Pankl und das "Netzwerk A2LT"
Eine gewichtige Plattform der Leichtbauer
Die österreichische Leichtbauplattform A2LT machte in Wien auf die Kraft der 21 Mitgliedsbetriebe aufmerksam, darunter so namhafte Betriebe wie Pankl, Voestalpine, PCCL-Leoben oder die Montanuniversität.
BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Alles was Flügel hat fliegt, und alles was fliegt sollte möglichst leicht sein – das zumindest verlangt die Physik. Durch Leichtbau brauchen Autos und Flugzeuge weniger Treibstoff, werden Windräder leistungsstärker und wird das Bauen ressourcenschonender.
„Über den Lebenszyklus von Produkten betrachtet führt Leichtbau signifikant zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und unterstützt so das Erreichen der nationalen und internationalen Nachhaltigkeitsziele“, stellt Stefan Seidel, technischer Direktor (CTO) von Pankl Racing Systems und Sprecher der österreichischen Leichtbauplattform A2LT, fest. Die 21 Mitglieder der 2014 gegründeten Initiative setzen sich branchen- und materialübergreifend für leistbaren, nachhaltigen und intelligenten Leichtbau ein.
Die österreichische Leichtbauplattform Austrian Advanced Lightweight Technology (A2LT) ist ein Verbund führender Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Österreich im Umfeld der Leichtbautechnologie. Sie ist eine gemeinsame Initiative des Automobil-Clusters, Mechatronik- Clusters und Kunststoff-Clusters der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, der sparte.industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich sowie des AC Styria mit aktuell 21 Mitgliedsbetrieben
Eine wachsende Branche
Es gibt kaum Technologien mit vergleichbarer Wirkung, doch wird sie als eigene Disziplin kaum wahrgenommen: Leichtbau ist eine Antwort auf Material- und Energieknappheit und damit eine Schlüsseltechnologie für den Klimaschutz. Leichtbau ist darüber hinaus ein Stärkefeld österreichischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen, das schon jetzt für eine Wertschöpfung von 9,4 Milliarden Euro sorgt und 77.400 Arbeitsplätze sichert. Auch für die Zukunft verspricht es weiteres Wachstum.
Zu diesem Ergebnis kommt eine erstmals durchgeführte Analyse der Ökonomin Anna Kleissner im Auftrag der Leichtbauplattform A2LT. Diese neuen Erkenntnisse wurden bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt.
Ziel der Leichtbauplattform ist es, Leichtbau entsprechend seiner wirtschaftlichen Bedeutung und seines Potenzials als Förderschwerpunkt in der österreichischen FTI-Strategie (Forschungs-, Technologie- und Innovationsstrategie) zu verankern. Jeder Forschungseuro, der in Leichtbautechnologien investiert wird, stärkt die Resilienz des Standortes, also die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen gegenüber Störungen und Veränderungen
„Wir haben mit dem Leichtbau die Schlüsseltechnologie für Energie- und Ressourceneffizienz und den Klimaschutz in der Hand."
Stefan Seidel, technischer Direktor von Pankl Racing
Leichtbau stärkt den Wirtschaftsstandort
Die explodierenden Material- und Energiepreise der vergangenen Monate führen deutlich vor Augen, wie wichtig Leichtbaukompetenz für die Standort-Resilienz ist. Dies gilt auch abseits von Mobilitätsanwendungen, die zwar Treiber von Innovation, aber bei weitem nicht der einzige Anwendungsbereich für Leichtbau sind. Möglichst wenig an Primärmaterial einzusetzen hat im Hinblick auf CO2-Einsparung das größte Potenzial – so wird Leichtbau auch in Branchen wie der Logistik relevant. Hochregallager aus hochfesten Stählen brauchen weniger Material und sparen somit enorme Mengen an Energie und Kosten.
„Solche Beispiele gibt es viele, der Grundgedanke ist aber immer der gleiche: Intelligenter, leistbarer, nachhaltiger Leichtbau ist möglich und bringt handfeste Einsparungen, wenn er von Anfang an mitgedacht wird. Das wollen wir als Leichtbauplattform aufzeigen“, betont Plattformsprecher Stefan Seidel.
Stark steigende Nachfrage
Die Nachfrage nach Leichtbautechnologie steigt daher kontinuierlich an – gleichzeitig auch die Anforderungen an heimische Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die dank ihres Know-hows weltweit gefragte Partner sind. Österreich als Hochtechnologiestandort hat hier die Chance, international Vorreiter zu sein. Eine große Stärke ist, dass von den Werkstoffen wie Metall, Kunststoff, Verbundmaterial, Holz bis zur Produktionstechnologie alle Kompetenzen im Land vorhanden sind – sowohl in der Forschung als auch in den Unternehmen. Dadurch sind die Wege kurz.
Höherfeste Stähle, Aluminium, Verbundwerkstoff – weniger Gewicht bedeutet geringeren Energieverbrauch. So weit, so klar. Dass aber auch in der Werkstoffstruktur ein gewaltiges Leichtbaupotenzial liegt, ist nicht so offensichtlich. Durch neue Fertigungsverfahren wie 3D-Druck können beispielsweise bionische Strukturen, die sich an der Natur orientieren, gebaut werden, die bei geringerem Gewicht – unabhängig vom Material – genauso stabil sind.
Schutzrahmen für die Indy-Car-Serie
Ein Beispiel dafür kommt aus dem Hause Pankl selbst: Motorsport-Fans kennen den „Halo“-Bügel im Cockpit, der Rennfahrer vor herumfliegenden Trümmerteilen schützt. Für die IndyCar-Rennserie baut Pankl den Titanrahmen für die Schutzscheibe im 3D-Druck-Verfahren. „Das ist ein klassisches Beispiel für angewandten Leichtbau. Ein sogenanntes additives Fertigungsfahren ermöglicht eine hohe Flexibilität, schnelle Umsetzung und geringes Gewicht“, erklärt Seidel. Pankl betreibt mit mehreren Partnern ein eigenes Kompetenzzentrum für Additive Fertigung.
Leichtbau in der E-Mobilität
Wie weit Leichtbau gehen kann und herkömmliche Denkweisen ersetzt, zeigt die Elektromobilität. Aktuell ist es noch so, dass Elektroautos deutlich mehr wiegen als vergleichbare Verbrenner. Doch Gewicht ist ein wesentliches Kriterium für die Effizienz und Reichweite der Fahrzeuge. Die Mitglieder der Leichtbauplattform forschen und entwickeln bereits für diese Zukunftslösungen. Ein Beispiel ist der Batteriekasten als zentrales Element von E-Fahrzeugen. Dort kommen unterschiedliche Leichtbaulösungen im Multimaterial-Mix in Frage: stahlbasiert, Alu-Guss oder Verbundwerkstoffe.
Ein Beispiel aus der Voestalpine ist das Batteriebox-Modulsystem Flextric: Es vereint die Eigenschaften Stabilität/Sicherheit und optimiertes Gewicht. Die voestalpine greift dabei auf ihr umfassendes Know-how im Umgang mit dem Werkstoff Stahl zurück und zeigt, was Leichtbau ausmacht: Erstens kommt als Material selbst höchstfester Stahl zum Einsatz, zweitens ist die Konstruktionsweise so gewählt, dass durch die Struktur der Batteriekästen Gewicht eingespart wird – in Summe bis zu 30 Prozent.
Leichtbau-Know-how aus Österreich
Die Kompetenzen der Leichtbauplattform-Mitglieder spannen sich über sämtliche Bereiche des Leichtbaus: Werkstoffentwicklung, Prüfung, Simulation, Produktentwicklung und -design, Verbindungstechniken. In einem umfassenden Whitepaper hat die Leichtbauplattform unter dem Titel „Roadmap to Sustainable, Affordable and Smart Lightweighting“ eine umfassende Kompetenzlandkarte ihrer Mitglieder dargestellt.
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