Appell der Bauern
"Unsere Wiesen und Felder sind keine Mülleimer"

Zerhäckselte Alu-Dosen im Futter sind für Landwirt und Bauernbund-Obmann von Bad Zell, Johannes Hölzl, keine Seltenheit.  | Foto: Privat
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In den vergangenen Jahren starben im Bezirk Freistadt bereits mehrere Kühe an kleingehäckseltem Müll im Futter. Auch Hundekot im Grundfutter ist nicht unproblematisch für Rinder. 

BEZIRK FREISTADT. Das Wegwerfen jeglicher Art von Abfall in Wiesen ist für die Landwirtschaft sehr problematisch. "Das kann nicht nur Maschinen beeinträchtigen. Verschmutztes Futter kann für Tiere tödlich enden", schlägt der Obmann der Bezirksbauernkammer Freistadt, Martin Moser, Alarm.

Martin Moser aus Bad Zell ist Obmann der Bezirksbauernkammer (BBK) Freistadt | Foto: Privat
  • Martin Moser aus Bad Zell ist Obmann der Bezirksbauernkammer (BBK) Freistadt
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Bei der heutzutage üblichen Ernte, etwa durch Häcksler, werden Kunststoffteile oder Aludosen zerkleinert. Somit gelangen Teile diese Mülls in den Magen von Rindern und Co. Dort können sie als wandernde Fremdkörper Entzündungen des Bauchfells auslösen. "Im schlimmsten Fall gelangt dieser achtlos weggeschmissene Abfall im Futter in das Herz oder die Lunge und durchtrennen dadurch Blutgefäße", erklärt Moser. Die Tiere hören meist auf zu fressen und verenden qualvoll. Moser betont: 

"Auch in der Natur ist nicht alles erlaubt, denn der Boden gehört den Bauern, die dort sehr umsichtig ihre Tiere halten und hochwertige Lebensmittel produzieren.“

Aludosen besonders kritisch

Am gefährlichsten seien Aluminium-Dosen. Besonders betroffen seien Moser zufolge Bauern, deren Wiesen neben viel befahrenen Straßen liegen. "Immer wieder werden Getränkedosen einfach beim Autofenster hinaus in die Wiese entsorgt. Aluminium ist nicht magnetisch und kann daher durch die Sicherheitsmagnetschalter von Feldhäckslern nicht erkannt werden", erklärt der 52-jährige Bad Zeller. "Ein ordentliches Pfandsystem, mehr Glasflaschen und weniger Dosen könnte hier für Abhilfe sorgen."

Zerhäckselte Alu-Dosen im Futter sind für Landwirt und Bauernbund-Obmann von Bad Zell, Johannes Hölzl, keine Seltenheit.  | Foto: Privat
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Verletzungen und Entzündungen des Verdauungstraktes bei Rindern durch Getränkedosen aus Aluminium und Verpackungen von Fast-Food-Ketten sind auch für Tierarzt Klaus Reichinger aus Rainbach keine Seltenheit: "Es gab deswegen in der Vergangenheit immer wieder schwer erkrankte Tiere, von denen leider nicht alle gerettet werden konnten", so der Veterinärmediziner. Der zerhäckselte Müll sammelt sich im Pansen der Kühe. "Eine optimale Pansengesundheit ist für das Wohlergehen der Tiere essentiell", erklärt Reichinger.

Aufklärung ist Um und Auf

Moser und Reichinger ist es ein großes Anliegen, die Gesellschaft besser zu informieren, welche (finanziellen) Folgen, das leichtsinnige Wegwerfen von Dosen und Co. für die heimischen Bauern hat. Aktionen wie „Wirf nix weg“ der Initiative „Hui statt Pfui“ mit Unterstützung des Landes OÖ oder die "Littering Aktion" der OÖ Jungbauernschaft „Sei kein Schwein – Müll gehört in die Tonne rein“ versuchen hier Aufklärungsarbeit zu betreiben. Moser: "Durch die Novellierung des OÖ Abfallwirtschaftsgesetzes ist das Wegwerfen von Müll kein Kavaliersdelikt mehr, sondern kann saftige Strafen nach sich ziehen."

Hundekot im Futter kann zu Fehlgeburten führen

Auch Hundekot im Futter bereitet den Bauern häufig Sorgen. Um die Bevölkerung zu sensibilisieren, hat der OÖ Bauernbund die Initiative "Diese Wiese ist kein Hundeklo" mit entsprechenden Infotafeln gestartet. "Hundekot hat in Futterweiden aus veterinärmedizinischer Sicht nichts verloren", betont Reichinger. "Er kann pathogene Keime beinhalten, die bei Rindern, aber auch Schafen und Ziegen Krankheiten verursachen." Sehr problematisch sei der Parasit "Neospora caninum", der im Hundedarm vorkommt und bei Rindern etwa Fehlgeburten und Fruchtbarkeitsstörungen auslösen kann. "Zudem bedeuten Kotansammlungen im Grundfutter eine massive Herabsetzung der Futterqualität", erklärt Reichinger, der auch an die Landwirte appelliert, vermehrt darauf Acht zu geben, wo der eigene Hofhund sein Geschäft verrichtet.

Hundekot muss eingesammelt werden, auch auf Feldern und Wiesen.  | Foto: Karoline Thalhofer/Adobestock
  • Hundekot muss eingesammelt werden, auch auf Feldern und Wiesen.
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Entsorgung ist Pflicht

Moser bittet alle Hundehalter, nicht auf das "Sackerl fürs Gackerl" zu vergessen und den eingesammelten Kot entsprechend zu entsorgen. Dazu sind Hundebesitzer auch rechtlich verpflichtet. Besonders ärgerlich für Grundbesitzer sei nämlich, wenn die vollen Sackerl in Wiesen und Wäldern geschmissen werden.

Schwere Verletzungen durch Abfall im Futter

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