Initiative "zuhause angekommen"
Mückstein sagt Obdachlosigkeit den Kampf an
240 Wohnungen will die neue Initiative „zuhause angekommen“ bis April 2022 an rund 600 wohnungslose Menschen in fünf Bundesländern vergeben. Finanziert wird das Projekt mit 2,65 Millionen Euro vom Sozialministerium.
ÖSTERREICH/WIEN. Gemeinsam mit dem Sozialministerium präsentierte die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO) am Donnerstag die neue Initiative „zuhause angekommen“. Dabei soll das Modell „Housing First“ in Wien, Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten umgesetzt werden. Bis Ende April 2022 sollen 240 Wohnungen an rund 600 armutsgefährdete Menschen vermittelt werden.
Das Projekt „zuhause angekommen“ richtet sich an jene Personen, die aufgrund der Coronakrise in eine finanzielle und existenzielle Notlage geraten und nun von Wohnungslosigkeit betroffen sind. „Schon vor der Pandemie waren rund 22.000 Menschen als wohnungslos registriert. Die Dunkelziffer liegt weit höher“, sagte Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) im Zuge eines Pressegesprächs im "Café Diglas im Schottenstift" in der Wiener Innenstadt.
Aktuelle Zahlen, wie viele Personen in Österreich nun ohne Wohnung sind, gibt es derzeit nicht. Dass diese aber gestiegen sind sei offensichtlich, so Mückstein. Einerseits wurde auch nach der Finanzkrise ein Zuwachs der Delogierungen verzeichnet, andererseits steige seit Monaten die Nachfrage bei entsprechenden Beratungsstellen.
Leistbare Miete mit Beratung
Bei „zuhause angekommen“ ist das Ziel, Menschen Zugang zu einer eigenen, dauerhaften Wohnung im gemeinnützigen Wohnungssektor zu ermöglichen. Dabei sollen nachhaltige Kooperationen zwischen gemeinnützigen Bauträgern die dauerhaft Wohnraum zur Verfügung stellen, und Sozialorganisationen, die ehemals obdach- bzw. wohnungslose Menschen in ihren Wohnungen betreuen, aufgebaut werden.
Der international erfolgreiche Hilfsansatz beruht auf einem einfachen Prinzip: Wohnungslose Menschen erhalten einen vereinfachten Zugang zu einer leistbaren Wohnung mit einem eigenen Mietvertrag. Sie bekommen Unterstützung zur Klärung ihrer Einkommenssituation, sodass sie sich die eigene Wohnung auch dauerhaft leisten können. Sozialarbeiter stehen dabei begleitend zur Seite.
2,65 Millionen Euro Förderung
Konkret sollen in Wien, Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten bis April 2022 etwa 240 Wohnungen an rund 600 armutsgefährdete Menschen vermittelt werden. Koordiniert wird das Projekt von der BAWO. In den Bundesländern wird „zuhause angekommen“ von mehreren Partnern durchgeführt, darunter etwa die Caritas und die Volkshilfe.
Das Sozialministerium stellt für die Initiative 2,65 Millionen Euro zur Verfügung. „Das ist jetzt einmal Feuerlöschen“, gab Mückstein zu. Künftig will der Sozialminister „konsequent gegensteuern“, denn „Wohnen ist ein Grundbedürfnis“. Zudem hat es sich die EU zum Ziel gesetzt, Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden. Insgesamt stellt das Sozialministerium 24 Millionen Euro zur Wohnungssicherung zur Verfügung und weitere 25 Millionen Euro fließen in Projekte zur Armutsbekämpfung – eines davon ist „zuhause angekommen“.
"Es kann jeden treffen"
„Wohnungslosigkeit kommt viel öfter vor, als man glaubt. Die Pandemie hat das noch verstärkt“, sagte Elisabeth Hammer, BAWO-Obfrau und Geschäftsführerin der Wiener Sozialorganisation Neunerhaus. „Wir wollen weg von temporären Lösungen, hin zu nachhaltigen Lösungen.“ Mit dem „Housing First"-Ansatz könne das gelingen, es sei ein erster wichtiger Schritt.
Auch Bernd Rießland, Obmann des GBV (Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigung) betont die Notwendigkeit der des Projekts: „Durch ‚zuhause angekommen‘ wird die Reintegration verbessert. Wohnungslosigkeit ist noch immer ein Tabu-Thema, aber es kann jedem passieren und jeden treffen“.
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