Verbandstag mit Regionenschwerpunkt Mur-/Mürztal

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Ganz im Zeichen der Genossenschaften des Mur-/Mürztales und deren Qualitätsprodukte stand der im „Internationalen Jahr der Genossenschaften 2012“ abgehaltene Verbandstag des Raiffeisenverbandes Steiermark in der Grazer Stadthalle.
Gut 450 Gäste, darunter zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft wie Landesrat Johann Seitinger, Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski, Landtagsabgeordnete Eva-Maria Lipp und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl folgten der Einladung des Raiffeisenverbandes Steiermark zum Verbandstag unter dem Motto „kooperieren+profitieren – Erfolgsmodell Genossenschaft“ in den Grazer Messe Congress. Selbstverständlich durfte auch die gesammelte Raiffeisen-Familie bei der Veranstaltung, durch die Verbandsobmann Franz Titschenbacher führte, nicht fehlen.
Höhepunkt des Verbandstages war ein 13-minütiger Film über das rege Genossenschaftsleben im Mur- und Mürztal mit launigen Moderationen zweier aus der Region stammender Vorstandsmitglieder des Raiffeisenverbandes: Naturpark-Zirbitzkogel-Grebenzen-Obmann Walter Reichl und MGV-Weißkirchen-Obmann Harald Rössler. Ebenfalls zu Wort kamen im Film OM-Obmann Fritz Gruber, RLB-Aufsichtsratspräsident Wilfried Thoma sowie der Obmann der Raiffeisenbank Mittleres Mürztal, Jakob Karner.
Besonders beleuchtet wurden in diesem filmischen Streifzug die Wassergenossenschaft Tragöß-Oberort, die Wärmeliefergenossenschaften in St. Lambrecht und Altenberg/Rax sowie die Vielzahl an Viehzucht- und Weidegenossenschaften in der Region samt Viehversteigerung in der Leobener Oberlandhalle.
Ein wesentlicher Teil des Bilderbogens war der führenden Warengenossenschaften der Region, der Obersteirischen Molkerei (OM), und ihren Tochterunternehmen Landforst-Lagerhaus und ÖFORST gewidmet. Selbstverständlich wurde auch das Lagerhaus St. Michael ins Bild gesetzt.
Im Bankenbereich wurden die zahlreichen architektonischen, bauökologischen Vorzeigeobjekte in den Gemeinden sowie das Wechselspiel zwischen großen und kleinen Kreditgenossenschaften anhand der Raiffeisenbanken Murau, Knittelfeld, Obdach-Weißkirchen, St. Lorenzen/Mürztal, Leoben-Bruck und St. Stefan-Kraubath hervorgehoben.
Selbstverständlich durfte bei einem dem Mur-/Mürztal gewidmeten Verbandstag ein regionales Buffet im Anschluss nicht fehlen: So labten sich die Gäste unter anderem an zartem Rindfleisch, echten Massinger Fleischkrapfen und Spezialitäten vom obersteirischen Wild. Anhand von Kostproben präsentierte die OM ihre breite Käsepalette. Für musikalische Unterhaltung sorgte die „Weißkirchner Blos“.
„Genossenschaften zeigen, dass es möglich ist, Wirtschaftlichkeit mit sozialer Verantwortung zu verbinden.“ Mit diesen Worten wies Verbandsobmann Franz Titschenbacher gleich zu Beginn des Verbandstages auf die weltweite Bedeutung von Genossenschaften hin. Immerhin sind weltweit fast 900 Millionen Menschen Mitglieder in Genossenschaften.
Das stabile Gleichgewicht zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung auf demokratischer Basis mache Genossenschaften daher auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsmodell des 21. Jahrhunderts, so Titschenbacher. Trotz dieser positiven Zukunftsaussichten appelliert der Verbandsobmann, ein modernes europäisches Genossenschaftsrecht zu schaffen, und verlangt vermehrt Maßnahmen zur Verbesserung des Images von Genossenschaften.
In seinem Bericht unterstrich Verbandsdirektor Heinz Herunter, dass sich Genossenschaften nicht nur wegen der gesetzlichen Revision, sondern vor allem wegen ihrer langfristigen, regionalen Ausrichtung als deutlich insolvenzresistenter erwiesen haben als andere Rechtsformen. Als wirtschaftliche Antwort in der gegenwärtigen Krisenzeit setze man zukünftig verstärkt auf die Gründung neuer Genossenschaften, so Herunter. „Wer kooperiert, profitiert!“ lautet das Motto einer neuen Offensive.
Eine differenzierte Vorgehensweise fordert der Verbandsdirektor bei der Schaffung einer europäischen Bankenunion. Hier gelte es, die Besonderheiten regionaler Banken mit geringeren Risiken zu berücksichtigen. Auch spricht sich Herunter gegen die Einführung eines europaweiten Haftungsverbundes ohne vorherige Schaffung einer Fiskalunion aus. „Eigenmittel, die über mehr als 100 Jahre mit konservativen Geschäften angehäuft wurden, dürfen nicht risikofreudigen Banken in schwachen Ländern zu Gute kommen.“
Hervorgehoben hat Herunter auch das beachtliche Steueraufkommen der steirischen Raiffeisen-Genossenschaften im Jahr 2011. An den Fiskus wurden über 90 Millionen Euro abgeliefert.
Der von Herunter vorgestellte Jahresabschluss des Raiffeisenverbandes für 2011 hob trotz der wirtschaftlich allgemein turbulenten Zeiten die kostenbewusste Unternehmensführung des Non-Profit-Unternehmens hervor.
In einer bunt besetzten Diskussionsrunde unter der Leitung von Bernadette Tischler diskutierten Vertreter aus dem In- und Ausland über Herausforderungen bei der Gründung von Genossenschaften, Möglichkeiten zur Förderung von Mitgliedern, Chancen und Risiken sowie die Zukunftsaussichten der Rechtsform Genossenschaft.
In Sachen Neugründungen könne man sich in Österreich abgesehen von liberaleren Bestimmungen noch etwas vom Boomland Bayern abschauen, ließ Gründungsexperte Klaus Hein vom Genossenschaftsverband Bayern erkennen. Bestätigt wurde dies von Roland Seepacher, dem Gründungsobmann der ersten österreichischen Photovoltaik-Genossenschaft in Judendorf-Straßengel. Er setzt bei seiner Genossenschaft auf verstärkte Mitsprache der Mitglieder im Gegensatz zu klassischen Bürgerbeteiligungsmodellen.
Für Raiffeisenbanken gelte es, trotz immer stärker werdenden Kostendrucks durch innovative Lösungen die Nähe zum Kunden aufrecht zu erhalten, betonte der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Mittleres Mürztal, Hubert Stieninger. Auch die Stärkung der Region durch Ideenwettbewerbe könne ein Schlüssel dazu sein.
Unter wesentlich schwierigeren Bedingungen aktiv ist der kosovarische Genossenschaftspionier Mustafe Kastrati. Genossenschaften nach österreichischem Vorbild haben in dem gebeutelten Land wesentlich zur Existenzsicherung in Form der Schaffung von Arbeitsplätzen und Absatzmöglichkeiten beigetragen.

Wirtschaftliche Entwicklung im Genossenschaftsbereich:
Als verlässlicher Partner der steirischen Wirtschaft haben sich im Jahr 2011 im Bankensektor die 86 selbständigen Raiffeisenbanken trotz immer schwieriger werdender Rahmenbedingungen erwiesen. Mit konstanten Ersteinlagen von 10,7 Milliarden und den auf 9,0 Milliarden Euro gestiegenen Ausleihungen sind die steirischen Raiffeisenbanken bei einer Gesamtbilanzsumme von 14,1 Milliarden Euro führend in Geldangelegenheiten. Das Betriebsergebnis betrug 0,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme.
In der Molkereisparte fielen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. In Summe konnte ein EGT von 185.000 Euro erzielt werden. Die operativ tätigen Molkereien übernahmen 2011 von den Erzeugern als solider, verlässlicher Partner der Landwirte zusammen 411.000 Tonnen Milch und damit um gut ein Prozent mehr als im Vorjahr. Nach der erfreulichen Entwicklung des Erzeugermilchpreises im Jahr 2011 mussten aktuell jedoch wieder Preisrückgänge in Kauf genommen werden. Deutlich gesteigert werden konnten zuletzt hingegen die Exportzahlen.
Im Lagerhausbereich konnten die beachtlichen Umsatzsteigerungen im Jahr 2010 fortgeschrieben werden. Die Umsätze wurden um 9 % auf 736 Millionen Euro gesteigert. Das durchschnittliche EGT betrug 1,1 % der Betriebsleistung oder rund 8 Millionen Euro. Mit den 115 Verkaufsstellen und 33 Werkstätten waren die Raiffeisen-Lagerhäuser wieder ein wertvoller Nahversorger im ländlichen Raum.
Einen Gesamtumsatz von rund 13 Millionen Euro erwirtschafteten die 99 Verwertungsgenossenschaften, darunter 80 Biowärme- und Hackschnitzelbetriebe. Die im Jahr 2011 erwirtschafteten Bilanzgewinne trugen bis auf wenige Ausnahmen zu einer weiteren Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage der Genossenschaften bei.

Fakten:
Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 89 Mitarbeitern betreut derzeit 330 Mitglieder, davon:
84 Raiffeisenbanken mit 321 Bankstellen
5 Warengenossenschaften
99 Verwertungsgenossenschaften
81 Nutzungsgenossenschaften und
61 sonstige Genossenschaften bzw. Mitglieder anderer Rechtsformen.

Diese Genossenschaften zählen fast 600.000 Mitglieder. Damit ist statistisch gesehen jeder zweite Steirer Mitglied einer Raiffeisen-Genossenschaft. Rund 5.500 Arbeitnehmer (davon mehr als 2.200 Bankenbereich der Primärebene) und 3.600 ehrenamtliche Funktionäre sind derzeit bei diesen Genossenschaften tätig.

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