Patientenanwalt-Bericht
"Gemischtes Zeugnis" für Wiener Spitäler

- Der Wiener Pflege- und Patientenanwalt Gerhard Jelinek stellt dem Wiener Gesundheitssystem ein „gemischtes Zeugnis“ aus. (Archivbild)
- Foto: Hans Punz / APA / picturedesk.com
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Keine gute Bilanz liefert der Bericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft (WPPA) über die Lage in Spitälern, bei den niedergelassenen Ärzten sowie im Gesundheitswesen: Gravierender Personalmangel, Qualitätsmängel und tödliche Behandlungsfehler sind nur einige der erwähnten Probleme.
WIEN. Das Gesundheitswesen wurde in den vergangenen Wochen viel diskutiert. Ein Punkt war dabei der Jahresbericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft (WPPA) von 2022 – und das, obwohl er noch nicht mal präsentiert war. Die BezirksZeitung berichtet:
Bei der Veröffentlichung im Wiener Landtag am Mittwoch, 21. Juni, war – wie zu erwarten – eine hitzige Debatte die Folge. Der Bericht ist ab sofort auch online für jeden einsehbar. Neben Einzelfällen zu Behandlungsfehlern beinhaltet der Bericht auch allgemeine Einschätzungen zur Lage der Spitäler, der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie des Gesundheitswesens in Wien. Auch akuter Personalmangel wird thematisiert.
Behandlungsfehler 2022 gestiegen
Im Landtag meldete sich auch der Wiener Pflege- und Patientenanwalt Gerhard Jelinek zu Wort. Alles in allem stellte er dem Gesundheitssystem ein „gemischtes Zeugnis“ aus. Dabei ging der Anwalt auch auf die Beschwerden und Anliegen von Patientinnen und Patienten ein. Interessant dabei: Waren es 2021 noch 4.079 dokumentierten Anliegen, seien 2022 mit 2.973 Anliegen deutlich weniger gewesen.

- 2022 gab es in Wien 790 Beschwerden über Behandlungsfehler. Das ist deutlich mehr als noch im Jahr zuvor.
- Foto: Olga Kononenko / Unsplash
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Zugenommen hätten 2022 hingegen die Beschwerden über Behandlungsfehler. Mit 790 Fällen machten diese 27 Prozent aller Beschwerden aus. Bei 69 Fällen wurden finanzielle Entschädigungen ausgehandelt, 398 Mal wurde kein Behandlungsfehler festgestellt. Dabei betonte Jelinek, dass die Zahl der Beschwerdefälle im Verhältnis zur Zahl der Behandlungen sehr klein sei – sie liege im Promillebereich.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) betonte im Landtag, dass Medizin „von Menschen für Menschen“ praktiziert werde, dabei könnten auch menschliche Fehler passieren. Wichtig sei es, Fehler oder Probleme transparent zu dokumentieren und darauf einzugehen.
Großes Problem: Personalmangel
Laut Jelinek gebe es ein gravierendes Personalproblem, was auch einer der Gründe für Behandlungsfehler sei. Denn wenn Personal rasch arbeiten müsse, steige auch die Gefahr, dass Fehler passieren.
Im Bericht würden auch exemplarisch jene Beschwerden ausgewählt worden sein, die auf einen Zusammenhang mit Ressourcenproblemen oft in Verbindung mit Kommunikationsschwächen hindeuten. Kritik gibt es wegen angeblicher mangelnder telefonischer Erreichbarkeit sowie Betreuungsdefizite während des Wartens in den Ambulanzen.

- Aufgrund der gravierenden Personalprobleme sei die Möglichkeit für Behandlungsfehler größer.
- Foto: Vidal Balielo Jr. /Pexels
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Geht es nach dem Landtagsabgeordneten Wolfgang Seidl (FPÖ), weise der Pflege- und Spitalsbereich "mehr Baustellen als die Strabag" auf – und das insbesondere auch im Hinblick auf das Personal. Laut Jelinek würde der Bedarf an Pflegekräften auch weiterhin steigen, man müsse also die Arbeitsbedingungen verbessern. Der Anwalt hofft, dass die laufenden Finanzausgleichsverhandlungen zu nachhaltigen Reformen führen würden. Digitalisierung, künstliche Intelligenz und eine Vernetzung von Daten könnten für Entlastungen sorgen.
Gefahr der Mehrklassenmedizin?
Allerdings gehe das Problem viel weiter: Die WPPA verweist in ihrem Bericht auf die Gefahr der Mehrklassenmedizin. Klagen, dass man nur als Privatpatient schnell an einen OP-Termin kommt, sprechen gegen die Objektivität des Terminmanagements, heißt es.
Laut Jelinek sei die Mehrklassenmedizin ein wiederkehrender Inhalt von Beschwerden. Untersuchungen würden länger dauern – wenn man nicht bereit sei, diese selbst zu finanzieren. Dabei verwies die Landtagsabgeordnete Claudia Laschan (SPÖ) auf Berichte, wonach gewisse Patientinnen und Patienten schneller an OP-Termine kämen. Laut Laschan würden viele Menschen bei einer Zuweisungen nicht wissen, dass die Ärztinnen und Ärzte privat verrechnen würden. Diese Vorgangsweise sei „unmoralisch und nicht zu dulden“.



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