Graz-Umgebung ist impfmüde

Dank des Gratisimpfprogramms ist die Steiermark gut aufgestellt, dennoch gibt es bei der Impfdisziplin sehr großen Aufholbedarf. | Foto: Bilderbox
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  • Dank des Gratisimpfprogramms ist die Steiermark gut aufgestellt, dennoch gibt es bei der Impfdisziplin sehr großen Aufholbedarf.
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Die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin (WAVM) ist in der Steiermark für die von Bund, Land und Sozialversicherungsträgern finanzierte Gratisimpfaktion für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre verantwortlich. Durch die Gratisimpfaktion, von der alle neugeborenen Steirer von Geburt an profitieren, werden die gefährlichsten und häufigsten Krankheiten abgedeckt – theoretisch. Denn in der Praxis sind Krankheiten, die schon als ausgerottet galten, mangels Impfdisziplin wieder im Vormarsch.

Keuchhusten und Masern

Odo Feenstra, Leiter der Landessanitätsdirektion: "Wir hatten 2014 fünf gemeldete Fälle von Masern und 134 Fälle von Keuchhusten (Pertussis), wobei es hier eine große Dunkelziffer gibt, da oft gar kein Labor gemacht wird." Das sei auch in Graz-Umgebung zu beobachten: "Auch in unserem Bezirk nehmen Masern- und Keuchhustenfälle zu", bestätigt Maria Wlasak, Amtsärztin in der Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung. Keuchhusten kann vor allem für Säuglinge zu einer lebensbedrohlichen Krankheit werden, daher ist es umso wichtiger, dass ein Großteil der Gesamtbevölkerung immunisiert ist.
Tatsache ist, dass Impfungen – neben sauberem Wasser – zu jenen Errungenschaften zählen, die den größten Effekt auf den Rückgang der weltweiten Sterblichkeit erzielt haben. Das Risiko, ungeschützt an einer Masernenzephalitis (Gehirnhautentzündung) zu erkranken, liegt laut Gesundheitsministerium bei 1:1.000, während die Wahrscheinlichkeit einer Masernenzephalitis nach einer Masernimpfung bei 1:1.000.000 liegt.


Neuer Meningokokken-Impfstoff

Alarmierend ist die Situation beim Schutz vor Meningokokken: Lediglich 40 Prozent der steirischen Schüler hat die im 12. Lebensjahr kostenfreie Impfung in Anspruch genommen – angesichts der Gefährlichkeit dieser Bakterien, die innerhalb von Stunden zu einem lebensbedrohlichen Zustand bis hin zum Tod führen können, ein Kamikazeakt. Gegen die Stämme ACWY wird gratis geimpft, gegen Meningokokken der Gruppe B, die immerhin für zwei Drittel der Erkrankungen verantwortlich ist, ist seit Kurzem ein kostenpflichtiger Impfstoff erhältlich. In Graz-Umgebung sind es sogar unter 35 Prozent, die gegen Meningokokken ACWY geimpft sind. "Neue Impfungen werden von der Bevölkerung nur sehr zögerlich in Anspruch genommen", bedauert Wlasak. "Es spricht sehr viel dafür: Eine Impfung bietet Schutz vor einer zwar seltenen, aber sehr schweren Erkrankung, die oft tödlich oder mit Behinderungen endet."
Im Sanitätsreferat der BH Graz-Umgebung werden individuelle Gespräche angeboten, um Bedenken bei einer Impfung zu besprechen. "Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Nationale Informationskampagnen müssten diese Information besser zur Bevölkerung transportieren", fügt die Amtsärztin hinzu.

Nachgefragt bei Dr. Maria Anna Wlasak, Amtsärztin, Bezirkshauptmannschaft GU

Haben die Impfmuffel in den letzten Jahren zugenommen?
Leider hat die Impfbereitschaft in den letzten zwanzig Jahren stetig abgenommen.
Impfpräventable Krankheiten stellen für viele keine Bedrohung mehr dar, da sie selten gesehen werden. Die genaue Aufklärung vor jeder Impfung schreckt die Bevölkerung ab, sich impfen zu lassen, da niemand bereit ist, ein derartiges Restrisiko in Form von Nebenwirkungen individuell zu tragen.
Wo zeigt sich die mangelnde Impfdisziplin am deutlichsten?
Sämtliche Impfungen werden immer weniger angenommen.

Impfaktion in der BH Graz-Umgebung:

Kostenlos: Masern-Mumps-Röteln, Diphterie-Tetanus-Poliomyelitis-Pertussis (bis 15. LJ), Hepatitis B-Impfung (bis 15. LJ), Poliomyelitis (bis 21. LJ), Meningokokken ACWY (im 12. LJ), Humanes Papillomvirus-Gebärmutterhalskrebs (vom 10.-12. LJ, 12. bis zum 15. LJ – 51 Euro)
Impfaktionen im Sanitätsreferat: FSME-Impfaktion (2.2. bis 31.7.): Erwachsene: 21,50 Euro, Kinder (1-16 Lj): 20 Euro; Impfzeiten: Di 8-15 Uhr, Fr 8-12.30 Uhr, Telefonische Auskünfte: 0316 7075 650 (Mo-Fr von 8 bis 12.30 Uhr)

Weiterführende Links:

Sanitätsreferat der Bezirkshautmannschaft Graz-Umgebung

AS/KG

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