Wozu Kulturpolitik?
Im § 1 des steirischen Kulturförderungsgesetzes sind Ziele der Kultur- und Kunstförderung des Landes definiert. Wenn nun Kulturpolitik auf dem Lande atwas taugen soll, müßten solche Passagen wenigstens einmal zur Diskussion stehen.
Ich betone „Kulturpolitik auf dem Lande“, weil das von einer völlig anderen Situation handelt als die städtischen Gegebenheiten in den Landeszentren.
Ich will es nicht verallgemeinern, doch jenseits von Graz dominiert eine Auffassung von Kulturpolitik, die meist zweierlei bevorzugt:
a) Kulturbudgets verwalten
b) Veranstaltungen eröffnen
Dabei gibt es vielerorts eine starke Tendenz, jene Arten von Event zu bevorzugen, die publikumsträchtig sind und der Lokalpolitik eine Bühne zum Auftritt ihrer Funktionstragenden bieten. Verständlich, aber nicht im vorrangigen Sinn des Gesetzes.
Nun hat die Steiermark eine mehrjährige Geschichte, in der regionale Programme wie „Regionext“, „Lokale Agenda 21“, „LEADER“ etc. in mindestens einem Punkt stark verknüpft sind. Der handelt vom „Bottom up-Prinzip“, daß also Projekte von der Basis der Bürgerinnen und Bürger her entstehen sollen.
Den populäreren Begriff „Bürgerbeteiligung“ haben Sie gewiß schon gehört. Dieses „Bottom up-Prinzip“ verlangt von beiden Seiten neue Ideen, Wege und Modalitäten.
Einerseits gehört der Modus „Das Einzige was stört ist der Bürger“ auf die Schutthalde der Geschichte. Andrerseits sind Menschen, die eine Gemeinde als Mischung aus Servicestation und Selbstbedienungsladen sehen, eindeutig von gestern.
Zurück zum steirischen Kulturförderungsgesetz. Was von der öffentlichen Hand gefördert, also mitfinanziert wird, sollte laut Gesetz zum Beispiel folgendem Ziel dienen:
„…die schöpferische Selbstentfaltung jedes Menschen durch aktive kulturelle Kreativität und die Teilhabe jedes Menschen am kulturellen und künstlerischen Prozess in jeder Region des Landes;…“
Das bedeutet ganz sicher NICHT, die Kulturpolitik möge ein, zwei mal pro Jahr ein möglichst fettes Event abliefern, bei dem möglichst breit fotografiert werden könne, um Honoratioren möglichst gut erkennbar in die Blätter zu rücken.
Hier geht es wohl eher um soziokulturelle Prozesse, in denen verschieden gesellschaftliche Gruppiereungen die Kommunikation und Kooperation üben können, damit sich in den Kommunen neue, zeitgemäße Erfahrungen sammeln lassen, was Gemeinschaft bedeuten mag.
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