Styromag Tragöß-St. Katharein
Permanenter Staub lässt die Anrainer verzweifeln
Staub und hartnäckiger Schmutz auf der Straße lässt die Anrainer des Magnesitabbaubetriebes Styromag in Tragöß-Oberdorf verzweifeln; die Geschäftsführung verspricht aber noch heuer Besserung.
TRAGÖß/ST. KATHAREIN. Wo gehobelt wird, da fallen Späne – so heißt's in einer Redewendung. Und das könnte man im weitesten Sinn auch auf die Styromag in Tragöß-Oberdorf umlegen. Seit mehr als 100 Jahren wird am Standort im Lamingtal Magnesit abgebaut,da bleibt der Staub natürlich nicht aus. Das wiederum treibt die Anrainer zur Weißglut. Waren früher die Wohnhäuser entlang des Werkes überwiegend Werksgebäude für die Arbeiter, hat sich die Situation über die Jahre massiv verändert und die Anrainer haben quasi nichts mehr mit dem Werk zu tun; und auch das Verhältnis zu Emissionen hat sich über die Jahrzehnte gewandelt, sodass man sich vom Staub jetzt massiv belastet fühlt.
Erschwerend hinzu kommt, dass das ständige Frieren und Tauen in den mittlerweile milder gewordenen Wintern ein mehr an Schlamm und damit auch Staub bedeuten; wenn es friert, akkumuliert sich feuchtes, gefrorenes Material und wenn es taut bedeutet es gleich eine doppelte Menge an Schlamm.
Einer, der besonders stark betroffen ist, ist Erich Heidenbauer, bzw. eigentlich sein über 90-jähriger Vater, der in unmittelbarer Nähe zum Werksgelände wohnt. "Die Staubbelastung ist enorm, teilweise sind Autos, Fensterbänke und auch die Pflanzen mit einer dicken Staubschicht überzogen. Wird diese dann feucht, entsteht ein hartnäckiger Belag, den man nur sehr schwer entfernen kann", schildert Heidenbauer. Das Anwesen seines Vaters ist massiv betroffen, Heidenbauer fürchtet eine massive Wertminderung des Grundstückes. "Dazu kommt, dass die Straße, die am Werk vorbeiführt, extrem verschmutzt ist. Es wird zwar einmal pro Woche gereinigt, das ist aber viel zu wenig. Eigentlich müsste die Straße täglich gereinigt werden", ist Heidenbauer überzeugt.
Heidenbauer hat daher in den letzten Jahren weder Kosten noch Mühen gescheut, um gegen die Styromag vorzugehen; es gab bereits Gerichtsentscheide, es wurde der Volksanwalt eingeschaltet, die Bezirkshauptmannschaft und das Land Steiermark sowie das Umweltministerium kontaktiert.
Geschäftsführer versteht die Problematik
Auf diese Problematik angesprochen, reagiert Styromag-Geschäftsführer Gabor Stefan so: "Mir ist die Problematik durchaus bewusst. Wir sehen die Situation der Einwohner und können es in gewisser Weise auch nachvollziehen. Es hat auch schon immer wieder Gespräche mit den Anrainern gegeben, wo wir durchaus auch auf Verständnis gestoßen sind. Wir möchten gerne als gute Nachbarn angesehen werden und tun unser Möglichstes, um dem auch zu entsprechen", so Stefan in einer ersten Reaktion.
Daher ist man auch schon seit Jahren bemüht, für eine Verbesserung der Situation zu sorgen. So hat man etwa in den letzten Jahren einiges investiert, unter anderem in eine Reifenwaschanlage oder auch in einen Hochdruckreiniger zur Reinigung der Straße; und auch Staubmessungen werden laufend durchgeführt; die Auswertung einer Langzeitmessung wird im Februar erwartet. "Der Probebetrieb der Reifenwaschanlage ist noch gut gelaufen, doch dann haben wir relativ schnell bemerkt, dass die Anlage zu klein ist und nicht den gewünschten Effekt bringt. Daher sind wir gerade dabei, eine eigene Sauberkeitszone für LKW mit größerer Reifenwaschanlage zu planen. Die Einreichunterlagen müssen noch überarbeitet und dann bei den zuständigen Stellen eingereicht werden. Wenn alles klappt hoffen wir auf eine Umsetzung des Konzeptes noch im heurigen Jahr", zeigt sich Stefan optimistisch.
Neues Sauberkeitskonzept kurz vor der Einreichung
Das Konzept sieht vor, dass aufbauend auf die bestehende Reifenwaschanlage Sickerschächte errichtet werden, die für ein komplettes Abrinnen des verschmutzten Wassers sorgen sollen. Eine größere Reifenwaschanlage soll dafür sorgen, dass die LKW trocken und sauber das Gelände verlassen. Zudem ist geplant, den gesamten Bereich, über den die LKW das Werksgelände verlassen, zu asphaltieren, um die Staubbelastung zu minimieren.
Gesamtkostenpunkt: rund 235.000 Euro. "Zusätzlich sorgen wir mit laufenden Umstrukturierungen dafür, dass die Anzahl der LKW-Fahrten auf dem Firmengelände und damit auch die Aufwirbelung von Staub reduziert werden kann. So haben wir etwa Lagerplätze an andere Orte verlegt, um die Wege für die LKW zu verkürzen", erklärt Stefan. "Es ist halt ein komplexes Problem, das keine einfache Lösung hat. Die gefühlte Ideallösung wäre eine Umfahrung des Firmengeländes, das haben wir auch schon prüfen lassen, ist aber leider sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich nicht umsetzbar."
Und auch das Ziel, das bei der Barbarafeier 2018 geäußert wurde, nämlich binnen fünf Jahren staubfrei zu sein, lässt sich so nicht umsetzen. "Das war zwar damals, und ist auch noch heute, meine aufrichtige Überzeugung, aber das wird so schnell nicht gehen", zeigt er sich zum heutigen Tag realistischer. "Unser Ziel ist langfristig, die Staubbekämpfung so anzugehen, dass wir saubere und schmutzige Zonen genau trennen, das ist aber in der Umsetzung sehr schwierig und sicher noch ein längerer Prozess", so Stefan.
Aber den Vorwurf Heidenbauers, nichts zu unternehmen, möchte er so nicht auf sich sitzen lassen, denn: "Wir machen schon was, aber das sieht man halt derzeit noch nicht", appelliert er an die Geduld der Anrainer.
Zur Geschiche von Styromag
Magnesitvorkommen im Gebiet Oberdorf, Gemeinde Tragöß-St. Katharein sind seit 1870 bekannt und urkundlich erwähnt. Im Jahr 1906 begann am Firmensitz in Oberdorf der industrielle Abbau von Magnesitgestein. Anfangs wurde das Rohmaterial mit Pferdefuhrwerken nach Kraubath an der Mur zur Verhüttung transportiert. 1911 wurde in Oberdorf der erste Schachtofen zur Herstellung von kaustisch gebranntem Magnesit sowie eine Mahlanlage errichtet. Bereits ein Jahr später wurden weitere drei Schachtöfen gebaut.
Im 20. Jahrhundert erlebte der Betrieb von Oberdorf eine wechselvolle Geschichte. Sie begann damit, dass die damalige Oberdorfer Magnesitwerke GesmbH in die Steirische Magnesitindustrie AG (später Veitscher Magnesitwerke AG) eingebracht wurde. Während der Dauer der Zugehörigkeit zu diesem Konzern wurden die Abbaue in Oberdorf systematisch erweitert und modernisiert.
Darauf folgte im Jahre 1985 der Neubau des ersten und einzigen Wirbelschichtofens zur Herstellung von kaustisch gebranntem Magnesit in der Welt. Mit diesem Wirbelschichtofen, der über 25 Jahre lang das Rückgrat der Kausterproduktion in Oberdorf bildete, wird eine Produktverbesserung im Rahmen des Brennvorgangs dadurch erzielt, dass unerwünschte Nebenprodukte mit dem anfallenden Bettmaterial ausgeschieden werden.
1984 wurde das Werk Oberdorf als Bestandteil der Magindag AG aus der Veitscher Magnesit AG ausgegliedert. Nach der Insolvenz der Firma Magindag AG wurde der Betrieb Oberdorf von der neugegründeten Styromag, Styromagnesit Steirische Magnesitindustrie GmbH, übernommen. Federführend bei der Übernahme war damals der Ernst H. Stefan – der damals als geschäftsführender Gesellschafter der Duralit Österreich GesmbH der bedeutendste Kunde des Werkes Oberdorf für kaustisch gebrannten Magnesit war, den die Duralit zur Herstellung von magnesitgebundenen Industriefußböden (Sorelzement) einsetzte.
100 Jahre nach der Errichtung des ersten Schachtofens in Oberdorf - 2011 - wird ein neuer Etagenofen fertiggestellt, der den Ausstoß an kaustisch gebranntem Magnesit in Oberdorf um 50 Prozent erhöht. Mit der Errichtung des Etagenofens werden wichtige strategische Ziele erreicht. Zum einen ist die Styromag damit erstmals in der Lage, gekörntes/granuliertes Material (Kauster) herzustellen. Andererseits ist mit dem zweiten Brennaggregat die Versorgung der Kunden absolut sicher gestellt. Darüber hinaus können mit der speziellen Steuerung des Brennvorganges im Etagenofen individuelle Kundenanforderungen erfüllt werden.
Heute ist Sohn Gabor Stefan geschäftsführender Gesellschafter; er hat 2014, nach einer Erkrankung des Vaters, den Betrieb übernommen. Der aus den Bergbaubetrieben gewonnene Rohstein wird in Wirbelschicht- und Etagenöfen weich (kaustisch) gebrannt. Ziel ist es, naturnahe Produkte herzustellen, die wiederum der Natur oder den natürlichen Bedürfnissen der Menschen dienen; so werden diese etwa als Bergbauverfüllung und -sicherung, Brandschutz, als Bremsbelägte, Dünge- und Futtermittel, in Industriefußböden, Kläranlagen, im Schleifstein oder Zellstoff verwendet.
In den 60er Jahren waren 199 Personen am Werk beschäftigt, heute zählt man am Standort in Oberdorf mehr als 40 Mitarbeiter, wodurch man laut Einschätzung von Gabor Stefan immer noch der größte Arbeitgeber im Lamingtal ist.
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