Schussattentat jährt sich
Zwei Frauen kämpfen sich zurück ins Leben

Für Sylvia S. und Andrea B. (r.) ist ein normaler Alltag ein Ding der Unmöglichkeit.  | Foto: RegionalMedien
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  • Für Sylvia S. und Andrea B. (r.) ist ein normaler Alltag ein Ding der Unmöglichkeit.
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Knapp ein Jahr ist es nun her, dass Schüsse in einem Mehrparteienhaus im südoststeirischen Straden gefallen sind. Vielen vor Ort ist der Großeinsatz in Erinnerung geblieben. Nie vergessen werden jenen Tag natürlich die beiden Hauptbetroffenen, Sylvia S. und Andrea B. Ein normaler Alltag wird für die beiden wohl nie mehr möglich sein. 

STRADEN/STEIERMARK. Den 8. Mai 2023 werden Sylvia S. und Andrea B. wohl nie vergessen, denn dieser Tag sollte das Leben der beiden Südoststeirerinnen für immer verändern. Eigentlich wollten die beiden Frauen gemeinsam etwas unternehmen, aber dazu sollte es nicht kommen. Im Stiegenhaus des Mehrparteienhauses, in dem die 53-jährige Sylvia S. seit über 30 Jahren wohnt, gab ein damals 74-jähriger Nachbar Schüsse auf die Frauen ab und richtete sich in der Folge selbst. 

"Ich dachte, es ist aus"

Er traf Andrea B., die 62-Jährige aus Diepersdorf war auf Besuch, im Bereich der Hüfte und Sylvia S. im Bauch und Schulterbereich. "Ich dachte, es ist aus", so Sylvia S.  Ein couragierter Nachbar brachte die beiden Frauen damals aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich und zur Gemeinde, wo dann die Versorgung eingeleitet wurde. 

Zu einem Großeinsatz ist es am 8. Mai des Vorjahres gekommen.  | Foto: Archiv RegionalMedien
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Nun, knapp ein Jahr danach, sprechen die Betroffenen davon, dass sie quasi nochmals ihren Geburtstag feiern. "Ich war schon mehr tot als lebendig", erzählt die Stradnerin, die mit Andrea B. und ihrer Familie feiern will, dass man dem Tod von der Schippe gesprungen ist.

Leidensweg mit neun Operationen

Sie betont, dass der Weg zurück ins Leben kein einfacher war. Nach den lebensgefährlichen Verletzungen waren ein künstlicher Tiefschlaf und dreimonatiger Spitalsaufenthalt nötig, in Summe kam es zu neun Operationen, die letzte im Juli 2023. "Ich brauche den Rest meines Lebens Therapien", betont Sylvia S., die das Haus nur verlässt. wenn sie unbedingt muss und auch Hilfe im Haushalt benötigt. 

Wurdest du schon mal Opfer von Gewalt?

Geblieben ist neben dem körperlichen Schmerz auch die Angst. "Die erste Zeit war es unmöglich, rauszugehen und ohne Licht zu schlafen", berichtet Andrea B. Eines wollen die beiden Frauen aber trotz ihres Schicksals bestimmt nicht: Nämlich sich unterkriegen lassen.

Was tun bei Konflikten?

Doch wie reagiert man denn nun generell, wenn sich z.B. ein Konflikt oder gar Gewalt in der Nachbarschaft anbahnt? Heimo Kohlbacher, Pressesprecher der Steirischen Polizei, rät an, sich beim Erkennen von Gewaltpotenzial entweder unter 133 bei der Polizei zu melden oder sich auch direkt an der lokalen Dienststelle an eine Beamtin oder einen Beamten des Vertrauens zu wenden.

Heimo Kohlbacher, Pressesprecher der Landespolizeidirektion, war vor einem Jahr am Ort des Geschehens.  | Foto: Archiv RegionalMedien
  • Heimo Kohlbacher, Pressesprecher der Landespolizeidirektion, war vor einem Jahr am Ort des Geschehens.
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Die Polizei sei dann in einem ersten Schritt um eine Streitschlichtung bemüht, man handle gemäß den Säulen Dialog, Deeskalation und als letzten Schritt dem Durchgreifen. Ist etwa schon ein gefährlicher Angriff passiert, bestünde auch die Möglichkeit für ein Betretungs- und Annäherungsverbot, das in der Folge von der Bezirksbehörde überprüft wird .

Zivilcourage ist gefragt

Kohlbacher betont, dass man natürlich auch nur im Rahmen der gesetzlichen Voraussetzungen aktiv werden könne. Er macht, etwa im Bereich von generellen Konflikten in Mehrparteienhäusern, auch auf die Möglichkeit aufmerksam, im Zuge der Initiative „Gemeinsam sicher“ und unter Beiziehung anderer Institutionen eine Lösung herbeizuführen. Generell gelte auch für Nachbarn, die etwas beobachten: Hinschauen statt wegschauen und auf die Exekutive zukommen!

Bei Gewaltpotenzial oder bereits erfolgter Tat gibt es zahlreiche Anlaufstellen.  | Foto: RegionalMedien
  • Bei Gewaltpotenzial oder bereits erfolgter Tat gibt es zahlreiche Anlaufstellen.
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Kommen wir noch zu weiteren Anlaufstellen in der Steiermark bzw. in der Südoststeiermark, wo der konkrete Vorfall passiert ist. Andrea Haas, Fachbereichsleiterin der Psychoszialen Dienste (PSD), u.a. mit Sitz in Feldbach, verweist etwa auf das PSD selbst, weiters auf die Gewaltschutzzentren, Kinderschutzzentren, weiters die innova - Frauen & Mädchenberatung, den Männernotruf und auch die 24-Stunden-Notfall-Hotline „PsyNot"

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