Angehende Wein-Spezialistin
"Man wird sehr schnell unterschätzt"
Die Wein-Sommelier-Ausbildung ist nicht einfach. Anja Baumann vom Gasthaus Dafner arbeitet gerade daran, sich diesen "Titel" zu verdienen. Und das in einem Fachgebiet, dass derzeit immer noch männlich dominiert ist.
NEUKIRCHEN/ENKNACH. Anja Baumann machte beim Gasthaus Dafner die Lehre Gastronomiefachfrau. Mit der Umstellung zum Wein-Sommelier . Im Interview mit der BezirksRundSchau spricht die 22-Jährige über ihren bisherigen Weg.
Wie sind Sie in die Gastronomie gekommen?
Zu Beginn wollte ich eher etwas Handwerkliches machen. Ich durfte dann aber mal in die Gastro reinschnuppern und hab diese Branche dann für mich entdeckt. Nach dem Poly bin ich dann ins Gasthaus Dafner gekommen. Mir gefällt der Job wirklich, auch wenn ich anfangs im direkten Service schüchtern war. Heutzutage ist es mir wichtig, dass der Gast glücklich ist. Meine Lehrabschlussprüfung habe ich in der "Doppelausbildung" Koch-Kellner gemacht.
Warum interessieren Sie sich eigentlich für Wein. Wie läuft die Ausbildung zum Sommelier ab?
Mit unserer Vinothek beim Gasthaus war das Interesse am Wein schnell da. Nach der Lehrabschlussprüfung konnte ich relativ schnell den Österreich-Sommelier machen. Dieser ist die Eintrittskarte in die Wein-Sommelier-Ausbildung. Die tatsächliche Prüfung dazu steht für mich im Mai 2024 an. Ich lerne bereits seit einem Jahr daraufhin. Die Prüfung dauert insgesamt 16 Stunden und streckt sich über zwei Tage. Sie besteht aus zwei Theorieteilen, eine davon mündlich. Und dann natürlich die Praxisprüfung mit der Verkostung.
Was genau macht ein Wein-Sommelier?
Wenn ich einen Wein verkoste, zerlege ich ihn in seine Bestandteile. Das kann locker zehn bis 15 Minuten dauern. Ich prüfe, ob er fehlerfrei ist und versuche, alle Aromen "herauszuschmecken": Wie alt ist der Wein, woher kommt er, welche Rebsorte, aus welchem Jahr ist er? Das macht den Beruf gar nicht so leicht.
Warum war das Lernen für Sie nach der Lehre noch lange nicht vorbei?
Ich bin jemand, der nicht aufhören kann, zu lernen. Ich bin wissbegierig und möchte ständig neue Dinge kennenlernen. Auch nach dem Wein-Sommelier ist es noch nicht vorbei. Dieser ist aber eine Eintrittskarte für internationale Möglichkeiten, das spornt mich schon sehr an. Bestes Beispiel: Während der Corona-Zeit war ich teilweise direkt bei den Winzern, um ein Gefühl für die Weine zu bekommen. Das Gasthaus Dafner hat mich darin auch sehr unterstützt. Die Lehre war für mich die perfekte Basis, ich würde sie immer wieder machen.
Der Wein-Sommelier ist ja kein typischer Frauen-Beruf. Wie erleben Sie das?
Das stimmt tatsächlich. Man wird als Frau sehr schnell unterschätzt, vor allem in meinem Alter. Nicht selten heißt es bei der Weinbestellung "Hol mir den Chef". Beim Österreich-Sommelier gibt es immer mehr Frauen, aber der Anteil wächst nicht unbedingt rasant. Ich bin aber stolz darauf, diesen Schritt gemacht zu haben.
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