Leserbrief
Vor 80 Jahren war es knapp für Braunau

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Geschichtlicher Rückblick und Idee für eine Gedenktafel:
„Vor fast genau 80 Jahren, Ende April und in den ersten Maitagen, war das Ende des Zweiten Weltkrieges und der Sieg der Alliierten bereits abzusehen. Trotzdem verstiegen sich einige Nazis – so genannte Angehörige der höheren Arierrasse – in ihrer Untergangspsychose zu wahnwitzigen Ideen. Der Gauleiter von Oberdonau, August Eigruber, befahl: „Die Heimatstadt des Führers darf dem Feind nicht in die Hände fallen. Braunau ist zu zerstören!"
Am 2. Mai 1945 lag die Black Cat Division der Amerikaner bereits in Simbach und hatte ihre Artilleriegeschütze am Fuße des Schellenberges in Stellung gebracht, um Braunau beschießen zu können. Man fürchtete erhöhte Kampfbereitschaft von den Resten der NS-Wehrmacht. Daher stellte das Armeekommando der Amerikaner am 2. Mai ein Ultimatum an die Befehlshaber der Stadt: Braunau ist bis 12 Uhr kampflos zu übergeben, widrigenfalls wird es zerschossen.
Der Kreisleiter Reithofer war dazu nicht bereit, obwohl er von einer Abordnung mutiger Frauen angefleht wurde. Einige tapfere Männer wagten – trotz Verbot der Kreisleitung – mit Zillen über den hochwasserführenden Inn zu fahren und den Schlüssel der Stadt zu übergeben.
In der ersten Zille saßen: Der Schiffsführer Pointner, Hauptmann Danzinger als militärischer Parlamentär und Leutnant Platt als Dolmetscher (niemand sonst konnte ausreichend Englisch). In der zweiten Zille nahm die Abordnung der Braunauer Bürger Platz, bestehend aus: Dr. Feichtenschlager senior, Stadtinspektor Kuen, Bäckermeister David, Polizeileutnant Hartner, Schlossermeister Unterfurtner und der Lokführer Grabner.
Sie kamen drei Minuten vor 12 Uhr (laut Augenzeugenberichten) in Simbach an. Sie mussten, da niemand auf der Straße war, erst das Hauptquartier von General Augur suchen. Dieser nahm die Kapitulation an und Braunau wurde – bis auf ein paar Kugeln – nicht beschossen.
Auch die gesprengten Brücken konnten die Amerikaner nicht aufhalten, und am 2. Mai um 15 Uhr überschritten die AMI-Soldaten auf einer rasch errichteten Pontonbrücke den Inn.
Da derzeit viel über Gedenken und Straßennamen diskutiert wird, könnte man auch für diese Geschichte eine Gedenktafel ins Auge fassen. Mit einem Zeitgeschichte-Museum hätte man eventuell eine Möglichkeit, die ganze jüngere Geschichte zu erzählen. Dies wäre vielleicht auch touristisch interessant."
Von Hannes Waidbacher sen. aus Braunau
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