Neues Zeitalter für Milchbauern

Unsere Kühe dürfen künftig ohne Strafe Milch geben.
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  • hochgeladen von Edith Ertl

Ende März geht für Milchbauern eine Ära zu Ende. Nach 37 Jahren kommt das Aus für die Quotenregelung, die den Bauern vorschrieb, wie viel Milch produziert werden durfte.

1984 führte die damalige Europäische Gemeinschaft eine Quotenregelung ein, um die Milchproduktion innerhalb der EG zu beschränken. Gründe dafür lagen in der Vergangenheit. Für den Aufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Getreide, Fleisch und vor allem Milch gebraucht. Die Milchleistung wurde in wenigen Jahrzehnten rasant gesteigert, sodass weit über die Nachfrage Milch produziert wurde. Österreich führte daher bereits 1978 eine Regelung der Milchquote ein.

Quotenkauf teuer wie ein Rinderstall

„Wollte ein Milchbauer vergrößern, musste er einem anderen die Quote abkaufen“, erklärt der Dobler Landwirt Franz Schrottner die Situation. Seit 1978 sank die Zahl der Milchbauern in Österreich um 75 Prozent. Quoten wurden frei, der Preis für Interessenten aber war geschmalzen. In der Steiermark gibt es 6.700 Milchbauern, vor zehn Jahren waren es dreimal mehr.

Kommen Milchseen und Butterberge

Mit 1. April können Milchbauern uneingeschränkt Milch produzieren. Wird die Milch für Konsumenten billiger? „Das liegt nicht in der Hand der Milchbauern“, sagt Horst Jauschnegg. Der Tierzuchtchef der Landwirtschaftskammer appelliert an die Konsumenten und den Handel, Milch als hochwertiges Lebensmittel nicht durch Schleuderpreise zum Ramschartikel zu degradieren. Mit Butterbergen rechnet er nicht. „Wir gehen davon aus, dass unsere Molkereien die Mehrproduktion auf den internationalen Exportmärkten gut absetzen können“.

Für Franz Schrottner ist der Wegfall der Milchquote ein Schritt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. „Statt in Lieferrechte zu investieren, kann künftig das verdiente Geld zur Modernisierung der Betriebe verwendet werden“. Franz Lanz will den Fall der Quote nicht schlechtreden, überzeugt ist der Altbauer aus Gratkorn aber nicht. Sein Bauernhof liegt auf einer Anhöhe, kleine Teilflächen in Hanglagen erschweren die Arbeit. Er befürchtet die Abwanderung der Milch in Gunstlagen.

Auch ohne Milchquote wird die Arbeit der Bauern nicht leichter. Die Kühe müssen an jedem Tag zweimal gemolken und versorgt werden. „Ein Familienbetrieb in unserer Größenordnung kommt umgerechnet auf einen Stundenlohn von 2 bis 3 Euro“, rechnet Lanz vor. Hat der Bauernberuf Zukunft? „Ja“, sagt der Altbauer, „wenn man ihn lässt“. Gefordert ist neben der Politik auch der Konsument. Von ihm wünscht er sich ein gutes Miteinander und mehr Verständnis für die Arbeit der Bauern.

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