Sie machen mich erfinderisch

Der Pflegehelfer Jan Hofmann braucht viel Empathie für seine Arbeit. Im Bild mit Hedwig Sinz.
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  • Der Pflegehelfer Jan Hofmann braucht viel Empathie für seine Arbeit. Im Bild mit Hedwig Sinz.
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Die WOCHE im Gespräch mit Pflegehelfer Jan Hofmann. Der 25-Jährige arbeitet im Pflegeheim Oberaich auf der Demenzstation.

Worum geht es in Ihrem Job?
Ich begleite, mobilisiere und betreue Menschen. Die Hälfte des Tages pflege, reinige und lagere ich sie. Viele sind inkontinent, weshalb ich beim Toilettentraining (Klo-Gehen) unterstütze. Wichtig ist das Zuhören. Da die Bewohner oft ganz etwas anderes antworten, muss ich flexibel und erfinderisch sein. Die Essenseingabe passiert auf verschiedene Weise. Das sieht oft komisch aus. Wichtig ist, dass sie funktioniert. Ich achte darauf, dass die Menschen ihre Selbstständigkeit erhalten. Darum kommunizieren wir viel. Ob Bewohner selbstständig essen, hängt oft vom Wetter ab oder ihrer Tagesverfassung.
Ich brauche viel Verständnis für sie und ihre Situationen. Sie sind wie sie sind. Oft machen Sie die Nacht zum Tag. Wir haben keinen genauen, typischen Ablauf und wecken die Leute nicht.

Welche Stärken braucht es?
Ruhe, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Es ist gut kompromissfähig zu sein. Körperliche Fitness ist wichtig. Wenn aber Menschen mit 80 bis 100 Kilogramm Körpergewicht keine Körperspannung haben, heben wir zu zweit oder zu dritt.

Welche Eigenschaft ist ein absolutes Muss?
Keine Scheu vor Harn, Stuhl, Gebrochenem oder Blut.

Was ist das Aufregendste an Ihrem Job?
Es gibt jeden Tag neue Geschehnisse und ich kann selbstständig arbeiten. Wenn ich die Bewohner motivieren kann, gieße ich mit ihnen den Garten.

Welche Hindernisse treten in Ihrem Job auf?
Schwierig ist, wenn ich das Gefühl habe, es Angehörigen nicht recht zu machen. Sie wollen mit ihren Angehörigen oft etwas unternehmen und verstehen nicht, dass diese nirgendwo hinfahren wollen.
Ältere Frauen mit Gewalterfahrungen sind Pflegern gegenüber oft ungehalten. "Ich erhielt einmal eine Ohrfeige", weil sich eine Frau bedroht fühlte. Dann ist Ruhe gefragt und Kolleginnen springen ein. Schwierig ist, dass sich Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nicht artikulieren konnen. Ich brauche oft Wochen, bis ich die Bedürfnisse erkenne.

Wie kamen Sie zum Job?
Beim Zivildienst bei der Lebenshilfe arbeitete ich mit Menschen mit Einschränkungen und dort kam ich mit dem Thema Demenz in Berührung.

Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Ich raten?
Überdenke die Berufswahl! Was ist dir wichtig? Was machst du gerne? Mir war es in meinem Ursprungsberuf als Kellner nicht bewusst, dass ich bei Familienfeiern stets fehlen würde.

Die Ausbildung

Die einjährige Ausbildung zum Pflegehelfer in der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Leoben ermöglicht das Arbeiten in Krankenanstalten, Pflegeheimen, Einrichtungen für chronisch Kranke sowie in Institutionen der Hauskrankenpflege.
Die Tätigkeiten umfassen die Mobilisation, Körperpflege, Ernährung, Beobachtung der Kranken, prophylaktische Pflege, Dokumentation, Reinigung und die Desinfektion von Behelfen. PflegerhelferInnen unterstützen in der Therapie und Diagnose sowie bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten.

Weitere Berichte zur Situation der Pflege in unseren Regionen finden Sie auf unserer Themenseite.

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