Vernissage in der Galerie Theodor von Hörmann Imst
„Das Leuchten der Stille“ – Nino Malfatti und die Poesie alpiner Landschaften

Majestätisch erhebt sich das Bild "Das Leuchten der Stille" aus den 44 Exponaten. Nino Malfatti hat den Bildtitel zudem als Ausstellungtitel der gesamten Schau übergeordnet.
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  • Majestätisch erhebt sich das Bild "Das Leuchten der Stille" aus den 44 Exponaten. Nino Malfatti hat den Bildtitel zudem als Ausstellungtitel der gesamten Schau übergeordnet.
  • hochgeladen von Alexandra Rangger

IMST(alra). Berge sind unübersehbar das zentrale Thema, das Nino Malfattis künstlerisches Schaffen seit 40 Jahren und somit auch die aktuelle Schau prägen. Der gebürtige Tiroler Maler stellt bereits zum zweiten Mal in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann aus. Die Vernissage fand am 9. November statt – zu sehen sind die 44 Exponate bis Samstag, 30. Dezember. Der 1940 geborene Künstler durfte sich über großes Interesse an seinen Werken aus dem Zeitraum von 1996 bis 2023 sowie über einen gelungenen Eröffnungsabend freuen.

Es sind vielschichtige Impressionen – auch stilistisch betrachtet – die Nino Malfatti im Laufe seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Bergwelt malerisch festgehalten hat. Eindrücke, die ein breites Spektrum umfassen, das von der Gegenständlichkeit bis zur Abstraktion reicht. Seinen Blick auf das Offensichtliche präzisiert er in Details, die mitunter aus den alpinen Motiven das markant Abstrakte herausschälen. Dabei schöpft der Maler kraftvoll aus den natürlichen Gegebenheiten, die Fels, Stein, der Wechsel der Jahreszeiten mit sich ändernden Licht- und Wetterbedingungen mit sich bringen. „Vor meinen Augen breitet sich ein kaum zu erschöpfender Fundus für Malerei aus“, betont der in Berlin und Sautens lebende Künstler.

Ein besondere Sicht auf die Wirklichkeit

Aus der (Über)Fülle von Berginterpretationen, die sich zunehmend als Modeströmung in der Kunst etablieren, heben sich Malfattis Arbeiten wohltuend hervor. Mit ästhetischer Direktheit, fernab von romantischem Pathos ist er der Essenz und der Erhabenheit alpiner Landschaften am nächsten. Akribisch genau hält er unverklärt fest, was ihn fasziniert und berührt, und es gelingt ihm dies in einer Mischung aus stilistischer Unverkennbarkeit, bewährter Technik, Charakter und nachvollziehbarer Emotion eindrucksvoll zu vermitteln. Dabei löst er teils die betrachtete Wirklichkeit aus dem großen Ganzen und übersetzt sie in eine abstrahierte Neuinterpretation – der jedoch keine Verfälschung, sondern vielmehr eine wesentliche Erweiterung, eine Vertiefung der Einzigartigkeit geologischer Formen und Gegebenheiten zugrunde liegt.

Im Unerschöpflichen fündig werden

Der begeisterte Bergsteiger hält in Fotografien und Skizzen fest, was später im Berliner Atelier umgesetzt wird. Dabei sind es die persönlich empfundenen Elemente, die sich beim Betrachten als bereichernde, zusätzliche Dimension der Gebirgslandschaften erschließen. Malfatti vermag es der Kargheit, der Schroffheit poetische Synonyme zu verleihen. Seine Schneelandschaften offenbaren wunderbar den schier unerschöpflichen Facettenreichtum eines Farbeindrucks, den man laienhaft als schlichtes Weiß bezeichnen würde. Seine mit üppigem Grün überzogenen Berghügel schillern aus jedem Blickwinkel in neuem Licht, Felsformationen treten scheinbar aus dem Bild heraus. Malfatti zieht die Betrachter*innen in nahezu dreidimensionale Bildwelten. Vom Tschirgant, der sich als „Herausragende Figur“ aus förmlich greifbarer Nebeldecke hebt, bis hin zum imposanten „Das Leuchten der Stille“, das sich majestätisch erhaben über dreieinhalb Meter Breite mit einem zum Greifen nahen Himmel ausbreitet – es sind Überraschungen, Verborgenes, das Unerwartete im alltäglich sichtbaren, das der Maler feinsinnig erspürt und aufzeigt.

Ein Thema – stets aufs Neue erschlossen

Seinen frühen Entschluss, sogenannte „Landschaften“ zu malen, erklärt Malfatti vorwiegend mit dem persönlichen Interesse für die durch Erdgeschichte und Zeit gebildeten Strukturen, deren Dialog mit zum Teil ungewöhnlichen Bergformen und Massen sein Schaffen inspirieren. „Es ist das Ziel meiner Arbeit, der Malerei eine zusätzliche, bisher nicht oder nur wenig bekannte Facette der Sichtweise hinzuzufügen. Mir ist wichtig, dass es stets spannend bleibt – wenn man immer ein Thema bearbeitet, ist das nicht so einfach – aber die Vielseitigkeit und die intensive Beschäftigung mit bereits Entdecktem und „Erkanntem“ macht es aus“, betont Nino Malfatti seine Intention und geglückte künstlerische Mission.

Werk und Künstler stark vermittelt

Kulturreferentin Barbara Hauser sprach die Begrüßungsworte. „Die Hackbrettfeen“ Lea und Jana Deutschmann erhielten gebannte Aufmerksamkeit für ihre anmutige Darbietung. Mit außergewöhnlichen, teils meditativ eingängigen Melodien betonten die zwei Musikerinnen hervorragend die Stimmung des Ausstellungstitels „Das Leuchten der Stille“ und beeindruckten den Künstler sowie das Publikum. Umfassend vermittelte der Kunsthistoriker Dr. Günther Dankl Zugänge zu Werk und Künstler. So erfuhren die Anwesenden von der großen Bedeutung, die Nino Malfatti seinen Bildtiteln beimisst, mit denen er zum einen das Dargestellte unterstreichen will, zuweilen aber eine reizvolle Antithese dazu bildet. Die allgemeine Aussage, dass ein ernsthafter Künstler sein Leben lang am gleichen Bild malt, führte Dankl in Bezug auf Malfatti und seine sich über Jahrzehnte erweiternde emotionale Zuwendung zu den Bergen wie folgt aus: „Nino Malfatti hat in der Tat Zeit seines Schaffens nur ein inhaltliches Ziel vor Augen gehabt hat. Nämlich die Idee des Raumes, die Struktur der Gegenstände und ihre abstrakte Auffassung im Bild wiederzugeben. Dies sichtbar zu machen, ist nach wie vor die treibende Kraft seiner Malerei.“ Von Nino Malfattis künstlerischen Kraft und von seiner positiven menschlichen Energie konnten sich die Vernissagebesucher*innen hinlänglich überzeugen – der Künstler hielt ebenfalls eine Rede, in der er einen Bogen von der ersten Ausstellung in Imst vor 19 Jahren bis hin zur aktuellen spannte. Im Anschluss nahm sich der Maler ausführlich Zeit für Gespräche und die Galerie blieb bis in den späten Abend bestens besucht.

Was: Ausstellung „Das Leuchten der Stille“ Nino Malfatti

Wann: 10. November bis 30. Dezember 2023, Donnerstag bis Samstag 14 bis 18 Uhr, an Feiertagen geschlossen

Rahmenprogramm: Mittwoch, 29. November 2023, um 18.30 Uhr: Künstlergespräch, Samstag, 30. Dezember 2023: Finissage

Wo: Städtische Galerie Theodor von Hörmann, Stadtplatz 11, 6460 Imst

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