Stadtgemeinde Imst
42 Millionen Euro mit Sorgen vor der Zukunft

Vor der Pensionierung rund 30 Jahre städtischer Finanzkämmerer, dient Helmut Gstrein der Stadt nunmehr politisch als Finanzreferent. | Foto: Matt
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Die Stadtgemeinde Imst hat ihr Budget für 2023 geschnürt – mit einem Abgang von zwei Millionen Euro.

IMST. In Ein-Euro-Münzen wär's ein Turm mit einer Höhe von knapp 100 Kilometern. Auf Papier hingegen können 42 Millionen Euro mit allen Details auch noch satte 340 Seiten füllen. So schwer, so umfangreich ist der Budgetvoranschlag der Stadtgemeinde Imst für 2023, über den der Gemeinderat bald entscheidet.

Für den Mann mit dem Plan, Finanzreferent Helmut Gstrein, zählt jedoch vor allem eines: „Es ist ein Budget für die Imsterinnen und Imster.“

Verzicht von Stadt und Land

Gemeint ist, dass die Stadt von Gebührenerhöhungen in diesem Jahr weitestgehend absieht. In Kindergarten- und Müllentsorgung-Angelegenheiten zahlt die Zeche dafür das Land, das anderweitige Verschenken von Mehreinnahmen – etwa bei den Kanal- und Wassergebühren – hat die Stadtgemeinde aber selbst zu tragen. Das tut sie, während sie dieses Jahr mehr auszugeben gedenkt als sie einzunehmen glaubt: In Form eines Abgangs von über 2,1 Millionen Euro.

Der Polster macht's möglich

Das ginge, weil mit Ende 2022 rund 3,8 Millionen Euro übrig geblieben sind. Gstrein verweist dabei einerseits auf eine Überfinanzierung im 2021-Haushalt und andererseits auf eine „enorme Steigerung“ bei den Abgabenertragsanteilen – also dem Teil von Bundeseinnahmen wie Umsatz- oder Lohnsteuer, der den Gemeinden zusteht. 13,65 Prozent mehr waren das im Vorjahr, noch einmal wird sich das aber nicht spielen, sagt der Finanzreferent: Immerhin ist heuer nur eine geringe Steigerung zu erwarten und 2024 lediglich ein Plus von 1,5 Prozent.

Da könne es überhaupt budgetär „heikel“ werden: Auch wegen den davon galoppierenden Kosten für das städtische Personal. 218 Vollzeitstellen sind's heuer, 13 mehr als noch im Vorjahr. Die jährlichen Gesamtkosten steigen derweil um 16,6 Prozent auf 13,2 Millionen Euro. Natürlich erweise das Personal der Stadt notwendige, ausgezeichnete Dienste, aber beim Schaffen neuer Posten werde Zurückhaltung künftig umso mehr adeln, mahnt Gstrein – auch davor, den Verschuldungsgrad nicht über die 50-Prozent-Marke kommen zu lassen, damit der Stadt nicht die Luft ausgeht.

Luxuriöser Glenthof?

6,8 Millionen Euro an geplanten Investition könnten sich heuer aber noch mehr als nur sehen lassen, freut sich Gstrein und glaubt, dass sich kaum eine andere Gemeinde so ein Volumen in diesem Jahr zutrauen kann.

Einer der größeren Brocken in den 2023-Vorhaben ist dabei der Glenthof. Schon länger war geplant, die Sportanlagen des unlängst neu verpachteten Freizeitzentrums zu erneuern. Entsprechende Pläne im März hätten dabei drei neue Tennisplätze sowie zwei Plätze für sogenanntes „Padel-Tennis“zu errichten, erklärt Sportausschuss-Obmann Marco Seelos. Letztes Jahr sei das dann noch einmal unter die Lupe genommen worden, das Ganze wurde ambitionierter, umfassender „und breiter gedacht“, sagt Seelos.

So soll nun nicht nur an den Sport allein, sondern insgesamt an das Freizeitangebot gedacht werden: Das bedeutet Investitionen in die Minigolf-Anlage, ein unentgeltlich zugänglicher Kinderspielplatz sowie das Schaffen eines Zugangs zwischen Glenthof und dem benachbarten Schwimmbad mit Hin-Her-Möglichkeit. 

„Ich glaube, da wird schon ein tolles Angebot geschaffen“, sagt Seelos, der sich in Krisenzeiten dann womöglich die Frage der Imsterinnen und Imster gefallen lassen muss: Braucht's das wirklich, kann das nicht warten, ist das nicht Luxus – um vorgesehene 1,15 Millionen Euro?

„Die Frage ist berechtigt, weil's natürlich ein großes Projekt mit großen Kosten ist“, erklärt der Sportausschuss-Obmann, der's aber auch als gerechtfertigt sieht. Einerseits wären Investitionen in den städtischen Glenthof in den letzten zehn, 20 Jahren verabsäumt, während das Schwimmbad mit 70.000 Eintritten im vergangenen Jahr den besten Sommer der letzten zehn Jahre erlebt habe. Andererseits sei's sinnvoll, auch und gerade in Krisenzeiten in das Freizeitangebot zu investieren, um den Menschen eine kleine Flucht aus dem Alltag zu ermöglichen, sagt Seelos: „Außerdem sind Investitionen in die Sportinfrastruktur immer sinnvoll, um Kinder und Jugendliche die Bewegung näherzubringen, was nicht zuletzt die Gesundheit fördert.“

Luxuriöse Stadthäuser?

Was ist aber mit den 1,3 Millionen Euro, die heuer insgesamt für die städtischen Wohnhäuser im Stadtteil Auf Arzill vorgesehen sind – kann das denn Luxus sein? Wohl eher nicht, geht es doch um Sanierungen, verrät Bauauschuss-Obmann Stefan Handle: „Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Immobilien und den Menschen, die sie bewohnen. Der Sanierungsbedarf ist da und deshalb ist's einfach anzugehen.“

Zu betrachten seien solche Sanierungen quasi als „Hausaufgaben“, wo die Stadt im vorliegenden Fall eh schon ein wenig hinterher hinke, sagt Handle. Vorausgeschaut – und da tatsächlich im Bildungsbereich – wird übrigens auf notwendige Baumaßnahmen in der Volks- und Mittelschule Oberstadt, wo 180.000 Euro für die Vorplanung budgetiert sind. Neugebaut werden will übrigens auch in Bälde der städtische Bauhof, wo 150.000 Euro in Vorplanungen investiert werden. Die Umsetzung des Geplanten wird beim Bauhof auf 10 Millionen Euro und hinsichtlich der Oberstädter Schulen zwischen 15 und 18 Millionen Euro geschätzt.

Luxuriöse Feiern?

Alles Notwendigkeiten also, wie wohl auch die knapp 1,3 Millionen Euro als Imster Beitrag zur Fertigstellung der Erweiterung des Pflegezentrums Gurgltal. Im Vergleich verschwindend gering scheinen da 6.000 Euro für eine Jungbürgerfeier. Als Posten sticht's aber trotzdem durchaus ins Auge, stellt die Summe doch eine zwölffache Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.

Scheint kurios, ist aber durchaus zu erklären – und das nicht nur, weil's 2022 keine Jungbürgerfeier gab, sondern zuletzt 2018, wo im Jahresabschluss dafür 6.100 Euro zu Buche stehen. Überhaupt finde das Feiern der erwachsen gewordenen Imsterinnen und Imster nur alle vier Jahre statt, erklärt Jugendausschuss-Obfrau Pia Walser, und da seien die 500 Euro der Vorjahre einfach ein mitlaufender Posten.

Wann heuer gefeiert wird und wie, ist noch nicht ganz fixiert. Ein wenig anders soll's aber sein: „Der Bürgermeister hat gemeint, wir sollen etwas Lässiges machen“, sagt Walser: „Bis jetzt war's ja immer eher so eine Standart-Veranstaltung im Stadtsaal – also etwas, mit dem sich die Jugend nicht so wirklich begeistern lässt.“

Deshalb soll die Jugend, aufgerufen über die Stadtzeitung, auch mithelfen bei der Ideenfindung. Bislang sei die Rückmeldung noch ein wenig spärlich ausgefallen, aber durchaus in den Karten ist eine Außenveranstaltung „in Sommernähe vor den Ferien“, sagt die Jugendausschuss-Obfrau.

Ob die 6.000 Euro für eine Jungbürgerfeier einen Luxus darstellen, „hängt wohl von der Definition ab“, sagt Walser: „Ich denke schon, dass es das braucht. Es ist eine lässige Vernetzung für junge Menschen untereinander und auch eine Stärkung des städtischen Bewusstseins. Von dem her, finde ich, ist's ein guter Luxus.“

Luxuriöse Spielplätze?

Die Suche nach dem Haar in der Suppe führt zuletzt noch ins Rathaus selbst, wo die Stadtgemeinde doch recht beachtliche 50.000 Euro locker macht – für Toiletten-Anlagen.

Der Luxus-Verdacht mag auch hier täuschen. Denn entstehen soll kein gewöhnliches, sondern vielmehr ein barrierefreies, stilles Örtchen. Deshalb ist's auch ein Anliegen des Ausschusses für Familie, Senior:innen, Inklusion, Diversität und Gemeinwesenentwicklung unter Obmannschaft von Richard Aichwalder. Er begründet die Notwendigkeit: „Die Gemeindestube muss für jede und jeden gleichermaßen zugänglich sein. Wenn es aber keine behindertengerechte Toilette gibt, werden Menschen benachteiligt und das ist nicht zu akzeptieren.“

Ausgehen würde sich heuer nur eine kleinere Variante im Rathaus-Erdgeschoss, der darunterliegende Stadtsaal soll seine barrierefreie WC-Anlagen aber auch noch bekommen. 

Ebenso noch warten müsse der Inklusionsspielplatz in Auf Arzill. Mit den 10.000 Euro im aktuellen Budget ließe sich nur vorplanen, sagt Aichwalder, der die letztendlichen Kosten auf 100.000 Euro schätzt. Dafür ermögliche ein Inklussionsspielplatz mit seinen durchdachten Spielgeräten das, was sonst in der Stadt bislang nirgendsmöglich ist – das auch ein Kind, das sonst auf den Rollstuhl angewiesen ist, spielen kann wie alle anderen.

Luxus sei auch das nicht, sagt Aichwalder, der inklusives Spielen auch an anderen Spielplätzen ermöglichen will: Weil's „essentiell für die Entwicklung von Kindern“ seials Raum für vielfältige Erfahrungen, soziale Interaktionen, Bewegung und frische Luft.“ 

Die Kunst der Zufriedenheit

Seine Zustimmung wird der budgetäre Voranschlag in der kommenden Imster Gemeinderatssitzung wohl erhalten. Zumindest scheint keiner der Befragten so wirklich unglücklich mit dem finanziellen Fahrplan: Finanzreferent Helmut Gstrein freut sich bei positiver Einnahmenentwicklung über die Nicht-Noch-Mehr-Belastung der Imsterinnen und Imster, während Bauauschuss-Obmann Stefan Handle die budgetierten Vorplanungen für wichtige Zukunftsaufgaben wie Bauhof und Schulen begrüßt.

„Legitim, dass nicht immer gleich alles geht“, urteilt der Sportausschuss-Obmann Marco Seelos, der neben den Glenthof-Maßnahmen auch das Angehen des Radwegs zwischen Putzenwald und Weinberg (200.000 Euro) begrüßt – wie auch das Schaffen einer städtischen Pressestelle, die Sinn mache, wenn auch die generellen Personalkosten im Auge zu behalten seien.

„Nichts gestrichen“ im Budget sieht Jugendausschuss-Obfrau Pia Walser hinsichtlich ihres Hoheitsbereichs: „Alles ist so geblieben, wie ich es mir gewünscht habe“, wobei neben der Finanzierung der mobilen und standortgebundenen Jugendarbeit erfreulicherweise auch Mittel bleiben würden, damit der Ausschuss selbst Aktivitäten setzen könne.

„Viele tolle Projekte“ hätte schließlich Richard Aichwalder als Obmann für Familie, Senior:innen, Inklusion, Diversität und Gemeinwesenentwicklung noch gerne im Budget gesehen. Sein tut's aber kein „Wunschkonzert“ und Geld, das nicht da ist, lässt sich nicht ausgeben.“ Zufrieden ist er dennoch, hätten doch „viele unserer kleinen, aber wirkungsvollen Ideen“ ihren Platz gefunden, sagt Aichwalder zieht als Resumee: „Gutes muss nicht immer teuer sein.“

Die Damen und Herren des Imster Gemeinderats

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