Römer in Wien
Warum sich Vindobona halten konnte und Carnuntum nicht
Einer spannenden Frage ist bei der Fachkonferenz European Geosciences Union (EGU) in Wien nachgegangen worden: Warum verfiel die einst bedeutende Römerstadt Carnuntum, während sich das wesentlich kleinere Vindobona im Laufe der Jahrhunderte zur Weltstadt Wien etablierte?
WIEN. Wenn man die historischen Anfänge des heutigen Österreichs beleuchtet, kommt man an Carnuntum nicht vorbei. Die in der niederösterreichischen Marktgemeinde Petronell-Carnuntum gelegene Römerstadt - besser gesagt, was davon noch übrig geblieben ist - galt einst als bedeutendste auf heimischen Boden.
Weit weg von Rom, dem damaligen Zentrum des antiken Geschehens, errichteten die alten Römer zirka im ersten Jahrhundert in der pannonischen Ebene ein Heereslager auf einer alten Keltensiedlung. Ursprünglich nur als Winterlager gedacht, blühte Carnuntum in den nächsten zwei Jahrhunderten zur bedeutendsten Römerstadt in Pannonien auf.
Aufstieg und Fall Carnuntums
Unter Kaiser Trajan (Regierungszeit 98 bis 117) stieg es zur Provinzhauptstadt von Oberpannonien auf und zählte auf ihrem Zenith sogar zu den wichtigsten Metropolen des römischen Reichs. Auf seinem Höhepunkt (etwa gegen 200 nach Christi) lebten bis zu 50.000 Menschen in der Stadt, die sich zu einem Schmelztiegel der Kulturen entwickelt hatte.
Keine 40 Kilometer weiter westlich an der Donau stand eine andere, weit weniger bedeutende befestigte Siedlung der Römer, die etwa zur selben Zeit errichtet wurde: Vindobona. Es war eines von vielen Außenposten, um den Limes, die Grenze des Römischen Reiches, zu sichern.
Donau als wesentlicher Faktor
Doch während Carnuntum das Schicksal des (west)römischen Reiches teilte, also nach und nach verfiel, aufgegeben wurde und schließlich sogar in Vergessenheit geriet – heute erinnern nur noch Ruinen wie das "Heidentor" an einstige Glanzzeiten – überdauerte Vindobona die Geschichte und entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zur Weltmetropole Wien.
Wie kam es dazu, dass die Metropole Carnuntum verfiel und stattdessen das kleine Vindobona in den nächsten zwei Jahrtausenden zur Weltstadt Wien aufstieg? Dieser spannenden Frage ging man bei der Fachkonferenz European Geosciences Union (EGU) in Wien nach.
Vindobona mit besseren Lage
Diana Hatzenbühler vom Institut für Geologie der Universität Wien hat dazu eine ganz banale Theorie parat: Die Lage Vindobonas war einfach "gemütlicher". Doch nicht nur das. Carnuntum wurde quasi ein Opfer der Geopolitik, meinte sie am Donnerstag, 27. April, bei der Generalversammlung der EGU.
Es war mehr im Fokus von Aufständen und militärischen Vorfällen als das kleine Geschwisterchen im Westen. Die Provinzhauptstadt Carnuntum war damals viel exponierter und hatte im Osten keine starke, schützende römische Befestigung.
In Vindobona war dagegen der Zugang zum sauberem Wasser gegeben und dort konnte die Bevölkerung im Gegensatz zu Carnuntum ein beschaulicheres Leben führen. Im zehnten Jahrhundert wurde seine Befestigung forciert, die sich im 19. Jahrhundert als für das starke Wachstum störend herausstellte und entfernt wurde. Die recht unbändige Donau wurde reguliert, und im zwanzigsten Jahrhundert folgte eine "große Beschleunigung": Wien wuchs und wuchs zur heutigen Weltstadt heran, so die Geologin.
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