Dem Arschleder hautnah auf der Spur

- Foto: Siegfried Gallhofer
- hochgeladen von Markus Hackl
Teil 30 der Serie "33 Dinge, die ein Hochsteirer getan haben muss" lehrt uns die bergmännischen Gebräuche.
Der Sprung über das Arschleder – das braucht ein Bergmann zur Glückseligkeit. Ob das so ist, warum das so ist und seit wann das so ist, das erklärt uns der Leobener Historiker Günther Jontes, Präsident des obersteirischen Kulturbundes:
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit trug der Bergmann ein weißes Arbeitskleid, den aus Leinen gefertigten Kapuzenkittel. Heute ist der Kittel nur mehr Kostüm. Man kann die "maximilianische Tracht" bei der Bergparade am Barbaratag in Eisenerz bewundern.
Ursprünglich war der Kittel ganz den Erfordernissen der Arbeit unter Tag angepasst. Das weiße Leinen verstärkt das schwache Licht, das die Talgfunzel des Geleuchts liefert. Die Kapuze schützt den Kopf, das Arschleder die empfindliche Hinterseite.
Die heutige "schwarze Tracht", der Bergkittel eben, stammt wie der Kapuzenkittel nicht aus dem Bereich alpenländischer Traditionen, sondern gelangte aus dem Sächsischen Erzgebirge über böhmische Vermittlung zu uns in die Steiermark.
"Übers Leder springen"
Das (nicht verbriefte) Recht, einen Bergkittel zu tragen, steht nur demjenigen zu, der "übers Leder gesprungen" ist. Der akademische Ledersprung an der Montanuniversität Leoben ist ein feierlicher Akt, ein Gefüge von Übergangsriten von einem Stand in den anderen. Studenten im ersten Semester und Professoren, die hier ihre Lehrtätigkeit beginnen, nehmen daran teil. Übrigens: Studenten aus Schemnitz haben den Ledersprung nach Leoben in die Bergakademie gebracht.
Heute haben auch einschlägige Betriebe des Eisen- und Stahlwesens den Ledersprung übernommen. Er steht heute auch Frauen offen, die schon einen großen Teil der Studierenden ausmachen. Und mancher Politiker drängt danach, im Bergkittel auftreten zu können, und rechnet es sich zur Ehre an, sich ebenfalls den Bergkittel zu erspringen.
Sprung vom Bierfass
Und so läuft der Ledersprung ab: Die Probanden nennen dem festlich uniformierten Bergoffizier der mit gezogenem Bergschwert die Zeremonie leitet, Namen, Herkunft und Wahlspruch. Danach springen sie von einem Bierfass über das Arschleder, das als kennzeichnender Bestandteil der bergmännischen Arbeitskleidung von zwei Bergleuten gehalten wird, in ihren neuen Stand und versprechen, diesen stets in Ehren zu halten.
(Quelle: Steirisches Brauchtum im Jahrlauf – mit freundlicher Genehmigung von Günther Jontes)
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