Autobranche Steiermark
Beschaffungskrise dauert bis 2025
Thomas Marichhofer ist Landesinnungsmeister der Fahrzeug-Techniker. Er sieht kein baldiges Ende der Beschaffungskrise. Autokunden müssen weiterhin mit Wartezeiten rechnen. Einzig die Werkstätten profitieren.
STEIERMARK. Allein im heurigen Jahr wurden in der Steiermark um 20 Prozent weniger Autos verkauft. Bis April wurden 10.405 Kfz verkauft, das sind um 2.657 bzw. 20 Prozent weniger als im Vorjahr.
Der Kapfenberger Thomas Marichhofer ist Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechniker mit einem eigenen Autohaus in Kapfenberg. Er erklärt, warum es zu dieser "Beschaffungskrise" gekommen ist.
Was sind die Ursachen für diesen Engpass an Neuwägen weltweit, die Pandemie kann es doch nicht mehr sein?
THOMAS MARICHHOFER: Es sind die Folgen der Corona-Pandemie, zuerst gab es die Lieferengpässe und fehlende Elektronikteile, jetzt sind es die extrem gestiegenen Rohstoffteile, verursacht auch durch den Krieg in der Ukraine. Jetzt sind die Hersteller einfach nicht in der Lage, diesen Produktionsrückstand aufzuholen.
Bis wann wird dieser Rückstand aufzuholen sein?
Die Hersteller rechnen damit, dass es vor 2025 keine Entspannung am Markt geben wird. Erst dann wird man wieder mit "normalen" Lieferzeiten von zwei bis drei Monaten rechnen können.
Wie lange sind die Lieferzeiten jetzt?
Auf einen Neuwagen muss man schon zwischen neun und 18 Monaten warten.
Was raten Sie den Kunden?
Sich frühzeitig, sprich rund ein Jahr vor der Neuanschaffung, mit den Profis vom Autohaus in Verbindung setzen. Es lassen sich Lösungen finden, sei es beim Leasingvertrag, bei der Finanzierung oder bei der Mobilitätsüberbrückung.
Diese Lieferengpässe dürfte sich demnach noch nicht bis zum Endkunden durchgesprochen haben?
Bei Firmenkunden funktioniert es bereits sehr gut, bei den Privatkunden könnte die Vordisposition besser sein. Dabei gilt: Wird das Auto jetzt bestellt, so gewährt der Händler eine Fixpreisgarantie, das Auto verteuert sich in der Wartezeit nicht mehr.
Können die Autohäuser so lange durchhalten?
Natürlich spüren wir den Umsatzverlust im Handel, weil die Situation auch im Gebrauchtwagensegment ebenso angespannt ist. Es gibt ja kaum Gebrauchtwägen am Markt. Kleine Händler haben es schwieriger, aber ich bin optimistisch, dass wir diesen Engpass meistern werden.
Die Werkstätten dürften aber von dieser Beschaffungskrise profitieren?
Ganz genau. Die Kunden zögern einen Autotausch hinaus und fahren länger mit ihren Fahrzeugen, dadurch sind wir mit dem Werkstättengeschäft gar nicht unzufrieden. Aber die mangelnde Frequenz in unseren Schauräumen macht uns zu schaffen.
Es gibt aber auch wenig Automessen bzw. Neu- oder Gebrauchtwagenschaus?
Es gebe auch wenig zum Herzeigen. Im Bezirk Bruck haben wir die Neuwagenschau im Frühling abgesagt, bei der Gebrauchtwagenschau im Herbst überlegen wir noch. Einerseits wäre es wichtig, ein Zeichen zu setzen: Ja, wir sind auch noch da!
Zu wenig Leihautos
Der Automangel zeigt sich auch am Mangel an Ersatzfahrzeugen beispielsweise bei Reparaturen. "Allein in unserem Autohaus haben wir normalerweise 15 Leihautos rotieren. Diese haben wir momentan nicht zur Verfügung. Wir verleihen stattdessen E-Scooter oder verstärken unser Hol- und Bring-Service", erklärt Thomas Marichhofer.
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