Partnerschaft / Psychotherapie
Wenn sich Menschen zu früh trennen

Menschen, die unter Früh- oder Bindungsstörungen leiden, trennen sich immer wieder vorzeitig, vor allem dann, wenn die Partnerschaft stabil und gesund ist. In diesem Artikel erkläre ich das scheinbar paradoxe Verhaltensmuster. 

Ein Mensch, der als Kind die Erfahrung machen darf, dass er auf der Welt willkommen ist und bedingungslos um seiner selbst Willen geliebt wird, kann auf diesen positiven Beziehungserfahrungen später stabile und solide Partnerschaften aufbauen und sein ganzes Leben lang von diesen guten Erfahrungen und Prägungen mit den liebevollen ersten Bezugspersonen (meist sind das die Eltern) zehren. Konflikte werden auf erwachsener Ebene, mit Eigenverantwortung ausgetragen und rasch gelöst. Der stabile, bindungsgesunde Mensch wächst an seinen Paarkonflikten, übernimmt Verantwortung für sich selbst, seine Emotionen, Bedürfnisse, Gefühle und die Partnerschaft. Er pflegt die Partnerschaft und bringt Konflikte auf den Tisch, um sie konstruktiv mit dem/der Partner*in zu lösen. Er wird auch Krisen durchstehen und sich nach der ersten, euphorischen Verliebtheit nicht trennen, sondern die Verliebtheit in eine erwachsene Liebe überführen. Von toxischen, gewaltvollen oder missbräuchlichen Partner*innen wird er sich distanzieren oder trennen, weil er seine Integrität und Würde spürt. Möglicherweise werden ihn psychische Gewalt und Missbrauch tief erschüttern, er wird sich aber Hilfe suchen oder sich wiederaufraffen und nicht in destruktivem Selbstmitleid schwelgen. In der nächsten Partnerschaft wird der bindungssichere Mensch die Frühwarnzeichen für eine toxische oder schädliche Partnerschaft rasch erkennen, ernst nehmen (er spürt ja seine Selbstachtung und seine Liebenswürdigkeit) und sich schützen. Unberechtigte Schuldzuweisungen und Manipulationen wird er zurückweisen, berechtigte Kritik wird er prüfen und annehmen.

Erwachsene Menschen hingegen, die in ihrer Kindheit keine bedingungslose Liebe erfahren haben oder psychische (körperliche oder sexuelle) Gewalt erlebt haben, tun sich im Erwachsenenalter schwer, sich selbst zu lieben, anzunehmen und zu akzeptieren. Zudem schätzen sie sich als nicht liebenswert ein. Werden sie in einer Partnerschaft von dem/der Partner*in geliebt, so sind sie überfordert und beenden die Beziehung oder brechen immer wieder die Partnerschaft ab (On-Off Beziehung). Dieses Verhalten bezeichnet man auch als Bindungsstörung.

Zudem kommt es in der Sexualität schnell zu Problemen, weil eine Person, die sich selbst als nicht liebenswert betrachtet und empfindet, sich auch als nicht sexuell begehrenswert fühlt. Lust, Liebe und Leidenschaft von Seiten des Partners/der Partnerin könnten zu einer massiven Erschütterung im negativen Selbstbild führen und es kann zu einer Überflutung von seelischem Schmerz und Trauer kommen, wenn ich mir eingestehen muss, dass ich als Kind nie um meiner selbst willen geliebt worden bin.

Insofern kann es einen Menschen, der nie echte Liebe in seiner Kindheit erfahren hat, massiv überfordern, wenn er in einer erwachsenen Partnerschaft von dem/der Partner*in bedingungslose Liebe erfährt. Der Schmerz, den die ersten Bezugspersonen verursacht haben, aber auch Gefühl von Wut und Hass auf diese darf nicht gefühlt werden.

Sogar die besten und gesündesten Beziehungserfahrungen mit liebe-vollen Partner*innen werden als negativ erlebt, meist sogar als verdächtig („Wo ist der Haken?“), weil sich Menschen mit Beziehungs- und Bindungsstörungen ja im tiefsten Innersten als nicht liebenswert fühlen. Auch Depressionen und starke Ängste können die Folgen sein. Mitunter sabotieren sich Menschen mit Frühstörungen dann selbst, flüchten aus einer guten Partnerschaft, beenden diese viel zu rasch oder sabotieren die Beziehung. Es handelt sich dabei um ein Vermeidungsverhalten: Ich vermeide positive, korrigierende Erfahrungen und den Schmerz, der dann hochkommen würde.

Menschen, die solchen Liebesmangel erfahren haben, kompensieren diesen häufig mit Promiskuität, instabilen Liebesbeziehungen, raschem Partner*innenwechsel und körperlicher Lust ohne Gefühle. Der Sex wird dann völlig beziehungslos und Mittel zum Zweck, sie Sexualität von der Hingabe zur Hergabe. In der Regel führt der Sex auch nicht zu einer wohligen und befreienden Entspannung.

Sogar selbstschädigende Verhaltensweisen wie Sexdrogen (Chemsex) oder Sex ohne Kondome finden dann häufig statt, und das Risiko von seelischen und körperlichen Schäden (etwa Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten) wird unbewusst zur Selbstbestrafung immer wieder eingegangen.

Typische Aussagen für Bindungsstörungen bei vorzeitigen Trennungen sind:

„Ich habe solche Zweifel.“
„Du, ich habe nochmal nachgedacht, ich liebe Dich nicht mehr.“ (beachte die Fehlleistung in der Wortwahl: es müsste lauten „nachgefühlt“, statt „nachgedacht“)
„Es war nur die erste Verliebheit, weil ich so viele Hormone hatte, aber jetzt bin ich nicht mehr verliebt und meine Glückshormone sind weg. Darum trenne ich mich.“
„Ich habe geglaubt du bist meine große Liebe [die mich erlöst], aber du bist es halt nicht. Mir fehlt etwas.“
„Wir müssen miteinander reden: Ich bin nicht mehr verliebt.“
„Es passt auf einmal sexuell nicht mehr für mich.“
„Ich muss halt fremdgehen, das sind meine Hormone und ich muss ja meine Gene verbreiten.“
„Ich habe Deine Liebe ja gar nicht verdient. Du verdienst jemand besseren.“

In der Regel suchen sich Menschen mit Bindungs- und Frühstörungen Partner*innen, die sie schlecht, missbräuchlich und toxisch behandeln, weil sie sich ja im Innersten als nicht liebenswert empfinden und unbewusst davon ausgehen, dass sie ohnedies nur eine schlechte Behandlung bzw. gewaltvolle oder giftige Beziehung verdienen. Im Gegensatz zu bindungssicheren Personen trennen oder schützen sie sich aber nicht vor gewalttätigen Partner*innen, sondern bleiben ohne Selbstschutz, Selbstfürsorge oder eine gesunde Abgrenzung viel zu lange in schädlichen Partnerschaften.

An dieser Stelle muss ich übrigens auf einen falschen Umkehrschluss hinweisen: Nicht jeder Mensch, der in einer schwierigen oder gewaltvollen Partnerschaft lebt, hat eine Bindungsstörung. Es gibt in unserer narzisstischen und hysterischen Kultur viele Menschen, die sich in Partnerschaften missbräuchlich verhalten oder Gewalt ausüben. Insofern ist es sehr wahrscheinlich, dass auch ein bindungssicherer Mensch im Laufe seines Lebens an schlechte, narzisstische oder bindungsgestörte Partner*innen gerät.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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