Gratkorn im Zeichen des Gedenkens

Seinen Platz wird der Gedenkstein beim Marktgemeindeamt Gratkorn finden. Tafeln in verschiedenen Sprachen werden informieren. | Foto: EE
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GRATKORN. Seit dem letzten Gemeindevorstandsbeschluss im November 2015 steht es fest: Gratkorn errichtet am 4. April einen Gedenkstein, der an die in der Dult und in Eggenfeld ermordeten ungarischen Juden erinnern wird.

Erinnern

Schon Anfang November 2014 erinnerte der Gratkorner Maximilian H. Tonsern bei einer organisierten Gedenkveranstaltung an die Morde, mahnte zur verantwortungsbewussten Aufarbeitung und erwähnte mitunter, dass ein sogenanntes Judengrab in Gratkorn bekannt war bzw. ist. Ein Gedenkstein war der logische Schritt, um das Erinnern auch fassbar zu machen. Der Geschichtsunterricht rufe heutzutage eher Verdrossenheit hervor als ein sensibles Bewusstsein entstehen zu lassen, meint er. "Ein Geschehnis wie dieses darf nicht mehr wiederholt werden. Dazu müssen neue Wege des Zugangs zu diesem Thema geschaffen werden."
Wie wichtig der Gedenkstein in Gratkorn ist, weiß auch der Kurator des Österreichischen Schwarzen Kreuzes Herwig Brandstetter, der, gemeinsam mit Tonsern und dem Menschenrechtspreisträger Manfred Oswald, das Aktionskomitee für die Errichtung einer Gedenkstätte in Gratkorn bildet: "Wer geschichtslos ist, ist auch gesichtslos!" Denn wo heute Einwohner und Touristen Erholung suchen, wurden am 4. April 1945 jene ungarischen Juden, die auf dem Weg in das Konzentrationslager Mauthausen, Oberösterreich, durch Gratkorn einem Todesmarsch entkommen waren, von Soldaten der Waffen-SS-Division 'Wiking' aufgegriffen. 14 der Entflohenen wurden in der Juhatz-Kurve hingerichtet – ihre letzte Ruhe fanden sie nach der Umbettung ihrer sterblichen Überreste auf dem Jüdischen Friedhof Graz –, sechs weitere suchten in der Dult vergeblich Hilfe und Unterschlupf.

Lernen

"Mit dem Gedenkstein übernimmt die Marktgemeinde Gratkorn eine wertvolle Vorreiterrolle in der Gedenkkultur", betont Tonsern. "Der Gemeindevorstand hat die Errichtung des Gedenksteins einstimmig beschlossen", sagt Brandstetter.
Der Standort wird direkt neben dem Gemeindeamt Gratkorn sein. Als Zentrum – und als Standort, der für Schüler zugänglich gemacht werden kann, um Geschichte zu lernen. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, darunter auch Vertreter der israelitischen Kultusgemeinde und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg sowie die israelische Botschafterin Talya Lador-Fresher, werden anreisen.

Information

Am 4. April 1945, in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges, wurden ungefähr 8.000 ungarische Juden von Graz aus auf einen Todesmarsch ins Konzentrationslager Mauthausen geführt. Sie kamen aus verschiedenen Auffanglagern wie Liebenau und Eggenberg (Zwangsarbeiter aus dem Lager Andritz umgingen Graz und wurden über den Oberschöckl und St. Radegund nach Frohnleiten gebracht). Bewacht wurden sie unter anderem vom Volkssturm, der Grazer Gestapo oder auch der Polizei. Einen Teil davon führte man durch Gratkorn, wo sich 20 Gefangene der Menge entziehen und fliehen konnten. Diese wurden jedoch von der SS-Division ›Wiking‹ eingefangen und ermordet. 14 von ihnen wurden in einem Massengrab begraben und nach Kriegsende auf den Jüdischen Friedhof Graz umgebettet, sechs ungarische Juden, die zunächst in die Dult fliehen konnten, sind noch heute dort begraben.

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