30 Jahre ECE Kapfenberg
Diskussion zur Lage des innerstädtischen Handels

Podiumsdiskussion im ECE, moderiert von Ulli Glettler. Sie selbst war einst Centerleiterin im ECE. | Foto: Hackl
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Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im Kapfenberger Einkaufszentrum ECE widmete sich dem innerstädtischen Handel – und landete rasch beim übermächtigen Gegner: dem Online Handel.

KAPFENBERG. Braucht die Stadt den Handel? Oder: Braucht der Handel die Stadt? Die Frage stellte sich bei der Podiumsdiskussion im Kapfenberger Einkaufszentrum ECE erst gar nicht. Die Diskussionsrunde anlässlich 30 Jahre ECE Kapfenberg trug den Titel "Die Stadt braucht den Handel". Ohne Fragezeichen.

Ein hochkarätig besetztes Podium widmete sich dem Thema "Die Stadt braucht den Handel". | Foto: Hackl
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Die Schlagrichtung der Diskussion war vorgegeben. Heribert Krammer, Begründer und Inhaber des ECE und selbst auch Umsetzer von innerstädtischen Einkaufszentren in ganz Europa, wünscht sich seit Jahrzehnten mehr Unterstützung durch Stadt und Land: "Händler sind keine Stadtentwickler, leider. Zu einer funktionierenden Handelsentwicklung in einer Stadt braucht es zuerst eine optimale Lage, die dazu erforderliche Infrastruktur und – ganz wichtig – den Willen der Politik. Es ist zu oft ein Kampf mit der Politik, besser wäre ein Miteinander."

"Blindschleichenpolitik"

Alt-Bürgermeister Klaus Prieschl war es, der vor 30 Jahren das innerstädtische Einkaufszentrum in Kapfenberg ermöglicht hat, er war es auch, der Heribert Krammer nach Kapfenberg lotste. Es war damals schon die Zeit, als begonnen wurde, Einkaufs- und Fachmarktzentren auf die grüne Wiese zu setzen.

"Für Kapfenberg war das ECE damals ein Hauptgewinn", so Klaus Prieschl, der in der jetzigen Zeit eine "Blindschleichenpolitik" sieht: "Der Mut fehlt! Es gibt kaum mehr eine politische Entscheidung gegen Widerstände. Das Bild, das die Politik in Stadt, Land und Bund abgibt, ist katastrophal." Prieschl fügte hinzu: "Jede Stadt ist so gut, wie es die örtliche Politik zulässt."

Heribert Krammer eröffnete vor 30 Jahren sein innerstädtisches Einkaufszentrum in Kapfenberg. | Foto: Martin Meieregger
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Vizebürgermeister Erwin Fuchs (ÖVP) machte wiederholt auf die Schandflecke wie die aufgelassene Tankstelle oder die östliche Ortseinfahrt in Kapfenberg aufmerksam, die nicht oder viel zu langsam beseitigt werden. "Heribert Krammer ist eine löbliche Ausnahme, aber man muss sich bewusst sein, dass Investoren nicht immer das Beste für die Stadt im Sinn haben. Da braucht es Lenkungsmaßnahmen seitens der Stadtregierung."

Für 50 Städte ist Rettung möglich

Stephan Mayer-Heinisch ist Präsident des österreichischen Handles- und Shoppingcenterverbandes: "Viele Städte sind Opfer fehlgeleiteter Wirtschafts- und Standortpolitik. Allein in Österreich sind rund 100 Städte von wirtschaftlicher Verödung betroffen. Die Hälfte davon wäre mit aktiven Eingreifen der Politik zu retten, aber man muss sich bewusst sein, dass es 10 bis 15 Jahre dauert, um eine Stadt fit zu machen."

Ronald Fuchs ist Mode-Unternehmer im Mürztal und Obmann der Werbegemeinschaft in Mürzzuschlag. "Nach der Pandemie funktionieren die Innenstädte wieder gut. Die Kunden suchen das Einkaufserlebnis. Mehr und Mehr wird jedoch der Fachkräftemangel auch im stationären Handel ein Thema. Gute Beratung ist nur durch gut geschultes Personal erreichbar."

Match mit dem Online-Handel

Die Diskussion drehte sich weg vom ursprünglichen Thema und wurde zu einem Match zwischen Online-Handel und stationärem Handel. Dabei viel auch der Begriff der "sozialen Nachhaltigkeit", eingeworfen von Thomas Köck, Geschäftsführer vom Drogeriemarkt DM: "Mit dem Argument ,die Kunden sind gefordert' kommen wir nicht weiter. Wer leidet denn darunter, wenn es keine 20.000 Artikel mehr zur Auswahl gibt? Der Kunde sicher nicht."

Letztendlich geht es um Steuergerechtigkeit, um faire, länderübergreifende Regeln für alle, um eine Verlagerung der Produktionsstätten nach Europa  – die eierlegende Wollmilchsau wurde an diesem Abend auch nicht gefunden.

Als Resümee bleibt übrig: Handel findet dort statt, wo Menschen sind. Daran sollten sich auch die politischen Rahmenbedingungen orientieren.

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