Militärstratege Feichtinger
"Krieg in Ukraine keine Gefahr für Österreich"
Walter Feichtinger ist ehemaliger Brigadier des Bundesheers und aktuell Präsident des Centers für Strategische Analysen in Wien. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit den Ursachen und Folgen militärischer Auseinandersetzungen sowie sicherheitspolitischen Fragen. Für die BezirksZeitung analysiert der Militärstratege die Kriegshandlungen in der Ukraine.
WIEN. Der Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Republik Ukraine erschüttert alle demokratischen Staaten der Erde. Durch die Anerkennung der Gebiete Lugansk und Donezk als Volksrepubliken durch Russland wurde der militärische Angriff auf den osteuropäischen Staat absehbar. Walter Feichtinger ist der führende österreichische Spezialist für strategische Untersuchungen. Wir haben mit dem Experten gesprochen.
BezirksZeitung: Erstmals seit 1945 marschierten in Europa fremde Streitkräfte in ein autonomes Land. Wie bewerten Sie die Situation?
WALTER FEICHTINGER: Der militärische Einmarsch stellt den schlimmsten Bruch des Völkerrechts dar. Die unmittelbaren Kampfhandlungen beschränken sich auf die Ukraine. Die NATO rief bei ihren Mitgliedsstaaten die Verteidigungsbereitschaft aus. Gegenwärtig werden ausschließlich wirtschaftspolitische Sanktionen gegen Russland verhängt.
Welche Folgen werden die Länder auf unserem Kontinent in nächster Zeit zu spüren bekommen?
Die Energieversorgung könnte entsprechend der weiteren Entwicklung dieser Krise problematisch werden. Der internationale Warenhandel, von Obst bis zu High-Tech-Produkten, wird betroffen sein. Die Sanktionen gegen politische Repräsentanten Russlands werden deren Bewegungsfreiheit auf internationaler Ebene drastisch einschränken. Russland benötigt, beispielsweise im Bereich der Ölförderung, wichtige technische Komponenten aus Westeuropa, und den USA, die nicht geliefert werden.
Wie wird sich Österreich angesichts der angespannten Sicherheitslage verhalten?
Unser Land ist gefordert, alle Maßnahmen der Europäischen Union solidarisch mitzutragen.
Könnte ein Engpass bei der Verfügbarkeit von Öl und Gas auf uns zukommen?
Ich sehe keine Versorgungskrise. Allerdings werden die Preise für Öl und Gas steigen.
Viele Bürgerinnen und Bürger sind um die Sicherheit ihrer Heimat besorgt. Sind diese Bedenken berechtigt?
Die Österreicherinnen und Österreicher brauchen diesbezüglich keine Angst haben. Die militärischen Operationen beschränken sich auf die Ukraine.
Trifft der russische Präsident seine Entscheidungen alleine, oder haben die Militärs und seine Berater auch einen Einfluss darauf?
Vieles deutet darauf hin, dass Wladimir Putin aus einer abgehobenen Position operiert. Er führt einen Eroberungskrieg, dessen Folgen nicht absehbar sind.
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