Erste Feuerwehr zur Römerzeit
Bei einer Grabung in Wagna entdeckte bereits im Jahr 1915 Walter Schmid den so genannten Feuerwehrstein.
Im heutigen Gemeindegebiet von Wagna entstand die einzige Römerstadt auf steirischem Boden. Flavia Solva erhielt 70 nach Christi Geburt unter dem Kaiser Vespasian das Stadtrecht verliehen und hatte bereits eine "Freiwillige Feuerwehr".
Reger Zulauf zur Feuerwehr
"In der Zeit von 100 bis 380 nach Christi Geburt schätzt man die Einwohnerzahl von Flavia Solva auf 2.000 bis 2.200 Menschen", so der Historiker Gert Christian. Wegen der mit der Mitgliedschaft bei der Feuerwehr verbundenen Privilegien wollten immer mehr Einwohner zur Feuerwehr, was die städtischen Behörden und den Statthalter auf den Plan riefen. Letzterer fragte in Rom nach, was zu tun sei. Die Antwort aus Rom ließen die Feuerwehrleute wegen der für sie großen Bedeutung in Stein meißeln.
Das "collegium centonariorum"
Der Leibnitzer Historiker Eduard Staudinger hat den Feuerwehrstein dokumentiert und analysiert. Der 1. Teil ist das in Stein gemeißelte Antwortschreiben der Kaiser Severus und Caracalla über die Privilegien des "collegium centonariorum" von Solva.
Es handelte sich um eine zunftmäßige Vereinigung aller Handwerker, die Flickdecken (lat. "centores") aus Lappen herstellten. Diese Männer waren verpflichtet, zur Bekämpfung von Bränden auszurücken. Die Flickdecken wurden zum Ausschlagen der Flammen verwendet.
Im Brandfall
Für den Alarmfall reihte man alle freiwilligen Helfer in das Kollegium ein, auch wenn sie handwerksmäßig nicht der Handwerkerzunft angehörten. Es handelt sich beim "collegium centonariorum" also um eine "Freiwillige Feuerwehr", deren Kader die Handwerker bildeten. Den Brandeinsatz wertete man als öffentliche Dienstleistung. Darauf geht wohl zurück, dass Freiwillige Feuerwehren heute keine Vereine, sondern Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, weil der Brandeinsatz als öffentliche Dienstleistung angesehen wird.
Frohlockungen der Feuerwehr
Feuerwehrleute genossen Steuerbegünstigungen und andere Erleichterungen. Sie brauchten, so Staudinger, auch keines der mit hohen Kosten verbundenen öffentlichen Ämter zu übernehmen. Daher traten auch vermögende Bürger der Feuerwehr bei. Die städtischen Behörden wandten sich an den Statthalter, die Vergünstigungen der Feuerwehr generell abschaffen zu dürfen. Der Statthalter fragte in Rom an, was zu tun sei. Die beiden Kaiser Severus und Caracalla verfügten, dass entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen die reichen und nicht aktiv tätigen Mitglieder des Kollegiums zur Steuerleistung heranzuziehen seien. Die Privilegien für die aktiven Mitglieder wurden jedoch bestätigt. Die darüber erfreuten insgesamt 93 "centonari" ließen das mit 14. Oktober 205 n. Chr. datierte kaiserliche Antwortschreiben in Stein meißeln.
Text: Heribert Kindermann
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