Bürgermeister, Vater, Lehrer und Landwirt
Die WOCHE im Gespräch mit Alexander Lehofer, dem neuen Bürgermeister von Breitenau.
Fünf Mandate ÖVP, drei FPÖ, sieben SPÖ bei der Gemeinderatswahl - nach der Einigung mit der FP sind Sie der erste schwarze Bürgermeister in Breitenau.
Das Wahlergebnis war für alle politischen Parteien in der Breitenau eine große Überraschung, damit hat niemand gerechnet. Mehrheiten hat es keine mehr gegeben. Aber wenn man die Möglichkeit hat, nach sechzig Jahren einen politischen Wechsel herbeizuführen, wird man das auch versuchen. Im Gespräch mit der FP hat sich ergeben, dass wir, was die grundsätzlichen Ideen der Gemeinde betrifft, relativ rasch einer Meinung waren.
Im Juli 2018 geben Sie das Amt an Willi Ebner von der FP weiter? Unser Zugang war, eine Teilzeitlösung zu machen. Nach 3,3 Jahren wird gewechselt. Das ergibt sich aus meiner Tätigkeit als Lehrer an der landeswirtschaftlichen Fachschule in Kapfenberg. Ich bin ab Herbst dienstfrei gestellt und kehre im Herbst 2018 wieder in diesen Beruf zurück.
Wie würden Sie eine Zusammenarbeit mit der FP auf Landes- oder Bundesebene sehen?
In einer Gemeinde kann es gut funktionieren, weil Kommunalpolitk viel mit Personen zu tun hat, man ist auch viel näher am politischen Mitbewerber dran, man kennt sich. Auf Landes- oder Bundesebene würde ich mich aber nicht trauen, irgendwelche Empfehlungen abzugeben. Ich habe da schon Probleme mit massiven ausländerfeindlichen Themen, das ist nicht mein Zugang.
Das heißeste Thema in Ihrer Gemeinde ist sicher, wie es mit der Hauptschule bzw. NMS weitergeht? Die Geschichte liegt beim Verwaltungsgerichtshof, es gibt noch keine Entscheidung. Solange das Verfahren läuft, gibt es auch keinen Schließungsbescheid. Aber die Situation ist dramatisch, wir hängen in der Luft. 14 Kinder aus unserer 4. Volksschulklasse, darunter auch meine Tochter, sind ab Herbst für die NMS angemeldet. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, es ist für Schüler, Lehrer und Eltern untragbar.
Als schwarzer Bürgermeister in einer doch sehr von der Industrie geprägten Gemeinde, wie geht es Ihnen da? Die RHI und die Magnifin sind unsere großen Arbeitgeber und Industriebetriebe. Ich habe mit beiden Direktoren früh Kontakt aufgenommen und Gespräche geführt. Die Firmen sind die Basis für unsere Arbeitnehmer.
Seit Herbst laufen Bürgerbeteiligungsprojekte? Über die Landentwicklung "Agenda 21" gibt es Schwerpunkte wie Veranstaltungszentrum, den Wallfahrts-tourismus, das Radwegenetz. Der Tourismus ist eine Schiene, die zweite heißt Einbindung der Bevölkerung in Gemeindeentscheidungen. Spezialisten und aktive Bürger sollen in den Ausschüssen mitarbeiten. Wir haben zum Beispiel eine Gruppe, die sich mit erneuerbarer Energie beschäftigt. Die hat bereits zweimal als private Initiative eine Energiemesse veranstaltet. Deren Sprecher wollen wir ganz intensiv einbinden. Ein Projekt ist auf Schiene: Auf unser Hallenbad kommt eine Photovoltaikanlage.
Sie sind Familienvater, Bürgermeister, Lehrer und Landwirt - verraten Sie uns Ihr Lieblingsplatzerl? Das ist das Ullrichseck mit einer kleinen Kapelle, bei mir daheim noch ein Stück weiter den Berg hinauf. Mit Blick auf den Hochlantsch, für mich ein echter Kraftplatz.
Interview: Sigi Endthaler
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