Kinder behutsam begleiten
Kindergartenpädagogin Sonja Hirzberger lässt Kinder ihre Vorlieben entdecken. Das regt zum Lernen an.
Im WOCHE-Interview erzählt Sonja Hirzberger von ihren Herausforderungen als Kindergartenpädagogin.
Worum geht’s in Ihrem Job?
Es geht um die Betreuung und Bildung von Drei- bis Sechsjährigen, um sie mit aller Behutsamkeit ins Leben hineinzuführen. Die Kinder sind sehr individuell. Meine Aufgabe ist es, ihre Interessen und Vorlieben zu erkennen und sie über entdeckendes Lernen – also über das Spiel – zu fördern. Hier erfahren Kinder, wie sie lernen können. Wenn sich Kinder für etwas interessieren, dann haben sie Ausdauer und bleiben bei der Sache. Manche Kinder müssen zum Spielen motiviert werden, andere finden ihr Spiel selbst. Ich versuche, aufmerksam auf die jeweiligen Bedürfnisse zu hören. Dieses Einlassen aufs Spiel braucht Zeit.
Welche Ausbildung ist für diesen Job erforderlich?
Heute die fünfjährige Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKiP) mit Matura. Wünschenswert wäre jedoch eine universitäre Ausbildung, denn in vielen Ländern Europas ist eine tertiäre Ausbildung Standard. Österreich hinkt hier leider hinterher.
Welche Stärken brauchen Sie für Ihren Job?
Belastbarkeit, denn eine Kindergartengruppe mit 25 Kindern zu führen, ist eine Herausforderung. Es gilt die Energie der Kinder auszuhalten. Wichtig ist die Fähigkeit zur Kommunikation, mit den Kindern, den Eltern und allen Netzwerkpartnern, und musikalisches Talent, weil Singen für mich ganz wichtig ist.
Welche Eigenschaft ist ein absolutes Muss in diesem Beruf?
Ich brauche Empathie - Einfühlung - und eine gute Beobachtungsgabe, um die Kinder und Eltern gut wahrzunehmen. Als Leiterin ist Führung wichtig. Kritikfähigkeit brauche ich, wenn die Wertevorstellung der Eltern vielleicht nicht ganz meiner eigenen entspricht.
Was ist das Aufregendste an Ihrem Job?
Kein Tag gleicht dem anderen.
Welche Hindernisse erschweren häufig Ihren Arbeitstag?
Ein Hindernis ist die Gruppengröße von 25 Kindern für die Betreuung zu zweit. Schwierig für mich ist, dass ich mit der Arbeit nie fertig werde und dass es zu Hause weiter geht.
Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
Eine Kollegin erzählte mir von der freien Stelle hier in St. Lorenzen. Im Jahre 1971 durfte ich die Ausbildung zur Kindergärtnerin in Bruck an der Mur beginnen, diese Ausbildung damals war für meine Eltern eine „Luxusausbildung“, denn sie bezahlten monatlich Schulgeld. Die vierjährige Ausbildung war für sie eine große Herausforderung. Weiterbildung für Mädchen war damals nicht selbstverständlich.
Zwei Jahre darf ich die Kinder und Kolleginnen in diesem Haus noch begleiten. Ich habe über Jahrzehnte eine wunderbare Zeit erlebt. Sie war oft anstrengend, dennoch unvergesslich.
Welche Ratschläge würden Sie Ihrem 14-jährigen Ich geben?
Sei nicht zu gewissenhaft, sei flippiger!
Barbara Pototschnig
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.