Viel ruhiger und geordneter
Ludwig Paischer spricht im BEZIRKSBLÄTTER-Interview über Erlebtes.
Judo-Ass Ludwig Paischer aus Straßwalchen ist am Sonntag aus Japan zurückgekehrt. Im BEZIRKSBLÄTTER-Interview spricht der Olympia-Silberne über seine Erlebnisse während und nach dem großen Beben.
BEZIRKSBLÄTTER: Herr Paischer, wie groß ist die Erleichterung, wieder „festen Boden“ unter den Füßen zu haben?
LUDWIG PAISCHER: Natürlich ist man froh, wenn man sich wieder in Sicherheit weiß. Trotzdem bin ich etwas wehmütig, weil ich viele Freunde in Japan habe.
BB: Wie schwierig war es, aus Japan wegzukommen?
PAISCHER: Für uns nicht so schwierig, das ist alles von Österreich aus geregelt worden.
BB: Das Beben war ja schlimm genug, aber wie mulmig war das Gefühl, als man von den Problemen im AKW erfahren hat?
PAISCHER: Nach dem Erdbeben haben wir uns kaum Sorgen um uns selbst gemacht. Es war zwar schlimm, die Bilder vom Tsunami zu sehen, aber das war doch 400 km entfernt. In Tokio hat sich bereits am Samstag das Leben wieder angefangen zu normalisieren. Am Nachmittag ist dann die Meldung wegen dem AKW gekommen. Da war uns klar, dass wir so schnell wie möglich weg wollen.
BB: Wie gehen die Japaner mit der Situation um?
PAISCHER: Eigentlich sehr gut, wenn man bedenkt, was passiert ist oder noch passieren kann. Aber die Japaner sind grundsätzlich sehr diszipliniert. Selbst wenn es so etwas wie Panik gibt, läuft alles viel ruhiger und geordneter ab als bei uns.
BB: Zum Erdbeben selbst: Womit waren Sie gerade beschäftigt, als die Erde bebte? Wie haben Sie reagiert?
PAISCHER: Ich hatte gerade Pause und war im Hotel, um mich eine Stunde hinzulegen. Plötzlich haben die Wasserflasche zu schaukeln und der Fernseher zu wackeln begonnen. Wir waren zum Glück im fünften Stock, da waren wir schnell draußen. Es ist eigentlich alles sehr geregelt abgelaufen, weil Erdbeben gibt es in Japan öfter.
B: Wie gelassen sind die Japaner wirlich?
PAISCHER: Es ist sehr schwer, in die Leute hineinzuschauen, sie wahren gerne die Fassade. Natürlich sind sie nicht so gelassen, wie es scheint. Aber es läuft eben alles geordneter ab.
BB: Japan ist fast so etwas wie Ihre zweite Heimat. Wird das Erlebte Ihre Reisetätigkeit dorthin beeinflussen?
PAISCHER: Jetzt darüber nachzudenken, ist noch zu früh. Wenn sich die Sache positiv entwickelt, in dem Sinn, dass sie die Probleme mit den AKW‘s in den Griff bekommen und die Aufräumarbeiten wegen des Tsunamis erledigt sind, steht einer Reise nach Japan nichts im Wege. Wann das allerdings ist, steht noch völlig in den Sternen.
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