Umstrukturierungen am LKH Hochsteiermark
Starkes Zeichen von Ärzten und Pflegekräften
Das hat's in der Form wohl noch nie gegeben: Die Primarärzte aller Abteilungen am LKH Hochsteiermark sowie Vertreter der Pflegekräfte, die Kages-Führung, Uniklinik-Leitung und Ärztekammer setzten mit einer gemeinsamen Pressekonferenz ein starkes Signal nach außen – gemeinsam will man die dringend notwendigen Strukturmaßnahmen umsetzen.
LEOBEN/BRUCK AN DER MUR/MÜRZZUSCHLAG. Es war wohl ein einmaliges Bild, das sich bei der Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch am LKH Hochsteiermark am Standort Leoben bot: Da standen die Primarärzte aller Abteilungen am LKH Hochsteiermark, die beiden höchsten Pflegevertreter der Häuser Leoben und Bruck, die Kages-Führung, der steirische Ärztekammerpräsident sowie die Direktoren der Uniklinik und des LKH Graz II mit dem Ärztlichen Direktor am Podium; und sie zeigten sich geeint. Gemeinsam wolle man die durch den Mangel an Ärzten und Pflegekräften notwendig gewordenen Strukturmaßnahmen umsetzen. "Wir werden alle an einem Strang ziehen", leitete Erich Schaflinger, der Ärztliche Direktor am LKH Hochsteiermark die Pressekonferenz ein.
Seltene Einigkeit
Nach und nach folgten die Statements der Anwesenden, die allesamt eines versprachen: Die bestmögliche medizinische Versorgung für die obersteirische Bevölkerung sicherstellen zu wollen. Dazu sind in den nächsten Monaten einige Umstrukturierungen notwendig. "Wir werden hier am Standort Leoben einen operativen Schwerpunkt setzen, am Standort Bruck einen konservativen Schwerpunkt mit Tagesklinik aufbauen und am Standort in Mürzzuschlag ein Zentrum für Altersmedizin schaffen. Es geht um die Konzentration von Fachlichkeit, eine Spezialisierung sowie darum, die medizinsche Versorung hier am Standort zukunftssicher zu machen", erklärt Gerhard Stark, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (Kages).
"Investiert werden dafür bis zum Jahr 2030 rund 100 Millionen Euro", wie Kages-Vorstand für Finanzen und Technik Ulf Drabek vorrechnet: "Am Standort Bruck werden wir eine Erwachsenen-Psychiatrie mit 100 Betten um rund 46 Millionen Euro errichten, eine neue Tiefgarage für rund 150 Fahrzeuge um rund fünf Millionen Euro bauen sowie Räumlichkeiten für den Umzug der Abteilung für Pulmologie von Leoben nach Bruck adaptieren; hier investieren wir rund zehn Millionen Euro."
Am Standort Leoben wird um rund sechs Millionen Euro die Kinder-Ambulanz adaptiert, um rund drei Millionen acht neue Hospizbetten eingerichtet und ein zweiter OP-Roboter (Da Vinci) angeschafft. Am Standort Mürzzuschlag erhält die REM-Station einen Zu- bzw. Umbau um rund zehn Millionen Euro und zusätzlich wird ein neuer Endoskopie-Turm mit fünf Endoskopen angeschafft.
Dringende Notwendigkeit
Dass die geplanten Umstrukturierungen und Zentrierungen notwendig sind, darüber sind sich alle einig. "Das ist alles andere als lustig. Aber es führt kein Weg an dieser Reform vorbei, geschuldet ist das ganze dem herrschenden Personalmangel. Die Schwierigkeiten in Bruck wurden großteils behoben, daher bin ich trotz aller Schwierigkeiten doch sehr zuversichtlich", bringt es Josef Tauss, Leiter des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie am Standort Bruck auf den Punkt.
Und auch der Primar der Abteilung für Allgemeinchirurgie Rudolf Schrittwieser ist sich sicher: "Aus meiner Erfahrung aus über 32 Jahren kann ich mit Sicherheit sagen, dass wir damit absolut auf dem richtigen Weg sind."
Unterstützung bekommen die Obersteirer dabei aus Graz: Sowohl Uniklinik-Direktor Wolfgang Köle als auch Ärztekammerpräsident Michael Sacherer und Michael Lehofer, der Ärztliche Direktor des LKH Graz II zeigen sich solidarisch und haben ihre Unterstützung fix zugesichert. Bestehende Kooperationen mit anderen Häusern, wie jene in den Bereichen Pädiatrie, Onkologie-Hämatologie und der Chirurgie sollen noch weiter intensiviert werden. Dazu soll es künftig weitere Kooperationen, etwa im Bereich Dermatologie, geben.
Der Plan
Der Fahrplan für die nächsten Monate: Im dritten Quartal 2024 soll die Ortho-Trauma von Bruck nach Leoben übersiedeln; die Pulmologie geht den umgekehrten Weg und soll bis Anfang 2026 nach Bruck übersiedelt sein. Die HNO-Tagesklinik soll noch heuer umgesetzt werden.
Stark versichert, dass diese Umstrukturierungen mit dem vorhandenen Personal stemmbar ist; er setzt auf die enge Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen und geht davon aus, dass man sich gegenseitig wo auch immer nötig unterstützen wird und auch kann.
"Der Zusammenhalt am LKH Hochsteiermark ist großartig, wir haben die breite Unterstützung unserer Belegschaft sowie auch der anderen Krankenhäuser. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern und die Versorgungssicherheit für unsere Patienten weiterhin auf hohem Niveau gewährleisten", so Erich Schaflinger abschließend. Außerdem möchte man sich dezidiert vom politischen Einfluss distanzieren: "Wir wollen uns nicht zum Spielball der Politik machen lassen. Politiker machen nicht immer alles besser im Gesundheitsbereich."
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