„Früher war nicht alles besser, nur anders“, betonen Unternehmer im „Generationen-Talk“

Die Bezeichnung „Geschäftsführerin“ oder „Geschäftsführer“ auf der Visitenkarte allein macht noch keinen guten Unternehmer. Was alles dazu gehört und was sich über Generationen verändert hat, darüber diskutierten Eva Frischling, Fritz Maislinger, Albin Berendt sowie Franz Schwab Junior und Senior – im Bild mit Plusregion-Geschäftsführerin Birgit Ausserweger.
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  • Die Bezeichnung „Geschäftsführerin“ oder „Geschäftsführer“ auf der Visitenkarte allein macht noch keinen guten Unternehmer. Was alles dazu gehört und was sich über Generationen verändert hat, darüber diskutierten Eva Frischling, Fritz Maislinger, Albin Berendt sowie Franz Schwab Junior und Senior – im Bild mit Plusregion-Geschäftsführerin Birgit Ausserweger.
  • hochgeladen von Angelika Pehab

FLACHGAU (ap). Während seine Freunde gerade ihr Studium beenden und sich beruflich orientieren, ist Fritz Maislinger bereits seit zweieinhalb Jahren Chef seines eigenen Unternehmens. Als sein Vater im August 2014 plötzlich verstarb, lag es an ihm, das Erbe und damit auch die Firma Maislinger Wohnideen in Neumarkt gemeinsam mit seiner Mutter Theresia in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. „Eigentlich wollte ich mit meinem gerade abgeschlossenen Innenarchitekturstudium andere Wege gehen und im Ausland Erfahrungen sammeln“, erinnert sich Fritz Maislinger. „Doch als Papa starb war klar, dass ich gemeinsam mit meiner Mutter weitermache. Da gab es nichts zu überlegen, das ging Schlag auf Schlag“, erinnert sich der 25-Jährige. Auch wenn es ihm fehlt, seinen Vater ab und zu mal um Rat fragen zu können, weiß er es doch sehr zu schätzen, dass er ein derart funktionierendes und gesundes Unternehmen übernehmen konnte.

Und plötzlich war er Chef

Einen sanfteren Einstieg in das Unternehmertum hatte da sicher Franz Schwab Junior von Expert Schwab in Köstendorf. „Zwar kam die Übergabe nach einem Telefonat meines Vaters mit der Pensionsstelle binnen zwei Wochen zu Stande, aber ich war schon über Jahre hinweg in die Firma eingearbeitet, kannte die Mitarbeiter und konnte auch immer auf den Rat meines Vaters zurückgreifen“, erzählt Franz Schwab jun. und betont, „dass sich Papa zum Glück nicht eingemischt hat. Auch nicht, als ich den Boden aus dem Geschäft rausgerissen und die Lampen sowie das Geschirr aus unserem Sortiment genommen habe“, schmunzelt der Jungunternehmer. Und Franz Schwab senior ist froh, sein Unternehmen in guten Händen zu wissen. „Das ergäbe ja auch keinen Sinn, wenn ich mich da jetzt noch einmischen würde“, ergänzt der Pensionist.

„Für mich war es ein harter Start“

Nicht ins sprichwörtlich „gemachte Nest“ setzen konnte sich die Jungunternehmerin Eva Frischling. Nachdem die Meisterfotografin bereits über einige Jahre ein Gewerbe angemeldet hatte, entschied sie sich vor eineinhalb Jahren dazu, ihre Passion hauptberuflich zu bestreiten. „Die Bürokratie für eine Firmengründung bei uns ist eine Katastrophe. Wäre mir dabei nicht meine Mutter – sie hat Erfahrung durch die Firma meines Vaters – zur Seite gestanden, hätte ich nicht gewusst, wie ich das schaffen soll“, erinnert sich Frischling, die auch einen Verlag hat und 2014 ihr erstes Buch herausgab. „Da hilft auch eine Wirtschaftskammer nicht immer. Du musst dir alles selbst zusammensuchen und wenn du was übersiehst, machst du dich im schlimmsten Fall strafbar“, so Frischling. Obwohl sie es genießt, dass sie ihre Arbeitszeit frei einteilen kann, hätte sie nicht gedacht, wie wenig nach Versicherungen, Registrierkasse, viel Aufwand und all den Abgaben monetär am Ende für sie übrigbleibt. Und trotzdem: Sie hat keine Existenzängste, hat nebenbei einen Verlag gegründet und freut sich immer wieder, wenn sie ihre Kunden mit wunderschönen Fotos glücklich machen kann.

„Erfolg durch Weiterentwicklung“

Viel erlebt hat in Sachen Unternehmertum der Seniorchef von Bernit, Albin Berendt. 1968 übernimmt er die Geschäftsführung des im Groß- sowie Einzelhandels von Natursteinen und Fliesen erfolgreichen Unternehmens. Mittlerweile zählt die Firma an die 50 Mitarbeiter, welche Tochter Christine seit 2008 als Inhaberin mit Ihrem Partner Jörg Wagner als Geschäftsführer leitet. Berendt erinnert sich noch gut an die Zeit des Wiederaufbaus mit der großen Nachfrage. „Wir pflegten gute Kontakte mit italienischen Firmen, dem Steineldorado in der Po-Ebene oder mit Verona, wo die Kermamik-Industrie boomte“, erzählt Berendt, der mit 21 Jahren in den Betrieb eingestiegen ist. Damals wie heute gilt: „Du brauchst die richtige Ware und musst dich dem Markt ständig anpassen. Dann läuft das Geschäft. Stillstand jedoch bedeutet Rückschritt“, gibt Berendt in der Runde zu bedenken.

Was sich alles verändert hat

So viel wie man meinen möchte hat sich über die Generationen hinweg nicht verändert. „Natürlich ist die Bürokratie schon mehr geworden. Beispielsweise mit der Dokumentationspflicht oder auch dem Arbeitnehmerschutzgesetz“, erläutert Berendt. „Und in jedem Fall ist auch die Lohnverrechnung komplizierter geworden und auch so hat unser Steuerberater ein paar mehr Aufgaben bekommen, als früher“, ergänzt Franz Schwab jun. Natürlich nicht außer Acht lassen die Unternehmer allesamt die Digitalisierung und neue Medien. Gebot der Stunde: Ein ansprechender Internetauftritt ist Pflicht und über Facebook werden Interessierte mindestens einmal wöchentlich informiert. Im Fall von Eva Frischling sogar fast täglich. „Gerade in meinem Bereich lassen sich soziale Netzwerke extrem gut nützen. Als Fotografin führe ich einen Blog und veröffentliche damit kostengünstig – natürlich in Absprache mit meinen Kunden – meine Werke“, erklärt Eva Frischling. Nicht zuletzt durch Familien, Kinder- oder Pferdefotos transportiert sie Emotionen.

Emotionale Erlebnisse schaffen

Dass Emotionen die größte Werbewirksamkeit haben weiß auch Fritz Maislinger. Er investierte in einen starken Webauftritt und nutzt soziale Medien gezielt für die Imagewerbung. „Da geht es vorrangig nicht um unsere Produkte, sondern darum, unsere Firmenphilosophie, Kompetenz und Qualität zu transportieren. Unsere Möbel und Leistungen entdeckt der Kunde dann lieber direkt in den hauseigenen Schauräumen, die wir bis April allesamt neu gestalten werden. Damit schaffen wir kleine Erlebnisse“, verrät Maislinger.

Internet als Feind der Geschäfte?

Wer meinen möchte, die Angebote der Internetshops seien für den stationären Handel überall zum großen Problem geworden, der irrt. Zumindest, wenn man Expert-Partner Franz Schwab zuhört. Mit der Entwicklung seines Elektrohandels ist er zufrieden. „Die Geräte werden immer komplexer und vernetzbar. Die Leute wollen sich das von jemandem erklären lassen, dem sie vertrauen. Oft ist es sogar so, dass Kunden sich im Internet informieren und das Produkt bei uns kaufen wollen. Service und Beratung zählen also nach wie vor – ebenso wie Mundpropaganda und Handschlagqualität“, betont Franz Schwab jun. Der Fachhandel habe durchaus seine Existenzberechtigung.

Kaufentscheidung mit allen Sinnen

Ins selbe Horn stößt Albin Berendt von Bernit Natursteine: „Wir brauchen riesige Ausstellungsflächen, weil sich Kunden direkt von der Qualität und dem Aussehen der Fliesen und Steine überzeugen wollen. Anschauen und Angreifen sind schon noch immer wichtiger als das schnelle Geschäft im Internet“, so der Kommerzialrat und ergänzt: „Wenn man von Veränderungen über Generationen spricht, muss man auch das veränderte Kundenverhalten beleuchten. Heutzutage scheint der mittelpreisige Sektor wegzufallen. Entweder der Kunde kauft billig oder investiert in Qualität. Er selektiert stark und weiß, was er will“, so Berendt. „Das zeigt auch die Tatsache, dass früher von vier Wohnlandschaften nur eine eine Maßanfertigung war, heute sind von vier Couchen immerhin schon drei maßgefertigt“, ergänzt Fritz Maislinger.

Die Sache mit den Mitarbeitern

Für Eva Frischling sind Mitarbeiter noch kein Thema. Für alle anderen Unternehmer in der Runde aber schon. „Es wird immer schwieriger qualifizierte und gute Fachkräfte zu finden“, weiß Fritz Maislinger und spricht aus Erfahrung. „Gerade im Vorjahr hätten wir dringend zwei Tischler gesucht. Vergebens. Gute Leute sind ganz schwer zu finden.“
Um den extremen Fachkräftemangel entgegenzuwirken versucht man bei Bernit – zumindest im kaufmännischen Bereich – selbst Lehrlinge auszubilden. „Natürlich kostet das was, braucht Energie und die Lehrlinge sind viel weg. Aber anders kriegst du kaum gute Leute“, so Albin Berendt. „Und wenn du gute Leute hast, dann musst du sie im Betrieb halten, solange es geht. Ihr Wissen und Können kann ein Neuling nämlich lange nicht aufholen“, betont Berendt. Rundum zufrieden mit seinen Mitarbeitern ist Franz Schwab: „Wir haben viele langjährige Angestellte, die schon zu uns gehören und eingespielt sind. Generell ist es aber schon schwieriger geworden, Lehrlinge zu finden.“

Tipp: (M)Eine Rolle als Chef

Wer Chef ist, muss das nicht nur vor den Kunden, sondern auch im Alltag vor den Mitarbeitern sein. Und das ist vielleicht der wichtigste Tipp, den ein routinierter Unternehmer seinen jungen Kollegen mit auf den Weg geben kann: „Den Mitarbeitern ist oft nicht der Euro wichtig, den du ihnen zahlst, sondern vielmehr, dass er geschätzt wird und Verantwortung übernehmen darf. Dazu gehört auch ein kameradschaftliches Umfeld und Menschlichkeit. Der Chef sollte nahbar sein und durchaus Verständnis auch für den privaten Lebensbereich der Angestellten haben“, führt Berendt abschließend aus.

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