Wien
Mahrer kritisiert Zustände am Brunnenmarkt und erntet dafür Kritik
Die Wiener Volkspartei veröffentlichte am Wochenende ein Video vom Brunnenmarkt mit dem Anfangssatz von Landesparteiobmann Karl Mahrer "Verlieren wir nicht unser Wien". Vizebürgermeister Wiederkehr (Neos) nannte die Aussagen "rassistisch", die Polizei prüft den Inhalt des Videos.
WIEN/OTTAKRING. Mit rund 170 Marktständen und 948 Meter ist es der längste ständige Straßen-Detailmarkt Europas: Der Brunnenmarkt. Außerdem handelt es sich um den preisgünstigsten Markt der Hauptstadt und heißt aufgrund seines bunten und multikulturellen Ambientes auch "Orient ums Eck". Dieses Ambiente mag ÖVP Wien-Landesparteiobmann Karl Mahrer offensichtlich nicht.
In einem Video, welches die Wiener Volkspartei am vergangenen Freitag, 17. März, veröffentlicht hat, steht Mahrer am Brunnenmarkt und sagt: "Verlieren wir nicht unser Wien".
"Das war einmal ein Wiener Wahrzeichen. Heute ist alles anders", sagt er. Man habe beim Lokalaugenschein mit den Menschen dort gesprochen, die ihnen erzählt haben sollen, "dass sich in den letzten Jahren hier alles verändert hat". Die Macht über den Markt hätten "Syrer, Afghanen, Araber" übernommen. Deshalb kritisierte man die Stadt Wien und das Marktamt, das "völlig falsch unterwegs" sei.
Bereits in der Neujahrsansprache im Jänner sagte Mahrer, dass es nicht normal sei, dass es auf dem Brunnenmarkt "heute fast keine österreichischen Stände mehr gibt". Außerdem meldete sich Mahrer gemeinsam mit Stefan Trittner, Bezirksparteiobmann der ÖVP Ottakring, in einer Aussendung zu diesem Thema: "War er früher ein Zentrum Wiener Marktkultur, ist er heute eine Verdichtung ethnischer Communities. Zuwanderer schotten sich in Wien zunehmend von der Mehrheitsgesellschaft ab und bauen Parallelwelten auf, um ihre Kultur ungestört weiterzuleben".
"Wir vertreten die oft schweigende Mitte der Gesellschaft, die mit den Entwicklungen in Wien, vor allem mit der voranschreitenden Abschottung von Zuwanderern, dem Entstehen von No-Go-Areas und Unsicherheitszonen nicht einverstanden ist. Dieser Teil der Gesellschaft wünscht sich von der Politik Verbesserungen und nicht das Wegschauen oder Wegreden von Problemen", wird Karl Mahrer in einer Aussendung zitiert.
Kritik im Netz an Mahrer
Mahrers Video und seine Aussagen sorgten für Aufregung im Netz. So etwa schreibt "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk: "Ich kann es nicht fassen, wie Mahrer hier gegen die schwer arbeitenden Marktstandler hetzt. Hier am Brunnenmarkt funktioniert ein Grätzl. Es wurde saniert, aufgewertet. Und er spaziert durch und husst die Leute auf. Das ist so unglaublich gemein".
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) schreibt, dass er selbst nah am Brunnemarkt wohnt und ihn deshalb das Video besonders betroffen macht. "Die Aussagen von ihm (Mahrer, Anm.) sind nicht nur falsch, sie sind rassistisch. Es ist ein schäbiges politisches Manöver, Menschen, die sich bei uns etwas aufgebaut haben und zur Gemeinschaft beitragen, derart zu verunglimpfen."
Mario Dujaković, Pressesprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), postete zu diesem Thema das Video vom "Wien Song" von Kurt Razelli, als Anspielung auf einen alten Ausschnitt vom Brunnenmarkt, als eine Anrainerin die Zustände dort bei "ORF 2" kommentiert hat.
Der Wiener Anwalt Wilfried Embacher, bekannt aus dem "Fall Tina", sagte, dass der Mahrer-Sager nicht "so derb" sei wie der Waldhäusl-Sager "Dann wäre Wien noch Wien", jedoch sei das "versteckt hinter der bürgerlichen Maske, daher umso widerlicher".
Auch Mario Miloradović, Büroleiter von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), meldete sich zu Wort: "Wohne am Brunnenmarkt, Kulturkämpfe hab ich nicht gesehen. Eher Zwiespalt zwischen Leberkas und Pide zu wählen. Wieso ist die ÖVP Wien eigentlich daran interessiert, Unfrieden in ruhige Grätzln zu tragen?".
Polizei prüft Inhalt vom Video
Die Wiener Polizei teilte auf Twitter mit, dass man das Video "zur weiteren Beurteilung an die zuständige Stelle weitergeleitet" habe. Ein Nutzer wollte nämlich wissen, ob der Inhalt des Videos eigentlich strafbare Hetze wäre.
Ein Reddit-Nutzer aus Österreich berichtete am Nachmittag, dass er das kontroverse Video an die Wiener Staatsanwaltschaft weitergeleitet habe.
Hab das Mahrer Video an die Wiener Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Hüfts nix, schods nix. Oder?
by u/Gackibaer in Austria
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