Schulungen im Hitler-Haus
Polizei soll über Menschenrechte lernen

Die Gesamtkosten der Neugestaltung werden auf etwa 20 Millionen Euro geschätzt. | Foto: BRS/Höflsauer
  • Die Gesamtkosten der Neugestaltung werden auf etwa 20 Millionen Euro geschätzt.
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Das Hitler-Haus wird ab Herbst 2023 zur Polizeistation umgestaltet. In einer Umfrage sprachen sich lediglich sechs Prozent für die Nutzung als Polizeistation aus.

BRAUNAU. Das lange Jahre umstrittene Hitler-Geburtshaus soll ab Herbst 2023 zu einer Polizeistation umgestaltet werden und gleichzeitig als Schulungszentrum für Menschenrechte dienen. Nach intensiven Diskussionen schloss sich eine Expertenkommission der Nutzungsempfehlung an und wies einen Abriss oder eine Mahnstätte zurück. Das Haus, das bisher ein Anziehungspunkt für Neonazis war, soll seinen Wiedererkennungswert verlieren und einen neuen Zweck erfüllen.

Nur sechs Prozent für Polizei

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des market-Instituts ergab, dass 53 Prozent der 1.000 befragten Österreicher die Schaffung einer Einrichtung befürworteten, die sich mit Themen wie Nationalsozialismus, Gedenken, Antifaschismus, Toleranz und Frieden auseinandersetzt. Lediglich sechs Prozent sprachen sich für die Nutzung als Polizeistation aus. Der Historiker und Kommissionsmitglied Oliver Rathkolb kritisierte jedoch, dass die Umfrage die menschenrechtliche Nutzung nicht ausreichend berücksichtigt habe. Er betonte, dass eine Bildungseinrichtung zum Thema Nationalsozialismus im Haus den Mythos Hitler nicht weiter nähren, sondern die gesamtgesellschaftliche Verantwortung hervorheben solle.

Ort für Menschenrechte

Das Hitler-Geburtshaus steht seit dem Auszug der Lebenshilfe im Jahr 2011 leer und wurde 2016 enteignet. Die Neugestaltung des Gebäudes verzögerte sich aufgrund der Pandemie und die Gesamtkosten werden nun auf etwa 20 Millionen Euro geschätzt. Der Umbau soll bis 2025 abgeschlossen sein und die Polizei bis 2026 einziehen. Landespolizeidirektor Andreas Pilsl sieht die Nutzung positiv: "Es wird eine Polizeiinspektion und das Bezirkspolizeikommando eingerichtet, zugleich gibt es Schulungsräumlichkeiten, wo wir zukünftig Führungskräfte in Sachen Menschenrechte schulen wollen. Von allen Organisationen hat die Polizei die höchsten Vertrauenswerte in Österreich – ich denke, dass wir an diesem Ort gut aufgehoben sind.

"Polizei kein gutes Signal"

Wenig Begeisterung über die Entscheidung, eine Polizeistation aus dem Hitlerhaus zu machen, zeigt Eveline Doll von der "Initiative Diskurs Hitlerhaus": "Das Signal, die Polizei hier zu beheimaten, wird von vielen Experten hinterfragt – weil die Rolle der Polizei in der Zeit des Nationalsozialismus eine sehr fragwürdige war. Die ursprüngliche Idee von der Neutralisierung des Gebäudes ist nicht mehr möglich, weil der Gemeinderat beschlossen hat, den Mahnstein vor dem Haus zu lassen – und dieser weist ja eindeutig darauf hin, dass hier das Geburtshaus Hitlers steht." Der Idee, Menschenrechtsschulungen abzuhalten, kann Doll Positives abgewinnen: "Aber warum nur für Polizisten und nicht für Schüler, Jugendliche beziehungsweise die gesamte Braunauer Bevölkerung? Es wäre ein tolles Signal, wenn sich die Polizei hier öffnet und sagt 'wir tauschen uns da gemeinsam aus'. "Die Braunauer werden genau verfolgen, wie ernst es die Exekutive mit dieser Schulungseinrichtung nimmt", so die Initiatorin.

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