Josef Riegler beim „Talk im Turm“

WB-Direktor Mag. (FH) Kurt Egger, Zirbenland-Touristiker Bernd Pfandl, Sabine Dodier, Bezirkshauptfrau Mag. Ulrike Buchacher und Komm.-Rat Hans-Peter Wimmer (v. l.). | Foto: K.K.
  • WB-Direktor Mag. (FH) Kurt Egger, Zirbenland-Touristiker Bernd Pfandl, Sabine Dodier, Bezirkshauptfrau Mag. Ulrike Buchacher und Komm.-Rat Hans-Peter Wimmer (v. l.).
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Autor: Wolfgang Pfister

Hochkarätiger Gast beim „Talk im Turm“ der Raiffeisenbank Judenburg und des Wirtschaftsbundes.

¶JUDENBURG. Im Judenburger Sternenturm war am Dienstag, 26. Mai 2015, Vizekanzler a. D. DI Dr. h.c. Josef Riegler zu Gast. Zu diesem Netzwerktreffen eingeladen hat einmal mehr die Raiffeisenbank Judenburg in Konkordanz mit dem Wirtschaftsbund des Bezirkes Murtal sowie dem langjährigen Medienpartner „Murtaler Zeitung“.
Wirtschaftsbund-Obmann Norbert Steinwidder konnte bei diesem weiteren „Talk im Turm“ in Judenburg wieder zahlreiche Besucher und einen hochkarätigen Referenten begrüßen. Gekommen war diesmal kein Geringerer als der ehemalige Vizekanzler Josef Riegler, der sich den Anwesenden kurz vorstellte.
Josef Riegler wurde am 1. November 1938 als Sohn von Bergbauern im Möschitzgraben in St. Peter ob Judenburg geboren. Durch den frühen Verlust des Vaters galt es für den Bergbauernbuben schon in jungen Jahren hart zuzupacken. Dies prägte den Charakter von Josef Riegler nachhaltig. Als dessen Schwester schließlich den Hof übernahm, besuchte er die landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof und absolvierte dann die Höhere Bundeslehranstalt für Landwirtschaft in Raumberg bei Irdning. Nach dem Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien führte ihn seine Berufslaufbahn als Lehrer an verschiedene landwirtschaftliche Fachschulen in der Steiermark, ehe er 1972 in die Politik einstieg.
Von 1989 bis 1991 war er Vizekanzler und Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform sowie Bundesparteiobmann der ÖVP. Darüber hinaus hatte Josef Riegler viele weitere wichtige Funktionen inne. Unter anderem war Josef Riegler Obmann der Raiffeisen-Landesbank Steiermark. Danach startete er seine politische Karriere. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung gründete DI Dr. h.c. Josef Riegler 1991 das ökosoziale Forum Österreich. Von 2001 bis 2005 übte er die Funktion des Europa-Präsidenten im ökosozialen Forum aus.
Josef Riegler gilt als der Begründer der ökosozialen Marktwirtschaft. Als er vor rund 20 Jahren erstmals seine Idee zur Diskussion stellte, wurde die hohe Qualität seines Modells von den meisten politischen Entscheidungsträgern leider nicht in vollem Umfang erkannt. Es dauerte noch viele Jahre, bis dieses Modell endlich als zukunftsweisende Idee von der Politik aufgegriffen und als erstrebenswertes Lebensmodell erachtet wurde.

Produzierende Wirtschaft
versus Finanzindustrie
Josef Riegler zeigte in seinem Vortrag im Sternenturm unglaubliches Wissen auf allen Ebenen und erläuterte vor allem die Hintergründe der verschiedensten Mechanismen. Ein Thema, das ganz stark polarisiert, ist der durch spekulative Finanzdispositionen provozierte Anachronismus zwischen Geldwirtschaft und Realwirtschaft. „Da mehr Gerechtigkeit herzustellen, ist entscheidend“, so Riegler. 10 bis 15 Jahre politische Arbeit hätten ihn zur Idee der ökosozialen Marktwirtschaft geführt. „Weil ich gesehen habe, dass Ökonomie und Ökologie mehr und mehr aufeinanderprallen“, erzählte der Referent dem interessiert lauschenden Publikum im Sternenturm. Die EU hat im Lissabon-Vertrag im Jahr 2009 die ökosoziale Marktwirtschaft übrigens programmatisch verankert.

„Destruktive Spekulation“
Jeder müsse bei sich selbst anfangen und sein eigenes Handeln in Bezug auf Ökonomie und Ökologie selbstkritisch hinterfragen, wenn die ökosoziale Marktwirtschaft funktionieren soll. Josef Riegler ist mit gutem Beispiel vorangegangen, als ehrlicher politischer Entscheider und glaubwürdiger Meinungsbildner. Er hat die ökosoziale Marktwirtschaft in den politischen Prozess implementiert und seine bahnbrechenden Ideen und Vorschläge auch auf dem glatten Wirtschaftsparkett salonfähig gemacht. „Destruktive Spekulation“ sei eine große Gefahr für das gesamte globale Wirtschaftssystem, die Ökologie und die gesamte Menschheit. TTIP dürfe keine zusätzliche „Spielwiese“ für knallharte Wirtschaftslobbyisten und Konzerne werden, die nur den eigenen Profit im Auge haben. „Ein gutes Abkommen ja, ein schlechtes Abkommen nein! - Ich hoffe, dass es zu einem guten Abkommen kommt“, sagt Josef Riegler, der sich als Beitrag zur Lösung aktueller Probleme auch einen globalen Marshallplan vorstellen kann. „Zumindest einer für Teile Afrikas wäre machbar“, so Riegler. Europa sei zwar wirtschaftlich eine Großmacht, politisch aber ein Zwerg. Dies erschwere eine gemeinsame Problemlösung innerhalb der EU.
NRAbg. Fritz Grillitsch und LAbg. Hermann Hartleb nahmen zur bevorstehenden Landtagswahl in der Steiermark Stellung und warben um Stimmen für die Reformpartnerschaft, aus der eine Zukunftspartnerschaft werden soll.

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