Freistadt
WKO macht sich für ganztägige Kinderbetreuung stark
Arbeiten gehen darf nicht an Kinderbetreuung scheitern. Die Wirtschaftskammer (WKO) Freistadt tritt deshalb für eine flächendeckende, ganztägige, qualitätsvolle und leistbare Kinderbetreuung ein – auch in den Sommerferien.
BEZIRK FREISTADT. Weder die Pandemie noch der Krieg in der Ukraine haben etwas daran geändert: Viele Arbeitgeber im Bezirk Freistadt suchen nach wie vor – oft vergeblich – intensiv nach Fach- und Arbeitskräften. 2,3 Prozent Arbeitslosenquote im Bezirk Freistadt zeigt, dass der Arbeitsmarkt ausgetrocknet ist. Eine rasche Vermittlung der arbeitslosen Personen bleibt ein wichtiges Ziel. Um eine zusätzliche Dynamik in die Vermittlungsaktivitäten zu bringen, ist für den Obmann der WKO Freistadt, Christian Naderer, der Gesetzgeber gefordert: „Eine reguläre Arbeitsaufnahme muss sich wieder lohnen.“
Mehr Anreize für Beschäftigung schaffen
Ein gestaffeltes Arbeitslosengeld, eine deutliche Beschränkung der Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose und die dringend notwendige Reparatur der Notstandshilfe – nur in Österreich gibt es diese unbeschränkt bis zur Pension – sollen Naderers Ansicht nach den Anreiz für Arbeitslose erhöhen, wieder eine Beschäftigung aufzunehmen. Eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes ist für den WKO-Freistadt-Obmann hingegen kontraproduktiv, weil sie die Differenz zum erzielbaren Einkommen in einem regulären Job weiter reduziere.
Kinderbetreuung am Land ausbauen
Beträchtliches Potenzial für zusätzliche Arbeitskräfte sieht die WKO Freistadt bei jungen Eltern. Junge Mütter oder auch Väter würden oft gern einige Stunden oder Tage pro Woche mehr arbeiten gehen, wenn sie eine ausreichende Betreuung für ihre Kinder fänden. Gerade in ländlichen Gemeinden ist allerdings das Betreuungsangebot meist auf Kernzeiten beschränkt, für Kinder unter drei Jahren oft gar nicht existent. Fragt eine junge Mutter in der Gemeinde, ob sie ihr kleines Kind schon um sieben Uhr in Betreuung geben oder etwa um 18.30 Uhr abholen könne, erntet sie so gut wie überall ein Kopfschütteln. Fragt man dann bei Gemeinden, warum sie nicht eine ausgedehntere Kinderbetreuung anbieten, hört man oft, es gebe ja keinen Bedarf danach.
Mehr Budget für Gemeinden
WKO-Freistadt-Leiter Dietmar Wolfsegger:
„Das ist das berühmte Henne-Ei-Prinzip. Was nicht angeboten wird, wird meist gar nicht nachgefragt. Erst das Angebot schafft die Nachfrage. Das Dilemma ist also dadurch zu lösen, dass man mal mit dem erweiterten Angebot startet. Dann ergibt sich schrittweise die Nachfrage.“
Gemeinden bräuchten dazu mehr Budget. Für Naderer und Wolfsegger ist klar: Für ausgedehntere Kinderbetreuung mehr öffentliche Mittel zur Verfügung zu stellen, ist eine entscheidende Investition für die Zukunft am Land. Das ist ein wichtiger Punkt sowohl gegen die Landflucht als auch gegen den Arbeitskräftemangel. Ein umfassendes, flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot müsse rasch ein Standard-Infrastrukturangebot werden, so wie Breitbandinternet.
Deutsches Modell als Vorbild
„Deutschland hat vor neun Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr geschaffen. Das ist aus meiner Sicht ein Vorbild für Österreich"
betont Naderer und führt das "Erfolgsmodell" unserer Nachbarn weiter aus: Seit 2013 besteht in Deutschland ein einklagbarer Rechtsanspruch auf Förderung in einem Kindergarten oder bei einer Tagesmutter für Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Die Zahl der teilzeitbeschäftigten Mütter ist gestiegen, bei der Vollzeitbeschäftigung gab es einen Rückgang. Zudem hat sich die Geburten-Anzahl erhöht.
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