Allahu akbar! Vorwärts ins Mittelalter!

In den USA und der EU glaubte man, unsere humanistische und demokratische Lebensform global einführen zu müssen. Bei uns langsam gewachsen in den letzten 200 Jahren, nach der Tragödie der politischen Feindschaften der Zwischenkriegszeit und aus den Trümmern des WW II auferstanden, glaubten unsere demokratischen Führer, nun die erstrebenswerteste Form des Herrschens und der sozialen Ordnung gefunden zu haben.

Sicher, da gab es immer Störfaktoren, so wie einen Muammar al Gaddafi oder einen Saddam Hussein oder das Apartheid-Regime im Süden Afrikas (nebst anderen schrulligen afrikanischen Häuptlingen), aber im Grunde dachten die westlichen Politiker, global alles einigermaßen im Griff zu haben. Wenn es den eigenen Interessen nützlich erschien, schickte man auch gerne einmal Panzer, Raketen oder Kampfflieger an einen dieser Diktatoren, damit sie sich gegenseitig massakrieren konnten und sich so vielleicht der eine oder andere Störfaktor von selbst erledigte. Wie wir heute wissen, klappte das aber eher nie.

Dann kam ein gewisser George W. Bush auf´s politische Parkett und bald darauf rasten Flieger in die WTC-Türme und in das Pentagon. Bush saß gerade in einer Schulklasse und lernte buchstabieren. Eine satte Nation mit vielen Fettleibigen wurde mit einem Schlag kriegerisch. Die Schuldigen in Afghanistan waren bald gefunden, die Taliban bald aus ihren Höhlen gebombt, ein „demokratisch“ legitimierter Präsident gekürt. Der Friede währte nicht lange, Al Kaida und die Taliban meldeten sich zurück und fügten den westlichen Soldaten schmerzhafte Nadelstiche zu. Ihre Zermürbungstaktik war erfolgreich.

Saddam war dem George W. auch ein Dorn im Auge, war doch sein Vater zu inkonsequent gewesen, um den nach dem Einfall ins ölreiche Kuwait gleich davon gejagt zu haben. Das wurde nachgeholt, ein Vorwand war rasch gefunden. Nur: Man hatte keine Idee, wie es danach weiter gehen sollte – blöd. Im Irak herrschte danach Anarchie und Chaos.

Endlich kam er, der „Arabische Frühling“! Der Zeit schien reif dafür, dass die arabischen Völker die Ideale unseres westlichen demokratischen Systems endlich erkennen und ihre neuen Führer in den Wahlzellen wählen. Das glaubten wir im Westen allen Ernstes. Die Franzosen halfen kräftig mit, den letzten Gaukler Gaddafi davon zu jagen (auch wenn nicht geplant war, ihn so ganz ohne Gerichtsverfahren gleich zu massakrieren – Kollateralschaden halt).

Während ein besoffener NSA-Agent seine Drohne in den Garten des Weißen Hauses abstürzen ließ, bemerkte niemand in den geheimen Zentralen, dass eine vielköpfige Hydra aus den Löchern hervor kroch: ISIS. Ihren Chef Ibrahim al Badri, besser bekannt als Abu Bakr al Baghdadi, hatten die Amis schon einmal in Gewahrsam, ließen ihn aber wieder laufen. Das haben sie inzwischen sicher sehr bereut. ISIS überrannte alle. 60.000 schwer bewaffnete irakische Soldaten warfen in Mossul alles weg und flohen Hals über Kopf, als ein paar hundert ISIS-Kämpfer mit ihren Pick ups einrückten. In wenigen Wochen hatten sie im Irak und in Syrien ein Gebiet erobert so groß wie Großbritannien. Aus ISIS wurde nun schlicht IS, das Kalifat mit dem Anspruch auf ein Weltreich, und Abu Bakr al-Baghdadi der Kalif, Chef aller Muslime nach seiner Auffassung. Auf tausende in Europa hatte er und seine Armee eine magische Anziehungskraft. Sie kämpfen und sterben für ihn. Und die aussteigen wollen, sterben auch.

Sie sind alles andere als zimperlich: Christen mussten fliehen, konvertieren oder wurden gekillt. Die Jesiden, eine Minderheit mit einer recht mystischen Religion, sind noch verhasster. Deren Frauen dürfen versklavt, verkauft, vergewaltigt, weggeworfen und getötet werden. Sie schrieben genaue Regeln, was sie bei ihren Sklavinnen beachten sollen und wie gebetet werden muss. Wer suspekt, als Verräter oder Abweichler erscheint, den trifft ihre Scharia: gekreuzigt, gesteinigt, gehängt, erschossen…..

Westlichen Reportern muss man zugestehen, mutig zu sein. Allerdings wurde ihnen zum Verhängnis, dass ihre Regierenden gegen IS vorgehen wollten und sie vom IS gefasst werden konnten. Symbolhaft wurden sie wie in Guantanamo Bay in orangefarbene Kleidung gesteckt und ihnen publikumswirksam vor laufender Kamera der Kopf abgeschnitten (es gibt aber auch welche, die schreiben, alles sei nur Fake und initiert von den westlichen Geheimdiensten). Ein jordanischer Pilot musste mit seiner F-16 auf IS-Gebiet notlanden und wurde – weil das Köpfen nicht mehr dramatisch genug war – in einem Käfig lebendig verbrannt….

Dies alles ist im Grunde gar nicht neu. Die Römer ließen Staatsfeinde und Christen in den Arenen von Löwen zerreissen, kreuzigen oder im Wok kochen. Im Mittelalter wurde gestreckt, in Nagelfässern Hänge hinab gerollt, katholische Inquisatoren dachten sich sehr kreative Methoden aus und Hexen wurden auch bei lebendigem Leib verbrannt. In deutschen KZs und im Osten wurden durch SS und Wehrmacht vor gar nicht so langer Zeit grässliche Gräueltaten verübt, Stalin war auch nicht viel zimperlicher. Die Amerikaner machten „water boarding“ populär…. Und wir Naivlinge glaubten, das alles sei Geschichte….

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