Eine „menschenunwürdige“ Odyssee geht zu Ende

Nach Schließung einer Sonderschulklasse war ein gemeinsamer Kraftakt von Josef Ober, Anton Schuh, Peter Fink (4. v. l.) und Monika Brandl (3. v. r.) erfolgreich - hier im Bild mit Eltern und Schülern der Sonderschule.
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Es sei menschenunwürdig, wie hier mit schwer behinderten Jugendlichen umgegangen werde, sagt Peter Fink, Direktor der Sonderschule Feldbach. Die einzige Klasse der Schule, bestehend aus drei Personen mit höchstem Pflegebedarf, wurde am ersten Schultag, also am 12. September, ohne Vorwarnung aufgelöst. Der Knalleffekt war ohrenbetäubend, denn weder Direktor noch Eltern noch die Gemeinde als Schulerhalter waren davon in Kenntnis gesetzt worden. Drei lange Wochen lag die Betreuung der Jugendlichen im Ungewissen, ihre Eltern erreichten die Grenzen der Belastbarkeit. Dass man so mit Kindern umgeht, findet auch Stadtchef Josef Ober „sehr eigenartig“. Dieser habe bis heute kein offizielles Schreiben einer Regierungsstelle am Tisch.
Erst nach intensiver Recherche der WOCHE und dem energischen Einsatz von Vizebürgermeister Anton Schuh, der als Obmann des Sozialhilfeverbandes Südoststeiermark seine Erfahrungen nutzte, kam Bewegung in die Sache.

Mindestschüleranzahl

Warum es überhaupt zu der Schließung kam, die von der Abteilung 6 des Landes Steiermark, zuständig für Bildung und Gesellschaft, verordnet worden war, liegt an der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestschüleranzahl. Diese sei, wie aus dem Büro von Landesrätin Ursula Lackner zu erfahren war, unterschritten worden, was eine Weiterführung der Klasse unmöglich gemacht habe. Allerdings sei diese Tatsache bereits seit Mai bekannt und dem Landesschulrat entsprechend kommuniziert worden. Warum dieser den Direktor der Sonderschule erst zu Schulbeginn darüber in Kenntnis setzte, konnte bis dato nicht geklärt werden – die zuständige Pflichtschulinspektorin war nicht erreichbar. Eine Etage höher werden aber Versäumnisse seitens der regionalen Schulaufsicht eingeräumt. Man habe gehofft, dass es noch Anmeldungen für diese Sonderschulklasse gebe, so die Landesschulinspektorin für Sonderpädagogik Sabine Hautzinger. Dass die Gefahr einer Auflösung bestehe, hätte man den Eltern aber schon früher mitteilen müssen. „Wir werden Maßnahmen ergreifen, dass gerade in diesem Bereich künftig mehr Sensibilität an den Tag gelegt wird.“
Auch warum den besagten Jugendlichen, zwei befinden sich im elften bzw. zwölften Schuljahr, die Absolvierung des Schuljahres 2016/17 seitens des Landesschulrates per Bescheid zugesichert worden war, sorgt für Irritationen. Die Schriftstücke seien auf Basis des provisorischen Stellenplans ausgeschickt worden, erklärt Hautzinger. „Der fixe Stellenplan tritt erst ab 1. Oktober in Kraft. Davor ist jede Klassenplanung provisorisch, weil es immer wieder zu Veränderungen bei den Schüleranmeldungen kommt.“ Den Schulleitern sei dieser Umstand bekannt.

Pflegeplätze genehmigt

Die Abteilung 11 des Landes Steiermark (Soziales, Arbeit und Integration) teilte nun der WOCHE mit, dass zwei zusätzliche Betreuungsplätze in der Lebenshilfe Feldbach genehmigt worden seien. Zuvor habe noch abgeklärt werden müssen, so Pressesprecher Josef Reinprecht, ob es in zumutbarer Entfernung bereits vorhandene, freie Pflegeplätze gebe. Weil das nicht der Fall gewesen sei, habe man nun „in Rekordzeit“, knapp drei Wochen nach Schulbeginn, eine Lösung mit der Lebenshilfe Feldbach gefunden. Monika Brandl von der Lebenshilfe bestätigt: „Uns wurden jetzt alle neuen Pflegeplätze bewilligt. Nun können wir Personal aufnehmen und die zwei Jugendlichen professionell versorgen.“ Das dritte, noch schulpflichtige Kind kam in der Polytechnischen Schule Feldbach unter.
Für die Eltern und ihre Kinder findet damit eine wochenlange, nervenaufreibende Irrfahrt zu einem glücklichen Ende.

Nach Schließung einer Sonderschulklasse war ein gemeinsamer Kraftakt von Josef Ober, Anton Schuh, Peter Fink (4. v. l.) und Monika Brandl (3. v. r.) erfolgreich - hier im Bild mit Eltern und Schülern der Sonderschule.
Die Sonderschule in der Grazerstraße Feldbach.
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