Nach dem Partner süchtig

Liebe oder Abhängigkeit? Ein Warnsignal: Wenn die Gedanken nur um den Partner kreisen und man seinen Wert über ihn definiert. | Foto: Bilderbox.com
  • Liebe oder Abhängigkeit? Ein Warnsignal: Wenn die Gedanken nur um den Partner kreisen und man seinen Wert über ihn definiert.
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Oft fängt es unscheinbar an: Er oder sie lernt jemanden kennen und verliebt sich. Man merkt: Der andere ist das, was gefehlt hat. Und ehe man sich versieht, kann man nicht mehr davon lassen.
„Beziehungssucht“ bedeutet, dass wir unser Wohlergehen davon abhängig machen, ob wir in der Nähe des anderen sein können. Unser Denken und Handeln kreist darum, diese Nähe herzustellen. Dem ordnen wir alles unter. Diese Person hat dann Macht über uns und kann das missbrauchen.
Beziehungssüchtig sind Männer genauso wie Frauen. Bei Frauen zeigt es sich häufiger, bei Männern fällt es oft erst auf, wenn die Frau sich trennt.

Was ist Liebe?
Liebessucht sieht aus wie innige Liebe, ist aber etwas ganz anderes. Liebe ist ein Gefühl wechselseitiger Verbundenheit. Innere Verbundenheit ermöglicht viele Momente der Resonanz (Nähe, Gänsehaut am Rücken …). Partner, die sich in Liebe verbunden fühlen, sind auf Augenhöhe und erleben immer wieder Resonanzmomente. Sie haben eigene Interessen und ein starkes Selbstbewusstsein. Sie achten den Partner so, wie er ist, und respektieren, dass er sich unabhängig weiterentwickelt.

Kennzeichen der Sucht
Wann ist man beziehungssüchtig? Wenn sich statt Momenten der Resonanz etwas anderes breit macht: ein bittersüßes, klebriges Gefühl der Verzweiflung, Abhängigkeit und Sorge, dass alles bald aufhört. Sie können sich nicht vorstellen, ohne den anderen zu leben.
Sie definieren Ihren Wert über den anderen und sind sehr eifersüchtig. Ihre Gedanken kreisen nur um den Partner. Sie machen Ihr Verhalten und Ihre Gefühlswelt von ihm abhängig – und, was gefährlich ist: Sie lassen sich erniedrigen, sexuell nötigen und erdulden oft körperliche Gewalt. Sie ordnen Ihre Bedürfnisse denen des Partners unter. Sie haben riesige Erwartungen und Ihr Partner sagt, dass Sie klammern. Dazu können selbstschädigendes Verhalten, Panikattacken und körperliche Beschwerden kommen.

Woher kommt das?
Beziehungssucht entsteht langsam. Eigentlich ist kaum jemand davor gefeit. Eine Voraussetzung: Die Balance zwischen Geborgenheit, Autonomie und Erfolg ist gestört. Misserfolge und äußerlicher Druck können dazu beitragen.

Wege aus der Beziehungssucht:

1) Seien Sie achtsam mit sich selbst. Registrieren Sie Zeichen des Unbehagens. Schweigen Sie nicht darüber.
2) Seien Sie liebevoll mit sich selbst. Sagen Sie sich: Ich bin in Ordnung. Ich bin gut. Ich bin eigenständig.
3) Kultivieren Sie Ihr Selbstvertrauen indem Sie darauf achten, was Ihnen täglich Gutes wiederfährt und gelingt.
4) Gehen Sie mit Ihren Gefühlen nach außen. Sperren Sie sich nicht in sich selbst ein. Reden Sie mit Freunden darüber.
5) Setzen Sie Stück für Stück auf eigene Aktivitäten mit anderen oder für sich allein.
6) Holen Sie sich Hilfe. Auch in Form von Beratung und Therapie.
7) Ziehen Sie sich manchmal in sich zurück. Entspannen Sie. Das gibt neue Kraft.
8) Pflegen Sie vielfältige Beziehungen.


DER EXPERTE
Dr. Philip Streit
ist Psychologe, Psychotherapeut sowie Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er eine Frage zu Erziehung und Beziehung. Ihre Anregungen können Sie an die Redaktion schicken: elisabeth.poetler@woche.at

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