Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 29. Oktober von Sabine Pesendorfer
Die Predigt für den 29. Oktober stammt von Sabine Pesendorfer, Wortgottesleiterin und Begräbnisleiterin in Ohlsdorf, und beschäftigt sich mit Mt 22, 34 – 40.
SALZKAMMERGUT. Kennst du die 10 Gebote? Gehört hast du sicherlich schon von den 10 Geboten, aber selber aufzählen? Wenn du gut nachdenkst, fallen dir sicher einige ein, aber wahrscheinlich auch nicht alle. Kannst du dir vorstellen, dass die Juden neben den 10 Geboten noch mehr haben? In ihrer Thora stehen 613 Vorschriften, darunter 365 Verbote und 248 Gebote! Ich finde, das ist ein Wahnsinn. Muss denn alles so kompliziert sein? Wer kann sich das bloß alles merken! Mir sind die 10 schon zu viel! Letzten Sonntag hörten wir, dass man Jesus eine Falle stellen wollte. Doch der antwortete ruhig und geschickt. Das ging wie ein Lauffeuer durch die Gegend. Heute will wieder einer von den Gesetzeslehrer Jesus auf die Probe stellen. Er fragte ihn: „Meister, welches Gebot ist im Gesetz das wichtigste?“
Das wichtigste ist?
Nun, um das beantworten zu können, müssen wir wissen, wie die 10 Gebote nun lauten. 1. Du sollst an einen Gott glauben. 2. Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen. 3. Du sollst den Sonntag heiligen. 4. Du sollst Vater und Mutter ehren. 5. Du sollst nicht töten. 6. Du sollst nicht ehebrechen. 7. Du sollst nicht stehlen. 8. Du sollst kein falsches Zeugnis geben. 9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. 10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.
Was könnte das Wichtigste sein?
Das ist gar nicht so einfach! Worauf kommt es an, worauf kann ich verzichten? Doch Jesus hat die passende Antwort. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Aber ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das ist die perfekte Lösung! Die Gottesliebe und die Nächstenliebe, sowie die Eigenliebe sind von Jesus miteinander verknüpft. Es geht also nicht darum, dass wir nur Gott lieben und den Nächsten vergessen. Gott begegnet uns im Nächsten!
Alle sind gleich wichtig!
Der Nächste ist nicht mehr nur der Verwandte, die Freunde oder die den gleichen Glauben haben. Nein, der Nächste ist jeder, der meine Hilfe braucht. Nicht ich bestimme, wer mein Nächster ist. Der andere bestimmt mich, zu seinem Nächsten. Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten, das kennen wir. Allerdings der kleine Zusatz: „lieben, wie dich selbst“, wird oft übersehen oder überhört. Und doch ist eine gesunde Selbstliebe unverzichtbar für die Nächstenliebe. Gesunde Selbstliebe, nicht zu verwechseln mit Egoismus. Ja, ich muss lernen mich selbst zu mögen. Mich zu akzeptieren, so wie ich bin. Über mich Lachen zu können. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Aber wer zu sich hart ist, ist es auch im Umgang mit den anderen. Wer zu sich nicht barmherzig ist, dem fällt es schwer mit den anderen liebevoll umzugehen. Nur wer seine eigenen Schattenseiten angenommen hat, kann offen sein für den Nächsten. Und kann ihn oder sie gern haben und ihnen etwas Gutes tun. Vergessen wir nicht: Gott liebt mich so, wie ich bin. Mit all meinen Ecken und Kanten! Das ist die beste Voraussetzung dafür, dass auch ich, die andern annehmen und lieben kann. Und Gott will ja, dass wir ihn von ganzem Herzen und mit all unseren Gedanken lieben. Und dass wir das tun, indem wir den Nächsten lieben, so wie uns selbst.
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