Mieten, Zugang, Alleinerziehende
Hürden für Wohnungslose werden in Wien größer

- Der Verband der Wiener Wohnungslosenhilfe sieht immer größerer Hürden für ihre Klientinnen und Klienten.
- Foto: Ev/Unsplash
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Der Verband Wiener Wohnungslosenhilfe zeigt sich in seinem neuesten Situationsbericht alarmiert. Die Hürden zur Wiedererlangung einer Wohnung würden immer größer. Besonders prekär sei die Lage für alleinerziehende Mütter.
WIEN. Die Teuerung schlägt auch beim Thema Wohnraum in Wien hart zu. Zahlreiche Mieterinnen und Mieter sehen sich mit höheren monatlichen Kosten konfrontiert. Noch schlimmer sei es für jene, die ohnehin schon kein Dach über dem Kopf haben.
Das zeigt der jüngste Situationsbericht der Wiener Wohnungslosenhilfe. Der Verband ist ein Zusammenschluss verschiedener Hilfsorganisationen, wie dem Roten Kreuz, der St. Elisabeth-Stiftung oder dem Neunerhaus. Immer höhere Mieten würden es noch schwerer machen, wieder von der Straße in die eigenen vier Wände zu finden. Man rechnet vor: Die privaten Mieten wären seit 2008 weit über der allgemeinen Inflation und den Lohnanpassungen um 67 Prozent gestiegen.

- Die Bautätigkeit im geförderten Wohnbau ging zuletzt zurück.
- Foto: Johannes Reiterits
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Gleichzeitig würde auch die Bautätigkeit rund um das günstigere Wohnraumsegment sinken. Der Anteil an gefördertem Wohnbau ging demnach in Wien zwischen 2018 und 2021 zurück. Zusätzlich sei der Zugang zu leistbarem, sozialem Wohnbau an zahlreiche Voraussetzungen geknüpft. Man kritisiert auch, dass der Vergabeprozess oft zu intransparent gestaltet sei und die Wartezeiten auf geeignete Immobilien zu lange sei.
Offline bleibt über
Die zunehmende Digitalisierung, gerade was Behördenwege angeht, würde weitere Barrieren schaffen. Gerade für jene, welche nicht mit dem Umgang im Internet gewohnt sind bzw. Ressourcen zum Zugang fehlen. Denn wer keinen festen Wohnsitz hat, dem fehlt oft auch der Zugang zu einem Internetanschluss oder einem Smartphone, erklärt Waltraud Kohlbauer, die Leiterin des Bereichs Wohnungslosenhilfe beim Wiener Roten Kreuz.

- Die Digitalisierung schreitet bei Behördenwegen voran.
- Foto: ID Austria
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"Analoge Alternativen müssen daher erhalten bleiben, um allen Menschen Zugang zu Dienstleistungen und Behörden zu ermöglichen, unabhängig von ihren technischen Möglichkeiten", fordert Kohlbauer.
Familiensituation oft entscheidend
Aber auch das Thema Arbeit würde ausgrenzen. Gerade alleinerziehende Frauen würden am Arbeitsmarkt doppelt diskriminiert werden: Als Frauen und als Mütter. Faktoren, die bei wohnungslosen Müttern noch größer würden: "Die ohnehin enormen Herausforderungen alleinerziehender Mütter verstärken sich durch die Wohnungslosigkeit noch zusätzlich. Ein übergreifendes Merkmal dieser ansonsten diversen Gruppe ist die Abhängigkeit von öffentlicher Unterstützung", erklärt Nicole Meissner, Chefin der St. Elisabeth Stiftung.
"Sie wird besonders in Themenbereichen wie Migration, Gesundheit oder Arbeit - mit starker Ausprägung im Niedriglohnsektor, verschärft durch ein meist fehlendes soziales Netzwerk sowie den fehlenden Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung - deutlich. Die Verschränkung von begleiteten Wohnmöglichkeiten, Beratung und Arbeitsintegration steuert dem gezielt entgegen und erweist sich als wesentlich für eine dauerhafte Eigenständigkeit und Stabilität der Familie", so Meissner.
Lage prekär
Der Verband der Wiener Wohnungslosenhilfe fordert von der Politik daher konkrete Umsetzung von Maßnahmen, welche die angesprochenen Hürden reduzieren. Es brauche eine inklusive Handhabung und Transparenz bei der Wohnungsvergabe, die Öffnung zum sozialen Wohnbau sowie mehr Bestand für verschiedene Haushaltskonstellationen. Für alleinerziehende Mütter benötige es Betreuungsplätze derer Kinder, auch in den Ferien und ohne Anmeldung beim AMS.

- Die Wohnungslosenhilfe sei der letzte Rettungsanker, ermahnt man.
- Foto: zVg/privat
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Die Lage bei der Wohnungslosenhilfe bezeichnet man selbst aktuell als besonders herausfordernd. In allen Bereichen gäbe es Wartezeiten und ungedeckte Bedarfe, während sich eine besorgniserregende Entwicklung abzeichnet: Im Jahr 2023 waren über 750 Menschen mehr als obdach- oder wohnungslos in Österreich registriert als im Jahr davor.
Die negative Wirtschaftsentwicklung, die schwierige Situation am Arbeitsmarkt und die Krise des leistbaren Wohnens alarmieren: "Schon jetzt konstatieren wir, dass sich das Risiko, wohnungs- oder obdachlos zu werden, in die Mitte der Gesellschaft hinein verbreitert. Dort, wo vorgelagerte Systeme versagen, muss die Wohnungslosenhilfe verlässlich einspringen - sie ist der letzte Rettungsanker", ermahnt Elisabeth Hammer, Geschäftsführerin von Neunerhaus.
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