Verkauf Wohnbaudarlehen: Banken wollen Geschäft zurück haben, Wohnbau-Experte sieht keine Nachteile für Förderungsnehmer
In Bezirksblätter nachgefragt diskutierten Landesrat Hans Mayr, Sparkassen-Vorstandsdirektor Christoph Paulweber und gswb-Geschäftsführer Christian Wintersteller zum Thema Verkauf der Wohnbaudarlehen.
Einem Verkauf der Wohnbaudarlehen aus dem Salzburger Wohnbaufonds sieht Gswb-Geschäftsführer Christian Wintersteller gelassen entgegen – wenn "nur" die Forderungen und nicht die gesamten Darlehensverträge verkauft werden. Für die Darlehensnehmer erwartet er so gut wie keine Nachteile, und: "Auch vor dem Wohnbaufonds, also vor 2006, hat es Lösungen mit Kreditinstituten gegeben, die funktioniert haben. Jetzt muss man aber auch nachdenken, wie man die künftige Wohnbauförderung nachhaltig aufstellen kann", so Wintersteller, der gleichzeitig Obmann der Gemeinnützigen Bauvereinigungen gbv ist. Immerhin würden nach einem Verkauf der ausstehenden Forderungen auch die Rückflüsse der Darlehensnehmer an das Land fehlen – und die machen immerhin knapp 180 Millionen Euro jährlich aus.
Banken wollen Geschäftsbereich zurückhaben
Für Christoph Paulweber, Vorstandsdirektor der Salzburger Sparkasse, steht fest, dass die Banken jedenfalls großes Interesse an dem Kauf der Darlehensforderungen haben. "Mit der Einführung des Wohnbaufonds ist den Banken ein wichtiger Geschäftszweig entzogen worden und wenn wir jetzt das Geschäft der Wohnbaufinanzierung wieder zurückbekommen, dann ist das natürlich gut für uns." Warum es für ausstehende Forderungen im Ausmaß einen 1,7 Milliarden Euro einen Kaufpreis von nur rund 1,3 Milliarden Euro geben würde, erklärt er so: "Wenn wir auf 30 Jahre angelegte Darlehen mit einer Verzinsung von 1,5 Prozent kaufen und im Vergleich dazu ebenfalls längerfristige Anleihen mit einer Verzinsung von 2,5 Prozent kaufen können, dann fällt der Kaufpreis für die niederiger verzinsten Darlehen geringer aus. Das ist de facto ein Abschlag auf die Zinsdifferenz."
Dass im Fall einer Zession der Darlehen – das heißt, nur die Forderungen würden verkauft – für die Darlehensnehmer keine Änderung, schon gar keine Verschlechterung verbunden wäre, darüber waren sich alle drei Diskussionsteilnehmer einig, denn: Die Vertragsbedingungen blieben unangetastet, Zinsveränderung dürften nur vom Land festgesetzt werden und auch die jährliche Berechnung der Rückzahlungsraten – die sich ja nach dem Einkommen der Fördernehmer richten – bliebe in Hand des Landes.
Weiterverkauf der Darlehensforderungen wäre möglich
Interessantes Detail: Einen Weiterverkauf der Forderungen an eine weitere Bank wäre möglich – außer im Kaufvertrag zwischen Land und Bank würde dieser Punkt extra geregelt. Paulweber dazu: "Es wäre aber widersinnig, wenn wir die erworbenen Darlehen gleich wieder verkaufen würden, denn wie gesagt, das Geschäftsfeld der Wohnbaufinanzierung wollen wir Banken ja gerne wieder übernehmen."
Noch offen ist, ob ein möglicher Verkauf der Wohnbaudarlehen EU-weit ausgeschrieben werden müsste. "Dazu gibt es unterschiedliche Rechtsmeinungen", erklärte Landesrat Hans Mayr. Er sieht auch keine Probleme darin, wenn eine nicht-regionale Bank die Darlehensforderungen kaufen würde. "Es gelten ja dieselben Bedingungen, egal für welchen Käufer."
Auch wenn derzeit noch nichts fix ist, ließ sich Landesrat Hans Mayr in bezug auf die neue Wohnbauförderung schon ein bisschen in die Karten blicken: "Jetzt haben wir ein gemischtes Modell aus Darlehen und Zuschuss. Wir prüfen jetzt gerade, ob wir die gesamte künftige Wohnbauförderung auf ein Zuschussmodell umbauen können."
Zur Sendung "Bezirksblätter nachgefragt" auf RTS geht es hier.
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