Wiener Wiesenthal Institut
Simon Wiesenthals Nachlasswerk wird digitalisiert
Sein Leben lang suchte der Holocaust-Überlebende Simon Wiesenthal nach ehemaligen NS-Tätern. Viele Verantwortliche konnten durch seine unermüdlichen Recherche ausfindig gemacht und verurteilt werden. Das Wiener Wiesenthal Institut will sein umfangreiches Nachlasswerk digitalisieren und so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
WIEN. "Recht, nicht Rache" – diesem Credo widmete sich Simon Wiesenthal Zeit seines Lebens. Selbst dem millionenfachen Judenmord knapp entkommen, trug er nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Recherchen maßgeblich dazu bei, teils hochrangige Nationalsozialisten aufzuspüren.
Durch seinen unermüdlichen Einsatz konnten etwa Nazigrößen wie Adolf Eichmann, einer der zentralen Figuren zur Umsetzung des Holocaust und Architekt der "Endlösung der Judenfrage", aufgespürt und zur Verantwortung gezogen werden.
Vermächtnis für nachfolgende Generationen
Wiesenthals umfangreiche Archivsammlung umfasst unter anderem Dossiers zu NS-Tätern und Originale seiner Korrespondenz mit Nazis, die er nach dem Krieg enttarnte. Seine Falldossiers zu rund 12.000 Personen aus 65 Ländern will das Wiener Wiesenthal Institut als digitales Kulturerbe nicht nur einer breiteren Öffentlichkeit und Forschern zur Verfügung stellen, sondern auch für nachfolgende Generationen konservieren.
"Das eine ist, dass die analogen Akten so auch eine digitale Kopie erfahren und damit natürlich auch eine Sicherung des Bestandes für die Zukunft gegeben ist, weil Papier hält lange, aber natürlich nicht ewig. Noch wichtiger aus meiner Sicht ist, dass eine Recherchierbarkeit vom Inhalt der Akten viel schneller gegeben ist", erklärte Jochen Böhler, Direktor des Instituts in "Wien Heute".
Ab 2024 teilweise online abrufbar
Die Sammlung von Wiesenthal, der 2005 verstarb, habe lange Zeit kaum öffentliche Beachtung gefunden, hieß es vom Wiesenthal Institut. Im Jahr 2022 gingen jedoch vermehrt Anfragen zuFalldossiers ein. Am meisten nachgefragt würden Dossiers, die sich auf Personen bezögen, etwa zu Adolf Eichmann.
In einem ersten Schritt werden alle Personendossiers digitalisiert. Das umfasst rund 120.000 gescannte Seiten in 194 Kartons. Darin finden sich Informationen zu über 12.000 Personen. Das Digitalisierungsprojekt wird vom Kulturministerium gefördert. Im Herbst 2024 soll es fertig und teilweise online abrufbar sein.
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