Im Gespräch mit CEO Wolfgang Plasser
Pankl und das Glück des Tüchtigen

Pankl-CEO Wolfgang Plasser im neuen Luftfahrtwerk in Kapfenberg. | Foto: Pankl AG/Lucas Kundigraber
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Das Unternehmen Pankl Racing Systems mit Zentrale in Kapfenberg hat ein neues Luftfahrtwerk, baut an einer firmeneigenen Mitarbeiterakademie und investiert bei Krenhof in Köflach 20 Millionen Euro in eine neue Schmiedehalle.

KAPFENBERG. Die Rezession ist in der Automobilbranche noch nicht angekommen, wird im Hochpreissegment der Luxussportwägen und im Rennsport wahrscheinlich gar nie ankommen, die Luftfahrt boomt unaufhörlich. Fast durchwegs rosige Aussichten für Pankl, oder nicht? Pankl-Chef Wolfgang Plasser im Gespräch:

Das neue Luftfahrtwerk in Kapfenberg ist bereits in Betrieb (aber noch nicht offiziell eröffnet). Wie läufts dort?
WOLFGANG PLASSER: Offiziell eröffnet haben wir bewusst noch nicht. Wir werden Luftfahrtwerk und Academy gemeinsam eröffnen. Wir können ja nicht jedes Jahr eine Eröffnungsfeier machen. Im Luftfahrtwerk läuft es mittlerweile sehr gut. Nach der Übersiedlung hat es das eine oder andere technische Problem gegeben, das hat uns zwei bis drei Monate intensiv beschäftigt. Mittlerweile ist alles erledigt und seit September können wir ungehindert und plangemäß produzieren.

Als in Pandemiezeiten die Luftfahrt völlig eingebrochen ist und Pankl mit dem Bau eines Luftfahrtwerks begonnen hat, haben viele gemeint, “die spinnen die Römer”. Das Luftfahrtgeschäft ist viel schneller in Schwung gekommen, als geglaubt. Hat man bei Pankl aufs richtige Pferd gesetzt?
Ja! Gerade solche Investitionen darf man nicht mit einem kurzfristigen Zeithorizont planen. Wir selbst haben ja auch nicht gerechnet, dass die Luftfahrt so schnell wieder zurückkommt, insofern haben wir genau zum richtigen Zeitpunkt investiert. Scherzhaft ausgedrückt heißt das "Mehr Glück als Verstand", charmanter ausgedrückt kann man es als "Glück des Tüchtigen" formulieren.

Spatenstich für die Pankl Academy im März des heurigen Jahres. | Foto: Monika Mehlmauer
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Sind Zuwachsraten im Aerospace-Bereich erwartbar, oder ist hier der Plafond erreicht?
Wann man sich die Prognosen von Airbus und Boeing im Flächenflugzeugbereich anschaut, dann kommt ein riesiges Wachstum in den nächsten Jahren auf uns zu. Die großen Flugzeughersteller eilen von Rekordabschluss zu Rekordabschluss und sind zumindest die nächsten fünf Jahre ausverkauft. Die Wartezeit für einen neuen Airbus 320 beträgt fünf Jahre Minimum. Sofern uns nicht wieder eine globale Krise erwischt, gehe ich davon aus, dass sich der Aerospace-Markt außerordentlich gut entwickeln wird.

Auch für Pankl?
Natürlich auch für Pankl. Wir produzieren ja Triebswerkswellen für Flächenflugzeuge und Helikopter. Im Helikoptersegment produzieren für sowohl für den zivilen als auch für den militärischen Bereich; besonders letzterer ist aktuell von keiner Rezession betroffen.

Die Wirtschaft schwächelt. In Österreich stagnierend, Deutschland in der Rezession, auch in China läufts nicht rund. Besonders energieintensive Industriezweige brechen ein. Wie rosig sind unter diesen Vorzeichen die Aussichten für Pankl? 
Das erste Halbjahr war generell noch sehr gut. Die Automobilindustrie ist von dieser Rezession noch nicht betroffen. Noch müssen Produktionsaufträge aus den Lieferkettenengpässen abgearbeitet werden. Was jedoch auffällt: die Kunden jammern, dass die Neuverkäufe extrem schwach sind, schwach wie zu Zeiten der Finanzkrise. Das wird sich in absehbarer Zeit bei der Zulieferindustrie bemerkbar machen. Bei der Produktion von Volumenmodellen unserer Tochter SHW macht sich das schon bemerkbar. Dazu kommt, dass in Europa die Komponenten für günstigere Autos zu teuer sind. Nicht bei Pankl selbst. Wir sind im High-End-Luxusbereich tätig, hier ist erwähntes Phänomen nicht spürbar. Deswegen ziehen sich gerade deutsche Hersteller aus dem Massenmarkt zurück, was wiederum eine Einladung für die Chinesen darstellt.

Wolfgang Plasser mit Stefan Pierer, Matthäus Bachernegg und Fritz Kratzer. | Foto: Monika Mehlmauer
  • Wolfgang Plasser mit Stefan Pierer, Matthäus Bachernegg und Fritz Kratzer.
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Wie tief ist man bei Pankl eigentlich in der E-Mobilität drinnen?
Rein vom Umsatz sind wir nicht tief drinnen. Wir haben aber sehr viele Komponenten und Produkte, die auch für die sogenannte "Mobilität der Zukunft" einsetzbar sind. Umsatz machen wir damit noch keinen – maximal vielleicht acht bis neun Prozent, und schon gar kein Ergebnis. Unser Ergebnis machen wir derzeit noch fast zu 100 Prozent aus dem Segment der Verbrennungsmotoren. Wir sind aber am Thema dran: Wir arbeiten an Produkten für Brennstoffzellenanwendungen, unsere Fahrwerkskomponenten gehen in hochwertige Elektro-Fahrzeuge. Das Gesamtvolumen ist aber noch sehr überschaubar.

Durchaus neue Betätigungsfelder für die Pankl-Standorte in Kapfenberg und Bruck?
Ja schon. Ich erwarte mir aber eher eine Transformation von Verbrennerprodukten zur E-Mobilität. So produziert unsere Schmiede nicht nur Produkte für Verbrenner sondern verstärkt auch für Komponenten für E-Fahrzeuge. Wir werden jetzt nicht anfangen ein neues Werk für E-Motoren zu bauen, sondern es ist eine schleichende Transformation zur E-Mobilität wahrscheinlich. Es bleibt abzuwarten, wie stark und schnell die Transformation vorangetrieben wird. Auch hier droht Gefahr vom chinesischen Markt, die mit günstigen E-Modellen auf den Markt drängen. Richtig Geld mit der E-Mobilität zu verdienen, egal ob als Hersteller oder Zulieferer, wird nicht leicht. Hier geht es allen europäischen Herstellern gleich.

Ein kurzer Boxenstopp zum Rennsport: Wie wirkt sich die Motoren-Reform in der Formel 1 – Hybrid-Motoren mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff – auf die Rennsportabteilung bei Pankl aus?
Jede Reglementänderung wirkt sich positiv auf Pankl aus. Erfreulich ist, dass mit Audi ein weiterer Motorenhersteller im Spiel ist; es ist nicht ausgeschlossen, dass noch der eine oder andere Hersteller dazukommt. Jeder neue Motor, egal von welchem Hersteller, ist gut für Pankl. Wir sind in diesem Segment und in der Entwicklung der Rennmotoren sehr gut ausgelastet.

Pankl baut gerade an der Pankl-Academy. Lehrlings- und Mitarbeiterausbildung rücken noch stärker in den Fokus. Kapfenberg und die Obersteiermark verfügen auch über qualitativ hochwertige Ausbildungsstätten. Sind genau diese Ressourcen an gut ausgebildeten Fachpersonal das große Plus des Standorts Kapfenberg?
Ja, sehe ich genau so. Alles andere lässt sich irgendwo in der Welt finden und würde sich auch billiger produzieren lassen. Diese Metalltradition, die sich in vielen obersteirischen Familien durch viele Generationen zieht, schafft große Akzeptanz in der Bevölkerung und sorgt für Interesse für Metallberufe bereits in der Jugend. Das stellt sicherlich einen nicht quantifizierbaren Standortvorteil dar. Wir finden bislang immer noch ausreichend gut ausgebildete Mitarbeiter und Lehrlinge, die bereit sind, sich zu Fachkräften ausbilden zu lassen. Das geht leider auch zulasten anderer Branchen.

Man muss sich die Mitarbeiter aber selbst ausbilden?
Das ist für uns die effizienteste Art, wenn Lehrlinge von Anfang die Gegebenheiten und Produkte bei Pankl sowie das ganze Betriebsumfeld kennenlernen, ist es etwas anderes, als 
wenn man einen ausgelernten Facharbeiter erst in den Betrieb integrieren muss. 72 Prozent unserer ausgebildeten Lehrlinge sind nach wie vor bei uns im Unternehmen tätig, viele davon in Führungspositionen.

In Kapfenberg selbst wird die Luft dünn, wenn es um Betriebsflächenerweiterung geht. Hat man bei Pankl dafür vorgesorgt?
Wir haben vorgesorgt und haben bereits vor fünf Jahren rund 70.000 Quadratmeter gekauft, im Bereich des jetzigen Luftfahrtwerks im High-Tech-Park. Wir könnten dort ein ähnlich großes Objekt wie das bestehende Werk hinstellen. In dieser Hinsicht sind wir für die nächsten 10 bis 15 Jahre gut aufgestellt und haben ausreichend Reservestellen zur Verfügung. Zudem hätten wir auch am Standort Bruck Erweiterungsmöglichkeiten.

Wolfgang Plasser zu den Investitionen in Köflach: "Wir haben eine neue Presse bestellt, die in eine neue Schmiedehalle integriert werden soll. Spatenstich wird noch heuer sein, wir investieren hier knapp 20 Millionen Euro." | Foto: Pankl AG/Lucas Kundigraber
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Wie entwickelt sich Krenhof in Köflach. Ist der Eingliederungsprozess vollzogen?
Ja, sehr erfolgreich. Wir sind dabei, das Produktportfolio mehr auf Pankl auszurichten. Wir haben bereits erste Pleuel für Serienprodukte bereits geschmiedet und wir haben für einen namhaften Kunden für einen Prototypen auch schon erste Pleuel geschmiedet und ausgeliefert. Wir werden in Köflach demnächst mit einem neuen Bauprojekt starten. Wir haben eine neue Presse bestellt, die in eine neue Schmiedehalle integriert werden soll. Spatenstich wird noch heuer sein, wir investieren hier knapp 20 Millionen Euro.

Die obligate Abschlussfrage “Wer wird Weltmeister?” hat sich für heuer erübrigt. Sie haben ja auch gute Kontakte zu Toto Wolf: Deshalb die neue Frage: Wann kommt Mercedes retour?
Ich hoffe bald, sehr bald, aber es wird nicht leicht. Ich würde mir ja wünschen, bei Red Bull den Sergio Perez durch Fernando Alonso zu ersetzen. Dann wäre es mit der Langeweile durch die Verstappen-Überlegenheit mit einem Schlag vorbei. Ich hab das auch schon bei Red Bull deponiert. Alle hätten ein super Entertainment, nur nicht Red Bull (lachend).

Tag der offenen Lehrwerkstatt

Am 10. November findet von 10 bis 17 Uhr in der Lehrwerkstatt von Pankl Racing am Standort Bruck in der Kaltschmidstraße der Tag der offenen Lehrwerkstatt statt. Bei Pankl ist es heuer bereits der zweite Lehrlingstag – diesmal speziell nur für technische Lehrberufe, wo sich die Besucherinnen und Besucher anmelden und informieren können. Man kann sich die Berufe Maschinenbautechniker:in oder Zerspanungstechniker:in ansehen und auch mit Lehrlingen direkt über diesen Beruf sprechen. Alle Infos und den Link zur Anmeldung findet man auf pankl.com/lehre

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