Wurzeln der Zukunft
Wie Streuobstwiesen Vielfalt der Region bewahren

Foto: G. Fuß

Was auf den ersten Blick bescheiden wirkt, entpuppt sich als Vision mit Strahlkraft: Auf wenigen Hektar wird ein Modell erprobt, das zeigt, wie Zukunft gelingen kann – ökologisch, kulturell und kulinarisch. Leopold Feichtinger und Ulrike Petschacher haben vor mehr als zehn Jahren einen alten Kleinhof im Gailtal übernommen und begonnen, dort einen bedrohten Lebensraum zu retten: traditionelle Streuobstwiesen.

GAILTAL. Was als Quereinstieg in die Landwirtschaft begann, wurzelt tief in ihrem Hintergrund als Ökolog*innen. Ihr Ansatz: Vom Kleinen ins Große denken – und zeigen, dass Biodiversität genau dort entsteht, wo Menschen Verantwortung für ein Stück Erde übernehmen.

Streuobstwiesen: Paradiese zwischen den Bäumen

Alte Obstgärten sind weit mehr als schöne Kulturlandschaft. Sie gelten als Hotspots der Artenvielfalt: Hochstammbäume, Totholz, extensiv bewirtschaftete Wiesen – ein Mosaik, das Lebensraum für Tausende Pflanzen- und Tierarten bietet. Von höhlenbrütenden Vögeln über Fledermäuse bis zu seltenen Insekten reicht die Liste jener Bewohner, die hier noch Rückzugsräume finden. Doch diese Biotope verschwinden rasant. In Österreich wurden innerhalb von 80 Jahren rund 90 % der Hochstammbäume gerodet. Mit ihnen ging nicht nur Landschaftsbild verloren, sondern auch genetische Vielfalt und lokales Kulturerbe. Genau hier setzt das Projekt an.

Landwirtschaft mit Verantwortung

Mittlerweile bewirtschaften die beiden neun historische Obstgärten mit rund 176 alten Bäumen – manche älter als 150 Jahre. Ihre Schafe, die seltene Rasse der Krainer Steinschafe, pflegen die Wiesen zwischen den Bäumen auf natürliche Weise. Ohne Kunstdünger, ohne Kraftfutter, ohne Pestizide entsteht so ein landwirtschaftliches System, das Klima, Boden und Arten schützt. Der Mist der Tiere wird kompostiert und gezielt zur Baumpflege eingesetzt. Beim Obstbaumschnitt kommen Seilklettertechnik und viel Handarbeit zum Einsatz. Abgestorbene Äste bleiben bewusst dort, wo sie wertvollen Lebensraum bieten.

Alte Sorten – neue Bedeutungen

Viele Bäume tragen Sorten, die anderswo längst verschwunden sind: historische Äpfel, robuste Birnen, seltene Pflaumen. In Zusammenarbeit mit Pomolog*innen werden sie bestimmt, katalogisiert und weitervermehrt. Einige Sorten scheinen sogar lokal entstanden zu sein und sind bislang nirgendwo beschrieben – ein Schatz, der gerade erst gehoben wird. Um das Wissen zu sichern, entsteht ein digitaler Baumkataster, der alle Bäume präzise erfasst. Wissenschaftliche Kooperationen – von genetischen Analysen bis zu Biodiversitätsmonitorings – begleiten diesen Prozess.

Pflanzen für die Zukunft

In einer kleinen hofeigenen Baumschule wachsen junge Hochstammbäume heran. Sie sollen die großen Lücken schließen, die durch Jahrzehnte fehlender Neupflanzungen entstanden sind. Denn viele alte Bäume sterben heute an Trockenheit, Starkregen oder eingeschleppten Krankheiten. Neue Generationen brauchen Zeit: Erst nach vielen Jahren tragen Hochstämme Früchte – ein echtes Langzeitprojekt.

Kletzenkultur und kulinarisches Erbe

Ein besonderes Kapitel widmet sich den traditionellen Dörrbirnen – den „Kletzen“. Um sie vor dem Verschwinden zu bewahren, wurde ein grenzüberschreitendes Slow-Food-Presidio gegründet. Historische Kletzenbäume werden gesucht, bestimmt, erhalten und kulinarisch wiederbelebt: Von Kletzennudeln bis zu reinsortigen Edelbränden reicht das Spektrum. Auch andere Produkte wie reinsortige Säfte, Essige oder Most machen die vergessene Vielfalt wieder schmeckbar und schaffen Bewusstsein für den Wert alter Obstgärten.

Wissen teilen – Vielfalt vermehren

Baumschnittkurse, Sortenbestimmungstage, Führungen durch die Obstgärten: Die beiden geben ihr Wissen weiter und schaffen Raum für Begegnung. Viele entdecken dabei „ihren“ alten Apfel oder die Birne der Kindheit wieder – und pflanzen sie neu. Gleichzeitig wird das Projekt von Forschungseinrichtungen begleitet, die die ökologische Bedeutung dieser Flächen dokumentieren und unterstützen.

Mähtechnik mit Rücksicht

Selbst beim Mähen stehen die Tiere im Fokus: Statt rotierender Mähwerke kommen langsam arbeitende Doppelmessergeräte zum Einsatz, die Insekten, Reptilien und Jungwild weitgehend verschonen. Der Mehraufwand wird belohnt – manchmal mit einem wahren Konzert der Heuschrecken.

Generationenprojekt mit Herz

Die Pflege alter Streuobstwiesen ist zeitintensiv, anspruchsvoll und finanziell kaum berechenbar. Doch für Leopold Feichtinger und Ulrike Petschacher ist sie ein Akt des Respekts – gegenüber der Natur und gegenüber jenen Menschen, die diese Landschaft einst geschaffen haben. Ziel: Dass die alten „Pongarts“, wie Baumgärten im Gailtal heißen, wieder zu einem lebendigen Teil der Region werden. Als Kulturlandschaft. Als Lebensraum. Und als Quelle echter Vielfalt – für kommende Generationen.

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