Ernährungsexpertin im Interview: Eine Chance für vegane Ernährung

Was hat dich zur veganen Ernährung gebracht?
MAYRHOFER: Ich esse seit 4 Jahren vegan. Vorher war ich eigentlich eher dagegen und habe mich gefragt wie das gehen soll. Dann habe ich zufällig das Buch "China Study" entdeckt, in dem es darum geht, dass sich tierische Ernährung, vor allem das Eiweiß, sehr negativ auf die Gesundheit auswirkt. Viele Krankheiten stehen damit in Verbindung. Der Umstand, dass man durch vegane Ernährung sogar vor Krankheiten bewahrt werden kann, hat mich dann so schockiert, dass ich von einem Tag auf den anderen vegan geworden bin. Ich wollte das meinem Körper nicht mehr antun.

Wie erklärt man den Begriff "vegan" jemanden, der sich noch nichts darunter vorstellen kann?
MAYRHOFER: Die vegane Ernährung bedeutet pflanzliche Kost. Man isst also keine tierischen Produkte wie: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Milch- und Milchprodukte und Honig. Manche beziehen das "vegan sein" auch auf ihren Lebensstil und kaufen keine Produkte aus Leder, Seide und Wolle.

Lässt sich pauschal sagen, ob diese Ernährungsweise gesund oder ungesund ist?
MAYRHOFER: Viele Studien und Meinungen bestätigen mittlerweile, dass die vegane Ernährung, eine der gesündesten Ernährungsformen ist, solange man sich vollwertig ernährt. Man ersetzt also zum Beispiel Kuhmilch durch Mandelmilch. Zu viel Calcium durch tierische Milch kann den Körper nämlich übersäuern, weshalb das aufgenommene Calcium dann erst recht wieder entzogen wird, weil der Körper den Säure-Basen-Haushalt wiederherstellen will. Vollwertig heißt aber nicht Dinge wie Weizenmehl oder Zucker komplett aus seiner Ernährung zu streichen. Durch die vielen Ballaststoffe in Obst, Getreide und Gemüse verbessert sich beispielsweise die Darmtätigkeit, weshalb der Körper Giftstoffe besser abtransportieren kann. Zudem sind Ballaststoffe cholesterinsenkend und stärken das Immunsystem. Auch immer mehr Spitzensportler steigen auf vegane Ernährung um, wie beispielsweise der Kraftsportler Mike Tyson. Ich selbst kann sagen, dass ich viel fitter und weniger müde bin.

Ist es möglich, trotz Verzicht auf tierische Produkte, alle wichtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen?
MAYRHOFER: Grundsätzlich kann man alle Nährstoffe aus pflanzlichen Quellen gewinnen, also es kann alles was man braucht mit der veganen Ernährung abgedeckt werden. Bei B12 ist es so, dass man sagt, dass es von einem gesunden Darm selbst hergestellt werden kann. Natürlich kann man Kapseln nehmen, weil es schwer zu sagen ist, ab wann ein Darm wirklich "gesund" ist. Sonst ist in Algen und Sprossen B12 enthalten. Das Eisen in Fleisch wird vom Körper leider leichter aufgenommen. Sonst findet man Eisen aber beispielsweise in Mohn, Hirse und Amaranth. Calcium kann man auch durch Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne und grünes Blattgemüse bekommen.

Was ist der häufigste Mythos über die vegane Ernährung?
MAYRHOFER: Dass der Mensch nicht dafür gemacht ist, sich vegan zu ernähren. Wenn man sich jedoch sein Gebiss anschaut, fällt auf dass wir zum Beispiel keine Reißzähne haben wie Hunde. Und trotzdem vertreten genau diese Meinung, immer noch so viele Menschen.

Was ist dein Geheimtipp zum Kochen, wenn man sich das erste Mal in der veganen Küche ausprobieren möchte?
MAYRHOFER: Cashewkerne. Weil sie alles so schön cremig machen. Ich mache zum Beispiel Eis und Saucen damit. Sie enthalten außerdem 20% Eiweiß, Eisen, Zink und Tryptoform - das ist eine Vorstufe vom Glückshormon Serotonin. Aber generell kann man eigentlich alles "veganisieren". Bei Knödel oder Kuchen, lasse ich zum Beispiel einfach die Eier weg.


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