet Böck im Kurier-Artikel die "Identitäre Bewegung" hinter der Aktion. Es sei jedenfalls nicht das erste Mal, dass die Gruppierung in Favoriten derartige Aktionen veranstaltete. Die Polizei soll laut dem Bezirksrat über den Vorfall bereits informiert sein.
Wiederkehr verurteilt Banner-Aktion
Auch Bezirksrat Muhammed Yüksek (SPÖ) twitterte bereits über die rechtsextreme Banner-Aktion. So schrieb er auf seinem Twitter-Kanal. "Laaerberg Gymnasium wurde heute in den Morgenstunden Ziel einer rechten Angriffes! Banner und Infozetteln mit rassistischem Kontext, wo Waldhäusl recht gegeben wird." Weiters betonte er, dass die SPÖ Favoriten geschlossen hinter der Schule steht.
Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) hat ebenfalls bereits Stellung dazu genommen und verurteilte die rassistische Aktion aufs Schärfste.
"Solche Angriffe dulden wir in Wien nicht und müssen Konsequenzen haben! Dieser Vorfall zeigt deutlich, welche Folgen die hetzerische und menschenverachtende Politik der FPÖ hat. Landesrat Waldhäusls rassistische Aussagen gegenüber Wiener Schüler*innen waren Anlass für diesen rechtsextremen Angriff auf ihre Schule. Das ist eine Politik zum Schämen. Das ist eine Politik, die Menschen diffamiert und gefährdet - in diesem Fall junge Menschen. In Wien ist Platz für alle, die etwas zum gemeinsamen Zusammenleben beitragen und sich an unsere Regeln halten. Menschenverachtende Rassisten gehören nicht dazu", so Wiederkehr in einer Aussendung.
Bereits im Vorfeld hatte der Wiener Integrationsrat (W.I.R.) Waldhäusl für seine Aussage heftig in Kritik genommen. Dieser sieht in Wien ohne Migration vor allem eines: Leere. Städte wie Wien seien, damals wie heute, "Orte des Miteinanders, der Vielfalt, des Ankommens und der Integration". Waldhäusls Aussage, dass ein Wien ohne Migration "noch Wien" wäre, tritt der Rat so entschieden entgegen – die BezirksZeitung berichtete.
Politik fordert Rücktritt
Entsetzt über den rechtsextremen Angriff auf das Gymnasium zeigte sich auch der SPÖ-Bundesparteivorstand – und forderte am Freitag einstimmig den Rücktritt des blauen Politikers. "Für mich ist klar, dass wir uns als Sozialdemokratie einer Partei, die einem Kind ins Gesicht sagt, du gehörst nicht hierher, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegenstellen werden", so SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner am Freitagnachmittag.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch fürchtet nach der rechtsextremen Aktion Schlimmstes. "Die menschenverachtende Hetze von FPÖ-Landesrat Waldhäusl ist ein Brandbeschleuniger und gefährdet die Sicherheit von Wiener Schüler*innen", so Deutsch.
Auch Jugendsprecherin der Grünen, Barbara Neßler, sieht Waldhäusl nach Bekanntwerden der Aktion rücktrittsreif. "Die rassistische Hetze von Gottfried Waldhäusl hat binnen kürzester Zeit zu einer rechtsextremen Aktion gegen Kinder geführt. Das zeigt auf schmerzliche Weise: Jemand wie Gottfried Waldhäusl hat in einem politischen Amt nichts verloren", so Neßler am Freitag.
Ins Rathaus und Parlament eingeladen
Die Causa um Waldhäusl hatte neben Empörung aber auch eine Reihe Solidaritätsbekundungen ausgelöst. So lud Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a zu sich ein. Diese werden Anfang übernächster Woche – also nach den Semesterferien – von Ludwig im Rathaus empfangen. Der Wiener Bürgermeister lehnt die "zutiefst menschenverachtenden Aussagen" von Waldhäusl "mit aller Vehemenz ab".
Einen Sprung ins Parlament machte die Klasse bereits am Donnerstag. Sie folgten damit der Einladung von Neßler. Im Hohen Haus besichtigten die Schülerinnen und Schüler unter anderem den Plenarsaal und setzten sich provokant auf die Plätze der FPÖ-Politiker.
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