UmweltRundSchau
„Invasive Pflanzen" verdrängen die heimische Natur
Als „invasive Pflanzen" werden Pflanzenarten bezeichnet, die in einem bestimmten Gebiet nicht einheimisch sind und dort wild wachsen und wuchern. Die Problematik dieser Pflanzen ist die Vertreibung der einheimischen Pflanzenarten.
ST. MARIENKIRCHEN. Rainer Silber, Geschäftsführer vom Naturpark Obst-Hügel-Land in St. Marienkirchen spricht im Interview über Ursachen, Probleme und die Bekämpfung.
Was sind Neophyten oder invasive Pflanzen?
Silber: Neophyten bedeutet „Neu-Pflanzen“. Es handelt sich um gebietsfremde Pflanzen, die ursprünglich in einer Region nicht heimisch waren. Neophypten sind nicht per se negativ. Beispiele sind Kartoffeln oder Tomaten, also „zugewanderte“ Pflanzen. Problematisch sind „invasive“ Neophyten, die sich schnell und stark ausbreiten, seltene heimische Pflanzen verdrängen und ganze Ökosystem verändern.
Wie sind Neophyten in unsere Region gekommen?
Pflanzen sind immer schon gewandert, entweder durch die Klimaveränderungen, den Wind, über Tiere oder wurden von Menschen bewusst beziehungsweise unbewusst verbreitet. Die Globalisierung – sprich Gütertransport und Mobilität – hat die Verbreitung von Pflanzen und Tieren, den sogenannten Neozoen, verstärkt. So gibt es Studien wie sich gewisse Pflanzen entlang von Autobahnen ausbreiten. Manche Pflanzen wurden über Vogelfutter verbreitet, andere wurden als Bienentracht bewusst ausgepflanzt.
Seit wie vielen Jahren beschäftigen Sie sich mit dieser Thematik?
Mit Neophyten haben wir im Naturpark Obst-Hügel-Land nur am Rande zu tun. Es gibt wie überall in Österreich jedoch Standorte, wo Neophyten in gewissem Maß auftreten. Spezielle und koordinierte Maßnahmen zur Bekämpfung sind derzeit nicht in Umsetzung. In der Fachwelt sind Neobiota schon seit einigen Jahrzehnten ein viel diskutiertes Thema.
Welche dieser „invasiven Pflanzen" wachsen im Bezirk Grieskirchen/Eferding?
Die Pflanzen folgen ihren natürlichen Bestreben, sich bestmöglich zu verbreiten. Das kann dazu führen, dass andere sehr standorttreue Pflanzen mit weniger effizienten Verbreitungsstrategien zurückgedrängt werden. Leider sind davon auch manchmal seltene heimische Pflanzen und schützenswerte Standorte wie Auen, Waldränder, Wiesenböschungen, Bachufer betroffen.
Bekannte Neophyten sind etwa: Kanadische Goldrute, Drüsiges Springkraut, Japanischer Staudenknöterich, Riesenbärklau, Lupinie, Ragweed aber auch manche Baumarten wie die Robinie (Akazie) oder beliebte Gartensträucher wie der Sommerflieder.
Was kann man gegen invasive Neophyten tun?
- Heimische Pflanzen im Garten verwenden
- Invasive Neophyten so früh und gut wie möglich bekämpfen (nicht aussamen lassen, wenn möglich ausreißen oder samt Wurzeln ausgraben)
- Die Fach-Empfehlung ist, vor allem dort zu handeln, wo ökologisch hochwertige Standorte betroffen sind.
Wie erkenne ich Neophyten?
Neophyten kommen häufig – aber nicht immer – flächig vor. Typische Erkennungsmerkmale haben sie nicht. Im Prinzip braucht es eine botanische Bestimmung wie bei jeder anderen nicht bekannten Pflanze: klassisch mit einem Bestimmungsbuch oder per App zum Beispiel über Flora Incognita oder Plantnet.
Gehören Neopyhten speziell entsorgt?
Bei manchen hochinvasiven Neophyten wie der Japanische Staudenknöterich ist eine spezielle Entsorgung wichtig. Die Pflanzen können über kleinste Wurzel- und Pflanzenteile wieder austreiben und so über den Biomüll weiterverbreitet werden. Solche Pflanzenteile am besten verbrennen oder in den Restmüll geben.
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