Ausgebrannt: Und nichts geht mehr

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Hannes Leister ist Betroffener. Fünf Jahre kämpfte er gegen einen Zustand seiner selbst, der nicht als Krankheit anerkannt ist. Burnout. Er hat ein Buch darüber geschrieben, offen und authentisch erzählt er über dieses dunkle Kapitel seines Lebens.
"Ich mag das Wort Burnout nicht", schreibt er in seinem Buch. "Ich mag es deshalb nicht, weil es missbräuchlich verwendet wird".
Ausgebrannt: Was ist das, wie merkt man das?
"Es geht rein gar nichts mehr. Schon das Aufstehen wird zum Problem, man hat absolut keine Kraft mehr, ist nicht fähig den Alltag zu bewältigen, zieht sich sozial zurück, kann nicht mehr arbeiten", beschreibt Leistner diesen Zustand.

Fünf dunkle Jahre
Von 2005 bis 2010 dauerte sein Leidensweg. Plötzlich ging gar nichts mehr. Es begann mit einem Besuch beim Hausarzt, dieser schickte ihn zum Neurologen, zum Facharzt für Innere Medizin, es wurden Scans gemacht, nur um zu dem Ergebnis zu kommen: Körperlich ist alles in Ordnung. Dieser Untersuchungsmarathon dauerte drei Monate. Er erhielt vom Neurologen Psychopharmaka zur Zustandsberuhigung. Die Diagnose "Burnout" wurde gestellt.

Kostenlose Therapie?
Zu dieser Zeit gab es keine Rehaklinik, die für eine Behandlung in Frage kam, also wurde Hannes Leister von seinem Neurologen eine Gesprächstherapie angeboten. Kostenpunkt war 260 Euro pro Monat, 80 Euro davon hat die Krankenkasse übernommen. "Auf der Homepage der Krankenkasse wurden auch kostenlose Gesprächstherapien angeboten - ein Vertragsarzt war mein eigener Neurologe. Nach einem Jahr Therapie und Medikamenteneinnahme war mein Gesicht aufgeschwemmt. Ich brach freiwillig die Therapie ab, hatte das Vertrauen verloren".

Selbsthilfe
Leister suchte selbstständig nach Alternativen und wurde in Aflenz fündig. Dort lernte er einen Naturheiltherapeuten kennen, der ihn "wieder hergerichtet hat". Er setzte die
Psychopharmaka selbstständig ab. Auf diesem Weg wurde er vom Naturheiltherapeuten begleitet. Dann ging er wieder zum Hausarzt und erzählte alles, was in der Zwischenzeit passiert war. "Ich erhielt ein Medikament, welches nicht abhängig macht, und nahm es bis ins Jahr 2010. Ich glaube an die Selbstheilung und habe irgendwann festgestellt, dass ich diesen Endzustand der Entwicklungslinie, nämlich ausgebrannt zu sein, überwunden hatte". Leister hat heute keine Angst mehr, wieder in solch einen Zustand zu geraten. Er hört auf seinen Körper, der, wie er sagt "einzig richtige Ratgeber". Er hält Vorträge und veranstaltet Workshops auf Teneriffa und er wird zu Diskussionsrunden eingeladen. Das Thema "Burnout" ist zu seinem Lebensinhalt geworden.
Der Theorie, dass nur labile Menschen betroffen sind, widerspricht er entschieden.
"Ausbrennen kann nur, wer vorher für etwas gebrannt hat". Mehr Infos auf: www.
ichwillwiederleben.com

Informationen zum Thema "Burnout"

Gibt man den Begriff "Burnout" in die Suchmaschine ein, erscheinen 43.500.000 Ergebnisse.

Wartezeit um einen Rehaplatz zu erhalten: im Schnitt sechs bis neun Monate.
Auf der von der Weltgesundheitsorganisation erstellten ICD-10-Klassifikation, einer Liste der medizinisch erfassten Krankheiten, ist Burnout nicht als Krankheit registriert, unter der Diagnoseziffer Z73.0 ist es als so genanntes Zustandsbild aufgelistet. Burnout ist also nach dieser Klassifikation ein Einflussfaktor, aber kein Syndrom und keine eigenständige Krankheit.

30% der Erwerbstätigen in Österreich leiden unter psychosomatischen Erkrankungen. Es entfallen ca. 460 Krankenstandstage pro 1.000 Beschäftigte in Österreich auf psychische Erkrankungen. Sie sind die zweithäufigste Ursache für vorzeitige Pensionierungen.

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