Sozialwissenschaft
Migration, Familie und der Arbeitsmarkt
Manche Geflüchtete haben es einfacher, Arbeit zu finden. Wieso, das erforscht Nadia Steiber.
JOSEFSTADT. Sozialwissenschaft kann helfen, große, gesellschaftliche Fragen zu beantworten. Dazu zählt auch die Eingliederung von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt.
Eine Frage, der am Institut für Höhere Studien (IHS) in der Josefstädter Straße 39 nachgegangen wird, und eines der Forschungsgebiete der Soziologin Nadia Steiber: „Wir haben untersucht, wie schwer sich Flüchtlinge aus 28 Herkunftsländern mit dem Arbeitsmarkteintritt tun.“
Hilfe bei der Jobsuche
Daten von rund 30.000 Menschen, die zwischen 2001 und 2016 einen positiven Asylbescheid bekommen haben, wurden analysiert.
Für ankommende Menschen wurde es immer schwieriger: Geflüchtete aus dem Balkangebiet, die in den 1990er-Jahren und Anfang 2000 nach Österreich kamen, fanden hier schon eine Community vor, die bei der Jobsuche helfen konnte. Bei den Menschen, die heute vorrangig aus dem Nahen Osten kommen, sei das nicht so einfach.
Sprache als Voraussetzung
Auch ein anderes Ergebnis der Untersuchungen von Steiber und ihren Kollegen Stefan Vogtenhuber und Andrea Leiter ist vielleicht überraschend: „Für männliche Geflüchtete mit höherer Bildung dauert der Arbeitsmarkteinstieg am längsten – länger als für jene, die nur einen Pflichtschulabschluss haben.“
Erklärungen gibt es viele. Qualifikationen aus den Herkunftsländern werden hier oft nicht anerkannt, manche Hochschulabschlüsse gar nicht erst akzeptiert. Dazu kommt, dass die Geflüchteten zuerst das System verstehen und vor allem die Sprache lernen müssen. „Da können weder die Arbeitgeber noch die Flüchtlinge etwas dafür. Es gibt einfach eine gewisse Inkompatibilität, und um die auszugleichen, braucht es Zeit.“
Aus der Situation ergebe sich oft ein interessantes Familienbild: Viele Frauen nehmen während der Übergangsphase, in der die Männer für den österreichischen Arbeitsmarkt relevante Zusatzqualifikationen erwerben, einen Job an, für den sie deutlich überqualifiziert sind.
Hinsichtlich der Situation der Geflüchteten bräuchte es vermehrt Hilfestellungen: „Das AMS sollte nicht nur Leute mit Pflichtschulabschluss beraten, sondern auch die, die viel zu bieten hätten, aber trotzdem schwer Arbeit finden.“
Autorin: Katharina Kropshofer
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