Zwettl
Regionalberater Josef Wallenberger: "Sind keine Abwanderungsregion"
Der Wirtschaftsbund Zwettl lud zum Unternehmerfrühstück und Kandidatenpräsentation in der Wirtschaftskammer.
ZWETTL (kp). "Wir müssen Zwettl noch attraktiver machen, damit noch mehr Menschen hier wohnen wollen. Das ist auch wichtig für uns Unternehmer", betont Obfrau der Wirtschaftskammer Zwettl Anne Blauensteiner. Im Zuge des Businessfrühstücks wurden die zehn Kandidaten der Wirtschaft für die Gemeinderatswahl präsentiert. Ihre Ziele sind die Stärkung der Zwettler Innenstadt und der umliegenden Ortszentren, kundenfreundliches Parken, günstige Startwohnungen für die Jugend und Schaffung von Wohnraum für Familien sowie die Sicherstellung von Betreuungsplätzen für Kinder und Senioren. Blauensteiner wünscht sich mehr Vertreter der Wirtschaft im Gemeinderat:
"Wir müssen uns eine stärkere Stimme im Gemeinderat erkämpfen. Zwettl soll das pulsierende Zentrum des Waldviertels werden",
plädiert sie.
Zwettl als Zentrum des Waldviertels
Bürgermeister Landtagsabgeordneter Franz Mold betonte im Podiumsgespräch mit Anne Blauensteiner, dass die Gemeinde sehr darum bemüht ist, Bauland sowohl für Familien als auch für Betriebe zu erschließen, denn viele junge Menschen und Familien sollen hier ihren Wohn- und Arbeitsort finden. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 64.000 Quadratmeter Bauland an Betriebe verkauft. Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, dass es in der Region zu wenig Arbeitsplätze für Akademiker gibt.
Ein wichtiges Anliegen ist auch die Belebung der Innenstadt. Projekte wie der Geschäftsideen-Wettbewerb im vergangenen Jahr seien ein Schritt in die richtige Richtung:
"Meine Vision ist, dass bis 2030 Zwettl als das Zentrum des Waldviertels in den Köpfen der Menschen etabliert ist. Dafür müssen wir in der nächsten Gemeinderatsperiode die Weichen stellen",
wünscht sich Mold.
Positive Wanderungsbilanz
Im Zuge seines Impulsreferates zeigte Regionalentwickler Josef Wallenberger folgende Entwicklung auf: Rund 50.000 Hauptwohnsitzer sind in den vergangenen zehn Jahren ins Waldviertel gezogen und 45.900 sind abgewandert. Das allgemeine Bevölkerungsschrumpfen im Waldviertel sei daher nicht auf die viel diskutierte Abwanderung zurückzuführen, sondern auf eine extrem niedrige Geburtenrate. So gab es im Zeitraum 2010-2018 insgesamt 17.976 Geburten, aber 24.677 Todesfälle. Dieses Problem betrifft auch Zwettl: Im gleichen Zeitraum gab es in der Stadtgemeinde mehr Zuwanderung (plus 3.054) als Wegzug (minus 2.904), jedoch deutlich mehr Sterbefälle als Geburten.
"Nur weil eine Bevölkerung weniger wird heißt das nicht gleich, dass wir eine Abwanderungsregion sind. Es sind in den letzten Jahren mehr Menschen zu- als abgewandert. Unser Dilemma ist die sehr hohe negative Geburtenrate. Wir verlieren an Bevölkerung, weil mehr Menschen sterben als geboren werden - das ist unsere große Herausforderung. Daher können wir derzeit, trotz der positiven Wanderungsbilanz, nicht das Bevölkerungsschrumpfen ausgleichen",
präzisiert Wallenberger.
Junge Fachkräfte fehlen
Wallenberger ging auch auf den Wandel der Altersstruktur und dessen Auswirkungen auf die Waldviertler Wirtschaft ein. Aufgrund der negativen Geburtenbilanz, der alternden Bevölkerung und den vielen Pensionierungen werden bis 2030 rund 15.000 Arbeitskräfte in der Region fehlen.
"Zwettl ist nach wie vor ein starker und zentraler Wirtschaftsstandort und Impulsgeber für das gesamte Waldviertel. Es gibt genug Arbeit in der Region. Die größte Challenge, die uns im Arbeitsmarkt begleitet, ist aber, Stellen nachzubesetzen, da wenig junge Arbeitskräfte nachkommen",
so der Regionalmanager.
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