Jobs mit Zukunft
Dem Bezirk Braunau mangelt es an Fachkräften

- Im Bezirk Braunau wird unter anderem pädagogisches Personal händeringend gesucht.
- Foto: poznyakov/panthermedia.net
- hochgeladen von Katharina Bernbacher
Pflegefachassistenten, Maschinenbauer, Elementarpädagogen: In zahlreichen Berufssparten im Bezirk Braunau werden derzeit händeringend Fachkräfte gesucht. Eine mögliche Lösung des Problems sieht Stefan Seilinger vom AMS in Braunau in monetären Anreizen und flexibleren Ausbildungsformen.
BEZIRK BRAUNAU (kat). Der Fachkräftemangel stellt bereits seit vielen Jahren ein großes Problem am österreichischen Arbeitsmarkt dar. Im Bezirk Braunau wird derzeit vor allem technisches Personal, Fachkräfte für Gewerbe und Handwerk aber auch Mitarbeiter im Sozialbereich, wie etwa Pflegepersonal oder Kindergartenpädagogen, händeringend gesucht. "Unsere vielseitigen und innovativen Unternehmen brauchen technisches Personal, wie etwa Elektrotechniker, Metalltechniker, Mechatroniker, Maschinenbauer, Schweißer, CNC Dreher / Fräser, Kunststofftechniker, Servicetechniker, IT-Techniker und Programmierer. Das Gewerbe und Handwerk braucht händeringend Maler, Tischler, Installateure, Fachkräfte im Bau und Baunebengewerbe, Führungskräfte um kleinere und mittlere Teams zu führen und Projekte eigenständig abzuwickeln", erzählt Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des AMS Braunau. Die Ausbildung in den Mangelberufen würde sich, laut Seilinger, nicht dramatisch verändern. Vielmehr würden neue und zusätzliche Aufgabenfelder an die bereits bestehenden angepasst. "Beispielsweise wird der Heizungstechniker auch sehr viel mit Solaranlagenbau konfrontiert werden", so der Experte.
Pandemie hinterlässt Spuren
In zahlreiche Sparten, in denen bereits vor der aktuellen Gesundheitskrise ein akuter Mitarbeitermangel herrschte, wird nun noch dringender Fachpersonal gesucht.
"Im Gesundheits- und Pflegebereich hinterlassen natürlich die ermüdenden Monate der Pandemie ihre Spuren. Hiobsbotschaften und überlastete Mitarbeiter in diesen Sektoren sind keine Werbung für den Jobeinstieg", betont Seilinger.
So werden etwa Pflegefachassistenten, Fachsozialbetreuer, Diplompersonal und Heimhelfer benötigt. "Um diesen Betrieb gewährleisten zu können, steigt auch stetig der Bedarf an Reinigungspersonal, da Hygiene 24/7 unabdingbar ist", ergänzt Seilinger. Allerdings sei dieser coronabedingte Mangel laut dem Arbeitsmarktexperten zeitlich begrenzt. Eine mögliche Lösung des Problems sieht Seilinger im Schaffen monetärer Anreize, sowie flexiblere Ausbildungsschienen.
Auch im Bereich der Kinderbetreuung ist die Not groß: In vielen Gemeinden des Bezirks fehlen momentan Elementar- sowie Kindergartenpädagogen. "Die Lücken werden jährlich größer", so der AMS-Chef.
"Kündigung als Ultima Ratio"
Wieviele Fachkräfte derzeit konkret fehlen im Bezirk, lässt sich nicht sagen:" Das Angebot an Arbeitskräften würde die Nachfrage schaffen. Die Unternehmen sind damit konfrontiert, dass innerbetriebliche Aufgabenteilungen und Umstrukturierungen erforderlich sind, weil der Markt im Bereich der Fachkräfte leergefegt ist", weiß der Experte. Dies führe allerdings zu einem positiven Nebeneffekt: "Dadurch werden auch wieder Zielgruppen mit gewissen Problemlagen zu Bewerbungsgesprächen geladen. Die betriebliche Kündigung wird oftmals zur Ultima Ratio, wenn keine alternierenden Einsatzbereiche gefunden werden können."
Lösungsansatz: Sensibilisierung
Neben der möglichen Erleichterung des Fachkräftemangels in den genannten Bereichen durch finanzielle Anreize, versucht das AMS vor allem durch Sensibilisierung potenzielle Mitarbeiter für diese Branchen zu begeistern. So werden etwa Schüler zur Berufsorientierung ins AMS geladen, Lehrpersonal wird auf Entwicklungen am Arbeitsmarkt aufmerksam gemacht, Jobcoaches beraten und unterstützen Jugendliche und die Wirtschaftskammer schafft im Frühjahr erstmals mit ihrer "Jobweek" eine Plattform, die Angebot und Nachfrage sichtbar macht. Die Veranstaltungswoche, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenführt, findet von 28. März bis 2. April 2022 statt.
"Die noble Zurückhaltung und ein gewachsener Mangel an Eigenverantwortung zeigt sich aktuell in vielen Lebenslagen. Berufsorientierung ist Sisyphusarbeit", bedauert Seilinger.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.