BÜRGERMEISTER-WECHSEL
Musiker-Duo gibt in der Politik bald den Ton an

- ABZ-Connection: Für Martin Kapeller (links) ist das ABZ Hagenberg Arbeitsplatz, für David Bergsmann (rechts) wichtige Infrastruktur-Einrichtung in der Gemeinde.
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HAGENBERG, WINDHAAG (rw). Die Entscheidung, sich als Bürgermeister zur Verfügung zu stellen, ist David Bergsmann leicht gefallen. „Hagenberg zu gestalten und mit engagierten Leuten zusammenzuarbeiten, macht mir eine große Freude“, sagt der 30-jährige Berater bei der OÖ. Versicherung. Erfahrung im Organisieren und Umsetzen hat der gelernte Bankkaufmann schon in den vergangenen Jahren gesammelt – in erster Linie als Obmann des Musikvereins Hagenberg. Seit dem Jahr 2015 vertritt Bergsmann die ÖVP im Gemeinderat. Am 10. Oktober wird er von der Mehrheit der Gemeinderäte zum Nachfolger von Kathrin Kühtreiber-Leitner gekürt. Ein Job, auf den er sich schon sehr freut. Was macht eigentlich einen guten Bürgermeister aus? „Am wichtigsten ist es, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt der ehemalige Fußballer des ASV Hagenberg. „Mir ist die Nähe zu den Bürgern ein zentrales Anliegen.“ Wichtig dabei sei ein offener und zugänglicher Umgang. „Dabei hilft es natürlich sehr, in der Gemeinde stark verwurzelt zu sein und gute Kontakte mit allen zu pflegen.“
Marke von Weltruf
Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahrzehnten eine unglaubliche Entwicklung genommen. „Hagenberg ist dank des Softwareparks mittlerweile eine Marke von Weltruf“, sagt Bergsmann. „Viele wollen zu uns und hier wohnen, arbeiten und studieren.“ Damit sind natürlich auch etliche Herausforderungen verbunden. Besonders das zunehmende Verkehrsaufkommen und die steigenden Grundstückspreise will der zukünftige Bürgermeister im Blick behalten.
Hightech und Tradition
In Hagenberg ist es gelungen, Hightech mit Tradition zu verbinden. Auf der einen Seite der Softwarepark, auf der anderen das moderne Agrarbildungszentrum (ABZ). Und genau dort arbeitet Martin Kapeller, der nächste Bürgermeister von Windhaag bei Freistadt. Der 46-jährige Familienvater (drei Kinder im jugendlichen Alter) unterrichtete am ABZ bis vor kurzem Forstwirtschaft und Religion. Aufgrund seiner neuen politischen Aufgabe wird er ab Herbst allerdings das Fach Forstwirtschaft abgeben.
So wie Bergsmann ist auch Kapeller Obmann eines Musikvereins – und zwar der Feuerwehrmusik Windhaag.
„Für eine Gemeinde wie Windhaag ist es wichtig, die Abwanderung zu bremsen. Und da sind wir auf einem guten Weg – auch weil wir über eine attraktive Infrastruktur verfügen.“ (Martin Kapeller)
Daneben engagiert er sich in der Pfarre als Wortgottesdienstleiter. Zur Politik ist Martin Kapeller auch erst im Jahr 2015 gestoßen. Der Quereinstieg erfolgte gleich als Vizebürgermeister. Am 31. Oktober wird ihn der Gemeinderat zum neuen Bürgermeister wählen. Denn so wie in Hagenberg verfügt die ÖVP auch in Windhaag über eine absolute Mehrheit. „Kompetenz ausstrahlen, den Bürgern das Gefühl geben, dass sie jederzeit einen Ansprechpartner haben und offene Ohren haben“, nennt Kapeller als wichtigste Eigenschaften für sein neues Amt. Eine seiner größten kommunalen Herausforderungen wird in den nächsten Jahren das Green Belt Center sein. Die Gemeinde Windhaag muss innerhalb von 20 Jahren 300.000 Euro als Darlehen abstottern.
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ZUR SACHE I
In der Oö. Kommunalwahlordnung heißt es in Paragraf 2 (Wahl des Bürgermeisters): „Der Bürgermeister wird auf Grund des gleichen, unmittelbaren, geheimen und persönlichen Mehrheitswahlrechts von der Gesamtheit der Wahlberechtigten der Gemeinde gewählt.“ Die Bürgermeisterwahl findet gleichzeitig mit der Gemeinderatswahl statt. Es gibt jedoch Ausnahmen. Wenn zum Beispiel ein Bürgermeister nach Ablauf des vierten Jahres nach dem Tag der allgemeinen Wahl des Gemeinderates und des Bürgermeisters aus dem Amt scheidet, dann wählt der Gemeinderat den Nachfolger. Da die ÖVP sowohl in Hagenberg als auch in Windhaag die absolute Mehrheit im Gemeinderat stellt, ist davon auszugehen, dass David Bergsmann (am 10. Oktober) und Martin Kapeller (am 31. Oktober) zu Bürgermeistern gewählt werden. Den Oppositionsparteien steht es frei, Gegenkandidaten zu nominieren.
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ZUR SACHE II
Im Bezirk Freistadt steht ein Generationswechsel an: Zahlreiche Bürgermeister werden in den kommenden zwei Jahren abdanken, um ihren Nachfolgern die Gelegenheit zu geben, sich kommunalpolitisch zu profilieren. Das funktioniert nur in Gemeinden, in denen die Bürgermeisterpartei die absolute Mehrheit im Gemeinderat hat. Wie zum Beispiel in Hagenberg und Windhaag, wo die ÖVP Verhältnisse vorfindet, die keine Zweifel offen lassen. David Bergsmann und Martin Kapeller werden im Oktober vom Gemeinderat zu Bürgermeistern gewählt. Dem Volk müssen sie sich erstmals bei der Bürgermeisterdirektwahl 2021 stellen. Die Liebenauer SPÖ verfügt über diesen Luxus nicht. Sollte etwa Erich Punz vorzeitig als Bürgermeister aufhören, dann würde er der ÖVP das Feld überlassen, denn sie verfügt über elf der insgesamt 19 Gemeinderäte.
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ZUR SACHE III
Erich Traxler (Windhaag) und Kathrin Kühtreiber-Leitner (Hagenberg) haben ihre Rücktritte relativ bald öffentlich gemacht. Doch auch in anderen Gemeinden werden sich die Bewohner an neue Gesichter gewöhnen müssen. Zum Beispiel in Pregarten: Anton Scheuwimmer (ÖVP), der längst dienende Bürgermeister im Bezirk Freistadt, wird im Herbst 2021 mit Sicherheit nicht mehr kandidieren. Den genauen Zeitpunkt seines Rücktritts möchte er noch offen lassen. Fix ist auch das Ende der Ära von Wilhelm Wurm (SPÖ) in Unterweitersdorf. Bei einer Parteiklausur im Oktober wird der weitere Fahrplan festgelegt. Dass sein Nachfolger Rudolf Brandstetter heißt, ist längst kein Geheimnis mehr. Wurms Parteifreund Alois Pils aus Sandl wird sich der Wahl 2021 ebenfalls nicht mehr stellen. „Die Übergabe erfolgt im März oder April des nächsten Jahres“, sagt Pils. Wer das Staffelholz übernimmt, ist noch nicht offiziell entschieden. Ein aussichtsreicher Kandidat will seinen Namen in diesem Zusammenhang noch nicht veröffentlicht wissen. Und auch in Rainbach wird es voraussichtlich ein Neuer richten. „Wir haben in unseren Gremien noch nicht darüber gesprochen, aber ich werde 2021 wahrscheinlich nicht mehr kandidieren“, sagt Fritz Stockinger (ÖVP).
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